sechsundfünfzig

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Würde mich freuen, wenn ihr wieder mit Passagen kommentiert.

Damon ruft an

Na toll. Einen passenderer Augenblick gab es wohl kaum. Nur zögerlich löste ich mich aus Harrys Umarmung und log mit piepsiger Stimme, ich müsse mal. Harry ließ mich los, ich ging in die Toilette und mit klopfendem Herzen schloss ich die Tür hinter mir. Sofort hielt ich mir das Handy ans Ohr in der Hoffnung, er hat noch nicht aufgegeben.

„Hallo." Ein wohliger Schauer durchfuhr mich, als ich seine aufgeweckte Stimme hörte. „Hast du heute schon was vor?" Ich überlegte. Eigentlich nicht, aber wie sollte ich das bloß Harry erklären? „Nein, heute muss dein Glückstag sein." scherzte ich und warf einen Blick in den Wandspiegel.

Dunkelbraunes, glattes Haar, fiel mir fünf Centimeter über dem Bauchnabel, dichte Wimpern umrahmten meine stechend grünen Augen. Mein Gesicht so blass wie das eines Vampirs. Die Stupsnase und meine Augen waren das einzige, was ich an mir mochte.

Nur noch gedämpft drang seine Stimme durch den Hörer. Und ich fuhr zusammen, als er immer lauter und somit energischer wurde. „Rose? Rose, haaaallo bist du noch dran?" Ich räuperte mich. „J-ja, du ich muss jetzt aufhören. Um drei am Café Skittles?" Mit den Fingerspitzen trommelte ich ungeduldig auf dem Keramik des Waschbeckens herum. Das tat ich oft, wenn ich hibbelig und nervös war. Er antwortete nicht sofort und es machte mich ganz verrückt. Nicht mehr lange und Harry würde vor der Tür stehen, Fragen stellen. „J-" Schon hatte ich aufgelegt. Ich atmete auf, gerade nochmal gut gegangen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich versuchte die Tür aufzubekommen. Das war jedoch gar nicht so einfach. Meine Hand zitterten so sehr, dass selbst das ein Problem darstellte. In diesem Moment fühlte ich mich schwach wie nie. Nicht mal eine Tür kriegst du auf. Was bekommst du in deinem Leben eigentlich auf die Reihe?, stellte mir mein Unterbewusstsein die Frage.

Mit butterweichen Knien stand ich dann vor Harry und tastete nach seiner Hand, die er jedoch im letzten Augenblick zurückzog. Seine Stimmungsschwankungen machten mich fertig. Physisch, sowie psychisch.

Ungewollt entfloh mir ein leises Wimmern und ich wich dem bohrendem Blick von Harry aus. Seine Hand tastete an meine Stirn und ließ sie dann abrupt wieder sinken. „Du glühst ja richtig! Du gehörst ins Bett. Morgen ist doch das Konzert. Wir haben uns doch schon so drauf gefreut.. Und jetzt ab ins Bett." Wiederspruch war zwecklos, mir war so heiß, als wäre ich ein dampfender Wasserkocher. Er hörte sich an wie eine besorgte Mutter, doch das behielt ich für mich.

Ohne ein weiteres Wort schob mich mein Freund in Richtung Schlafzimmer, um dann wieder in die Küche zu verschwinden. Weshalb auch immer, legte ich mich erschöpft und unfassbar müde zugleich hin und schloss die Augen.

Wenige Augenblicke später kam er mit einer dampfenden Tasse Kamillen - Tee zurück. Anschließend tapste er lautlos wieder an den Türrahmen zurück, verharrte dort ein paar Augenblicke und musterte mich. Dann verschwand er genauso schnell, wie er gekommen war.

Mein Blick fiel auf den Tee. Na ja, immerhin kein gesüßter. Falsch gedacht. Als ich genauer hinsah, erkannte ich die feinen, jedoch unzähligen Zuckerkörnchen am Boden der Tasse. Mit Absicht nahm ich den Löffel heraus und trank den Tee. Jedoch nur zur Hälfte. Zu groß war die Gefahr, den Zucker mitzutrinken. Was dachte er sich denn dabei? Mich so offensichtlich austricksen zu wollen.

Später schüttete ich den Rest heimlich ins Waschbecken und bemerkte einen Zettel an der Kücheninsel kleben.

Muss nochmal ins Studio. Spätestens morgen früh bin ich wieder da. Aspirin liegen im Schrank neben dem Kühlschrank.

PS. Vergiss nicht, zu essen.

Harry xx

Als ob ich es jemals vergessen hätte, zu essen. Das war reine Absicht, dass ich es mied. Zugegeben, seine Abwesenheit kam mir doch sehr gelegen. So konnte ich ungestört mit Damon ins Café gehen. Sofort ärgerte ich mich wieder über meine Dummheit. Warum habe ich Schaf ein Cafè vorgeschlagen? Sag doch gleich Döner, dass du dir so richtig viel Kalorien reinhaust. Meine flache Hand schlug auf den Tisch, sodass einige Möbel erzitterten.

I hate it to be hungry #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt