neunundvierzig

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Nach dem Essen gingen wir klischeemäßig - Hand in Hand inklusive das typisch verschmitzte Lächeln durchwegs auf den Lippen, ins Wohnzimmer. Mein Mund klappte weit auf, als ich den wunderschön geschmückten Weihnachtsbaum mit silberleutenden Lichterkette vor mir sah.

Noch immer vollkommen aus der Fassung, brachte ich nur ein Kompliment heraus und selbst dabei, zitterte meine Stimme. Es sollte nicht abwertend oder abschätzig klingen, aber ich hätte meinem Freund nie im Leben so viel Geschmack wie hier zugetraut. Er schlang die Hände von hinten um meinem Oberkörper und stützte sein markantes Kinn auf meiner Schulter ab. Das es ein wenig weh tat, da ich keine Muskeln mehr - nirgendwo besaß, behielt ich für mich. Alles Fett war bereits von meinem Körper verschwunden, begriff ich erst später. „Bescherung", raunte er dann dich an meinem Ohr und ich lächelte. Schon als Kind und auch noch im Teenageralter war die Bescherung an Weihnachten immer das Highlight vom ganzen Jahr. Aber ich glaube, das ist bei ziemlich jedem Kind so.

„Du zuerst." bestimmte ich und deutete auf das quadratförmig verpackte Geschenk, welches unter dem Baum lag. Mit einem Gesichtsausdruck, den ich nicht deuten konnte, öffnete er den Karton. Pralinen, sehr originell, ärgerte ich mich, Topflappen, (selbst gekauft) da er ernsthaft keinerlei besaß, sowie ein Bild, das ich gemalt habe, welches uns beide darstellen sollte, kamen zum Vorschein. Daraufhin umarmte er mich, küsste meine Wange und ich glaubte, eine Träne im Augenwinkel aufblitzen zu sehen.

Mit klopfendem Herzen riss ich das Papier auf, löste die Schleife und machte die edle Verpackung auf. Meine Fimgerspitzen kribbeln, als ich vorsichtig den Anhänger hervorzog. Ich murmelte völlig weggetreten, wunderschön. Der Lockenkopf deutete mit den Fingern auf mein Dekollté, an dem das Silberstück hing. „Dann ist er nicht mehr so allein." flüsterte er und machte mir schnellen, bestimmten Bewegungen den anderen, fast identischen Schmetterling an meiner Kette fest. In seinen Augen blitzte etwas freudiges auf, als er ein paar Schritte zurücktrat um sein „Werk" zu betrachten. „Ach ja, dein Geburtstagsgeschenk. Alles Gute zum Neunzehnten, Rosalie Lancaster." Der grünäugige zog zwei längliche Papiere hervor. Kein Zweifel - Konzertkarten. Ein kleiner Freundenschrei entfloh mir, als ich sah das sie von meiner Lieblingband waren. Erste Reihe, inklusive Backstagebereich. Das musste ein kleines Vermögen gekostet haben. „Vielen Dank, Harry Styles." schmunzelte ich und nahm seine Hand. Wir gingen zurück zur Couch und ich nippte an meinem Tee. Mit Absicht rührte ich nicht um, da ich wusste, dass Harry in der Küche Zucker hineingelöffelt hat. So dumm war ich nicht, dachte ich triuphierend und schmunzelte.

Zufrieden schmiegte ich mich an seine Schulter, atmete seinen Duft ein, sog ihn regelrecht auf. Ich liebte ihn einfach. Dabei wurde mir jedes Mal leicht schwindelig, bei dem Geruch seines Aftershaves. Behutsam strich er von meinem dunkelbraunen Ansatz durch die Haare, bis in die Spitzen. Unwillkürlich schloss ich die Augen und genoss es. Genoss das hier und jetzt. Nur wir beide zählten, nichts anderes. Alles andere verblasste in diesem Moment gab es nur ihn und mich eng zusammengekuschelt auf der teuren Designercouch von Harry. Seine Wärme ließ mich noch näher an seine Brust kuscheln. Er strahlte solch eine Wärme aus, die Heizung habe ich vorhin nach dem Essen auf die höchste Stufe gedreht und vor uns standen zwei dampfend heiße Kirsch - Marzipan Tees, die himmlisch dufteten. Und trotzdem war mir eiskalt. Es war, als läge um mir eine stahlharte, undurchdringbare Rüstung aus Eis.

Meine Gedanken fielen zurück zu dem Essen. Es war die erste volle Mahlzeit, die ich seit Monaten zu mir genommen hatte. Zwar genoss ich es, roch den würzigen Pfeffer schon von der Pfanne aus, umspielte mit meiner Zunge jedes einzelne Stück Gemüse, zudem wurden zahlreiche Geschmacksknospen wieder aktiviert und trotzdem fühlte es sich falsch an. So falsch, dass ich Bauchschmerzen bekam. Das diese nicht wegen der quälenden Gewissensbisse kamen, sondern aus dem einfach Grund das mein Magen zu klein für solch „enorme Mengen", die ich nur portionsweise am Abend gegessen habe, schlichtweg nicht mehr an dieses Überangebot gewohnt war, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Sein kantiges Kinn streifte meine Nasenspitze, meine Lippen. Er drückte seine Lippen auf die meine und ich roch sein Aftershave, das um Längen besser roch, als jedes andere das ich kannte. Er löste sich nur langsam, behutsam und fuhr dann mit den Fingerkuppen meine Augenbrauen nach. Währenddessen starrte ich wie im Trance auf seine frisch rasierten glatten Wangen.

Wie konnte man nur so schön sein?

Sein Blick blieb an meinen Lippen hängen, als er sachte darüberstrich. In meinem Bauch kribbelte es und ich fühlte mich wie frisch verliebt. Doch - war ich das nicht auch? Ich seufzte lautlos und legte meinem Kopf in Harrys Halsbeuge bis meine Lider schließlich immer schwerer wurden und ich einschlief.

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„Na wenn das mal nicht Harrys Holde ist..." kam es plötzlich dicht hinter mir und ich hielt inne. War das wieder irgendein Stalker? Oder nur ein einfacher Fan? Ich zog meinen Mantel enger um meinen Körper und ließ mir die Haare, welche ich am heutigen Tag schlichtweg offen gehalten habe, tief ins Gesicht fallen. Da war sie wieder. Diese Stimme, sie forderte, mich endlich umzudrehen. Ich wusste nicht warum oder weshalb ich es überhaupt tat, aber ich tat es. Nur zögerlich wandte ich mich zu den Stimme um. Innerlich betete ich, bitte, bitte nicht wieder ein Fotograf. Das Glück schien einmal mit mir zu sein und ich entdeckte keine Kamera in seiner Hand. Vor mir stand ein schlanker junger Mann.

Zierliche Statur, viele Tattoos, roch stark nach Nikotin und hatte Haare schwarz wie die Raben und die Haut weiß wie Schnee. (stolen from Snowwhite and the Huntsman, höhö) Das Aftershave roch verboten gut und seine Haare schienen frisch gestylt zu sein. „Malik mein Name, Zayn Malik." stieß er schließlich hervor und seine unnatürlich weißen Zähne blitzten auf. Er grinste vielsagend und schüttelte mir anschließend ganz höflich die Hand. Seine Hand war eiskalt, genauso wie meine. Obwohl meine Hände und generell mein ganzer Körper durchwegs kalt war. Dann deutete er auf die blondhaarige Frau, welche neben ihm stand. „Perrie", sagte sie zögerlich und lächelte warmherzig. Abermals schüttelte ich auch ihre Hand, begrüßte sie. Dann fuhr der blasse junge Mann fort, „Harry hat schon viel von dir erzählt. Er redet und redet und redet stets von dir. Der Kerl ist regelrecht besessen." Die Blonde Schönheit schmunzelte, „Ob du auch mal so wirst wie er..." Dieser schlang die Arme von hinten um sie. „Das bin ich doch schon längst, Süße." murmelte er, umspielte liebevoll mit dem Zeigefinger eine lange, helle Haarsträhne von seiner Freundin und küsste sie. Hastig sah ich weg.

Lange, zu lange, war es her, dass Harry mir solche zärtlichen Worte ins Ohr geflüstert hat. Abgesehen vom gestrigen Abend, er war wunderschön. Insgeheim wollte doch jede Frau soetwas von ihrem Partner hören. Ich sah wieder zu den beiden und zwang mich zu einem Lächeln, was mir nur halbwegs gelang. „Na dann.. Bis dann, hat uns gefreut, Rose. Merry X-Mas, auch wenn's ein bisschen spät kommt." Zayn war gerade dabei sich eine Zigarette anzuzünden, als er mir dann grinsend, mit der Kippe zwischen dem Lippen, erneut die Hand gab. Dann nahm er die Zigarette in die zwischen die knochigen Zeige- und Mittelfinger, gab mir einen sachten Kuss auf die Handfläche und grinste breiter als ohnehin schon. Mir wurde warm, als ich mich umdrehte und weiterlief. Ich glaube Perrie noch „Spinner", murmelt zu hören. Keine Sekunde später schrie das erste Mädchen, mehr und mehr taten es ihr gleich. Als ich mich umdrehte war es mehr als nur eine Menschentraube, die sich um die beiden gesammelt hat.

Als ich mit blau-rot gefärbten Händen die Tür von Harrys Wohnung aufsperrte, stieg mir ein fremder Geruch in die Nase. War jemand da? Etwa ... Ruby? Beklommen entkleidete ich mich meines Mantels und warf die Schlüssel in die Jackentasche.

Vor ihm standen zwei kräftig gebaute Typen, die so aussahen als ob sie den ganzen Tag im Fitnessstudio verbrächten. „Wer sind diese Männer?" war alles, was ich zustande brachte. Meine Stimme war heißer. Nicht mehr als ein kehliges, zaghaftes Flüstern. Harry ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Suchte nach Worten. „Das sind Securitymänner. Sie werden auf dich aufpassen. Richtig aufpassen, nicht so wie ich." Er lachte leise und ich verstand den letzten Satz nicht. Ich öffnete den Mund, wollte protestieren, mich aufregen, zustimmen, egal was, nur etwas sagen. Doch kein Ton verließ meinen Mund. Ich war wie zur Salzsäure erstarrt. Die beiden stellten sich mir als James und Ashton vor.

„Es ist nur zu deiner Sicherheit, meine Liebe." murmelte er, kam auf mich zu, küsste mich auf die Stirn mit dem Blick auf die beiden Männer gerichtet, die jede noch so kleine Bewegung beobachteten.

Harold, Harold, Harold was machst du nur für Sachen?Ach du heilige Sch... bei uns hat es heute geschneit. Ohne Witz ich habe mich gefreut wie ein Schnitzel und habe geschrien. Ich kann das gar nicht glauben.. Was habt ihr alles zu Weihnachten bekommen? :)

I hate it to be hungry #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt