siebzehn

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»And I know it's a heavy load carrying those tears around. Carring those fears around.«

Missmutig betrachtete ich meinen mittlerweile eiskalten Burger vor mir, während immer und immer wieder ein und derselbe Satz in meinem Kopf herumspukte. Immer wieder dieselbe Frage kreiste in meinen Gedanken herum und wiederholte sich in Dauerschleife. Er war wie eingebrannt in mein Gehirn.

Warum war sie so perfekt und ich das hässliche Entlein?

Warum war es nur so ungerecht? Musste ich mich operieren lassen das Harry mich auch nur annähernd schön fand? Musste ich mein Styling verändern das Harry mich schön findet? Was verdammt noch mal muss ich tun, um diesem Jungen zu gefallen?

Warum ich mir jetzt darüber Gedanken machte? - Ich wusste es nicht. Wahrscheinlich um das alles hier zu verarbeiten. Um darüber nachzudenken. Um klarzukommen. Eigentlich könnte es mir egal sein, ich könnte Schluss machen, mir einen anderen Freund suchen, neu anfangen, Harry hinter mir lassen. Harry die Vergangenheit sein lassen. So tun, als hätte es ihn nie gegeben. Als hätten wir niemals existiert. Weiterleben, als hätte es unsere Treffen, unsere Küsse, unsere Erinnerung nie gegeben. Dabei wusste ich selbst, dass ich mir nur etwas vormachte.

So liebend gerne mein Verstand das gerade getan hätte, konnte ich es nicht. Ich konnte es einfach nicht. Mein Unterbewusstsein verbot es mir.

Ich konnte und wollte Harry nicht ungeschehen machen. Als ob ich ihn nie geliebt hätte. Für manch einen mochte das hier vielleicht komplett absurd klingen, aber ich konnte und würde diesen Jungen niemals vergessen können. Ich glaube, er könnte mich sogar betrügen und ich würde bei ihm bleiben. Das zwischen ihm und mir war etwas Besonderes, ich spürte es. Es ist wie mit einem Magnet bei uns. Harry der Minuspol, ich der Pluspol. Gegenseitig zogen wir uns an, wenn wir aufeinander trafen. Plus zog minus an. Minus zog plus an. Wir brauchten uns einfach und konnten nichts dagegen machen, aber bedeutete ich Harry denn wirklich etwas?

Dachte er auch so oft an mich, wie ich an ihn. Sah er auch nach wie lange ich online war und grübelte dann mit wem ich denn geschrieben hätte. Hat er auch ständig diese unaufhörliche Angst ersetzbar zu sein oder ersetzt zu werden?

Ich hätte heulen können, wenn ich an vorhin zurückdachte. Mit einem Mal fühlte ich mich nackt, schwach, alleine. Währendessen er sich mit der Unbekannten vergnügt hat.

Sie hatte alles was ich nicht habe. Sie war wunderschön, ich nicht. Sie war selbstbewusst, ich hingegen nicht. Sie war schlank, ich nicht. Das ist es was mich am meisten ärgerte, nervte, zermarterte. Sie war so dünn. Warum konnte ich nicht so sein wie sie? Warum war das nicht so? Ich wollte und konnte so nicht mit Harry zusammen sein. Ich wollte es, als schlanke Frau. Als eine für die man sich nicht schämen musste. Als eine von der er von allen Seiten benieden wurde und selbst die Klatschpresse über meine tolle Figur schrieb.

Plötzlich beherrschte ein ganz anderes Thema meine Gedanken. Wir waren so oft aus, im Kino, Restaurant. Was ich Harry damit angetan habe. Was ich damit angerichtet habe. Er musste bei seinen Freunden womöglich schon einen schlechten Ruf haben, weil er mit mir, einem lebendem, fetten Etwas zusammen war. Ich darf nicht mehr mir Harry in die Öffentlichkeit treten, zumindest solange bis ich unter fünfzig habe.

Von einer zur nächsten Sekunde warf ich ohne länger nachzudenken mit einem missbilligenden Blick den Burger in den Müll, die Coke gleich hinterher. Alles unnötige Kalorien, die ich mir schenken konnte. Ich ging nach oben ins Badezimmer und stellte mich auf die kühle Glaswaage. Wie im Trance erstarrte ich und fixierte nur noch einzig und alleine die Zahlenanzeige der Glasplatte, welche mir den Atem raubte. Das konnte und durfte vor allem nicht wahr sein. Völlig in Trance stieg ich herunter und ließ mich an der Türe hinunter. Mein Kinn lehnte ich an meinen hochgezogenen Knien an. Das durfte nicht wahr sein, kreiste es in meinem Kopf in Dauerschleife. Immer wieder diese eine Zahl. Diese eine Zahl spukte in meinen Gedanken herum, kontrollierte meine Sinne.

57,4

Ich schloss meine Augen uns versuche krampfhaft gegen die aufkommenden Tränen anzukämpfen. Ich hätte nie gedacht das mich mein Gewicht so fertig machen würde, doch das tat es. Es schmerzte sogar unbeschreiblich sehr, zu wissen das man eine dicke Person war. Eine Person, die wohl niemals eine Familie werden wird, weil niemand eine fette Person wie mich heiraten wollte. Ich werde wohl alleine, irgendwo in London, dick enden.

Es sei denn ich würde abnehmen. Niemand wollte mit mir zusammen sein und das mit Harry.. Er war nur aus Mitleid mit mir zusammen. Ich stand auf, schob grimmig die Waage unter das Waschbecken und ging in mein Zimmer. Dort lasse ich mich gekränkt auf den Stuhl fallen. Mein Handydisplay blinkte. Meine Finger flogen über das Display um es zu entsperren.

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31 Anrufe in Abwesenheit - alle von Harry

Es tut mir Leid, es war nicht so wie es aussah.

Bitte glaub mir, ich fahre jetzt zu dir!

Was er wollte zu mir? Ich wollte ihn aber nicht sehen. Nicht nachdem was passiert ist. Verzweifelt versuchte ich mich an dem Gedanken zu klammern, dass es nur eine Freundin war. Vielleicht ein Begrüßungskuss ..

Aber trotzdem, wie konnte er das nur tun? Bedeute ich ihm wirklich so verdammt wenig? Es klingelte kurz, ich ging runter. Noch immer in Gedanken öffnete ich die Türe. Ich erstarrte zur Salzsäure.

"Rose lass mich das erklären." Ich verschränkte die Arme ineinander und warf ihm einen herausfordernden Blick zu. Ich presste die Lippen aufeinander, als ob ich verhindern müsse, jeden Moment loszuschreien. "Als wie miteinander geschlafen haben .. es war wunderschön, soviel neue Erlebnisse, bis auf die Nachricht von Ruby, meiner Ex. Sie schrieb das sie mich treffen will, denn falls ich nicht kommen würde, hätte sie dir etwas erzählt. Von wegen ich würde sie noch daten und sie noch antörnend finden - Bullshit." sagte er tonlos und verzog keine Miene. Er atmete tief durch, schluckte hörbar und sprach dann weiter. "Da war nichts Rose. Du bist die einzige." Ich hielt die Luft an.
Konnte ich ihm das glauben?

-

Ich habe überhaupt rein gar nichts gegen dickere, besser gebautere Menschen:)! Wollte ich nur einmal klarstellen. Ich versuche nur Roses Gedanken euch so zu übermitteln das ihr wisst wie sie sich fühlt.

Ich liebe euch! x

Song: I miss you - Ed Sheeran & Good enough - Little Mix

I hate it to be hungry #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt