fünfundzwanzig

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Alles war verschwommen und so unklar. Ein penetranter Gerucht stieg mir in die Nase. Irgendetwas scharfes.. Desinfektionsmittel! Wo war ich? Doch nicht etwa im Kr.. - Ich wagte es gar nicht, gar an dieses Wort zu denken.

Eine Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „Sie hatten einen Schwächeanfall, Miss." Ich sah auf, meine Augenlider zitterten. Ich schloss die Augen wieder. Mein Atem geriet ins Stolpern, eine Gänsehaut breitete sich aus. Mein Gesicht wurde kreidebleich.

„W-wie bitte?" stotterte ich mit bebender Stimme, meine Knie schlotterten, ich presste sie aneinander. Mein Magen zog sich zusammen, als die ersten Worte seinen Mund verließen. „Sie sind zusammengebrochen, Miss." teilte der junge, braunhaarige Arzt mit neutraler Stimme mit und sah mir mit seinen türkisfarbenen kühl in die Augen. Mein Brustkorb schnürte sich zu, als seine Stimme in meinem Kopf in einer Endlosschleife echote. Kalter Schweiß brach in mir aus, meine Hände wurden nass. Panisch versuchte ich mich krampfhaft zurück zu erinnern, doch da war nichts. Nichts außer ein schwarzes Loch. Doch, da kamen plötzlich sprunghafte Erinnerungsfetzen hoch - ich wollte joggen gehen, immer mehr, immer schneller, immer mehr Kalorien und Fett verbrennen. Dann war alles weg, wie weggewischt, wie ausgebleicht.

„Wir wollen sie noch über die Nacht hierbehalten, um zu sehen, ob sich ihr Blutdruck wieder normalisiert und ihren Kreislauf stabilisieren. Wir haben noch etwas anderes festgestellt. Miss, sie haben Unterg-" Er unterbrach sich selbst und drehte sich um.

„Oh, ich sehe Sie haben Besuch. Wir reden später weiter." schmunzelte mein Gegenüber und deutete zur Tür. Jemand trat ein. Braune, verwuschelte Haare, blasses Gesicht, tiefe Ringe unter den smaragdfarbenen Augen.

Harry.

Der Arzt lächelte flüchtig und schloss die Türe hinter sich. Ließ uns alleine.

„Hey, wie geht's dir?" Kaum ein Flüstern, er räusperte sich, setzte sich auf den Besucherstuhl und blickte starr auf den weißen, glänzenden Boden.

„Gut"

Es war, als ob ich nicht existiere, er nahm mich nicht wahr, er war in seiner eigenen Welt, in seiner eigenen Seifenblase. Abgeschottet von der Außenwelt, abgeschottet von mir.

Seine Augen suchten meine und hielten den Blickkontakt. Es war ein Moment, indem wir für uns waren. Alleine und doch zusammen. Aus irgendeinem Grund war ich nervös, ich hatte keine Ahnung warum. Unruhig trommelten meine Finger auf dem etwas zerknitterten Laken herum und krallten sich in einer Falte im Laken fest. Harry fixierte meine blasse Hand, augenblicklich hörte ich damit auf, lehnte mich zurück und schloss meine Augen.

Seine Hand berührte meine ganz kurz, vielleicht eine Millisekunde und doch fühlte es sich wie eine kleine Ewigkeit an. Ich zuckte zusammen. „Seit wann so schreckhaft, Rose?" Seine Lippen formten sich zu einem gezwungenem Grinsen.

Der Junge vor mir musterte mich, sein Blick blieb an meiner Schulter hängen. Noch nie konnte ich es ertragen so angestarrt zu werden. Dann fühlte ich mich immer so schutzlos. So komisch es auch klingen mochte, doch es war so. Ich schloss die Augen, atmete tief durch und bemühte mich einigermaßen ruhig zu klingen. „Keine Ahnung." Wieder Schweigen, Schweigen, Schweigen! Es machte mich ganz verrückt. Warum war es nur so verdammt schwer ein Gepräch mit ihm anzufangen? Was hatte er nur? Warum war es so anders als sonst? „Ist irgendwas?" Eine steile Falte bildete sich auf seiner ohnehin perfekten Stirn. „Nee, was soll denn sein?" murmelte er ausdruckslos, löste sich aus der Starre und sah mir in die Augen. Ich zuckte mit den Schultern.

Harry durchbohrte mich mit seinen tannengrünen Augen. Tränen sammelten sich in meinen Augen. „Harry ich will hier endlich raus, bitte rede mit dem Arzt." flehte ich meinen Freund an. Sein Blick wurde leer, wieder so, als ob es mich nicht gäbe, als ob ich gar nicht da wäre. Es war, als ob ich aus Glas wäre und er durch mich hindurch sah.

I hate it to be hungry #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt