siebenundzwanzig

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Mir wurde immer übler. Panisch riss ich die Augen auf und hielt mir die Hand vor den Mund. So schnell wie die Übelkeit gekommen war, verschwandt sie auch wieder. Zum Glück musste ich mich nicht übergeben. Langsam taumelte ich zurück ins Bett und lag ewig wach vor Kopfschmerzen. Ich nahm das halbvolle Wasserglas und trank es hastig in einem Zug aus. Ich hätte den roten Notfallknopf direkt neben meinem Bett drücken können, doch eine Krankenschwester wollte ich nicht holen, sie würde mir dann zwar ein Aspirin geben, doch sie würde das dem Arzt sagen müssen. Und auf eine Predigt von diesem Arzt hatte ich absolut keine Lust. Also versuchte ich unter Kopfschmerzen und Schwindel einzuschlafen, was mir nach einer halben Ewigkeit endlich gelang.

Ein Rumpeln riss mich aus den Gedanken. Ich blinzelte und schlug die Augen auf. Die Frau, die das mir gestern das Essen gebracht hat, trat ein. Der Gesuchtsausdruck diesmal noch grießgrämiger als am gestrigen Tag, dabei wunderte ich mich, wie man noch grießgrämiger schauen konnte und nahm endlich das Tablett mit, stellte mir ein neues hin und knallte mir einen Stapel auf das Bett. Wahrscheinlich Zeitungen. Ich hatte mich geirrt, es waren Modemagazine und Frauenzeitschriften. Das sie hier soetwas hatten, wunderte mich. Sie schlug wortlos die Tür hinter sich zu und es ertönte wieder das Klackern vom Essenswagen. Ich laß, was auf der Karte stand. Immerhin, klang es zumindest um einiges besser als gestern.

Vollkornbrötchen mit Marmelade und Orangensaft

Na ja, immerhin Vollkorn, dachte ich und ließ meinen Kopf zurück ins weiche Kissen fallen. Das Tablett beachtete ich nicht weiter, ich wollte nichts essen. Das war mir zu kalorienreich.

Ich schlug die erste Zeitschrift auf und blätterte etwas darin herum. Rezepte, Rezepte und dutzende Bilder von Essen. Alles mögliche. Von Karottensuppe bis hin zu Schokoladentorten. Mein Magen meldete sich, bei dem Bild von Crème Brûlée erneut und knurrte lauter als zuvor. Schnell blätterte ich weiter und zwang mich an etwas anderes als an Essen zu denken.

Ich verschränkte meine Arme hinter dem Kopf und sah aus dem Fenster hinaus. Dicke, große Regentropfen perlten an dem riesigem Fenster ab. Mit meinen Finger fuhr ich mir durch die braunen, fast schwarzen Haare. Ich wollte endlich hier raus. Ich fühlte mich wie in einem Gefängnis. Aber jammern bracht ja nichts. Seufzend wandt mich wieder der Zeitschrift zu und blätterte weiter. Plötzlich fing ein 2 - seitiger Artikel meine Aufmerksamkeit.

Tigh Gap - Gefährlicher Trend wird immer mehr gehypt. Doch wie gefährlich ist er wirklich? Stars wie Cara Delevigne und Barbara Palvin zeigen immer mehr ihre Lücke zwischen den Knien. Viele junge Mädchen eifern diesem Trend nach und hungern deshalb bis zum Limit.

Ich wollte diesen Krampf nicht mehr weiterlesen. Nur noch die Bilder ansehen. Cara, gerade mit einer Michael Kors Handtasche in die Hand, ich schmunzelte, kurzer schwarzen Hotpants und High Heels. Die Lücke zwischen den Oberschenkeln war riesig. Ich schloss die Augen. Mein Atem war unregelmäßig. Ich öffnete die Augen wieder und sah zu Barbara. Weißes Top, schwarzer Minirock, schwarz - weiße High Heels. Mein Gott diese Beine. Natürlich wusste ich, dass sie alle einen oder sogar mehrere Personal - Trainer, Köche und und und hatten, doch der Wunsch solche Beine und diese Figur zu haben, fesselte mich und ließ mich einfach nicht los. Meine Finger berührten das Hochglanzpapier und strichen deren Beine entlang. Was würde ich nur dafür tun, um solche Beine zu haben. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von den Models lösen, sie waren einfach so schön. Mein Atem bebte.

Da fiel mir ein, dass ich ja mein Handy dabei hatte. Na ja okay, ich wusste nicht, wo genau es war, aber als ich joggen war, hatte ich es in meiner Jackentasche. Fieberhaft überlegte ich, wo es sein könnte. Plötzlich kam mir eine Idee und ich stand auf. Gespannt öffnete ich den Kleinen-Minikleiderschrank. Ein riesiger Stein fiel mir vom Herzen, als ich meine Joggingshose, - schuhe, sowie die Jacke erblickte. Schnell fand ich mein Handy unversehrt.

I hate it to be hungry #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt