dreiunddreißig

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Verkrampft krallte ich meine Fingernägel, die sich weiß färbten, in den Saum meines grün-schwarzen Laufshirts und das so lange, bis es weh tat. Doch ich spürte den Schmerz gar nicht, nein. Alles was ich spürte war Wut. Wie konnte er nur? Wieder wanderte mein Blick an Harry vorbei, glitt über ihn und verharte dort. So gut wie alle Schränke waren aufgerissen, die Toastpackung, die noch ein paar alte Toastscheiben beinhaltete lag zerknittert auf dem Boden. Mein Blick haftete darauf, als ob sich dadurch ein Loch unter mir breit machen würde. Inständig bittete ich darum und wartete vergebens darauf, doch natürlich geschah nichts. Mein Oberkörper zitterte, als ich erneut zu meinem Freund aufsah und ich schlang mir die Arme um meine Brust.

Seine Hand umklammerten noch immer felsenfest meine Diätbutter, Magermilch und den fettarmen Quark, von dem ich mir nach einer Sporteinheit einen kleinen Teelöffel nahm, jedoch nur, wenn es nicht gerade abend war. Zu dieser Uhrzeit setzte das Fett ja bekanntlich am schnellsten an. Plötzlich warf Harry die Lebensmittel mit aller Kraf und einer Wucht auf den PVC, sodass ich erschrak, als ein komisches Geräusch erklang. Wie auf Knopfdruck wurde ich kreidebleich und zuckte zusammen, als ich sein wutverzerrtes Gesicht sah. „WAS SOLL DIESE VERDAMMTE SCHEISSE?" schrie er und die Art und Weise, wie er mit mir sprach, verletzte mich mehr als mir lieb war. Sein Gesicht lief hochrot an und glich der Farbe von Ketchup.

Seine Lippen waren zu einem schmalen Strich geworden, die Augen vor Wut zusammengekniffen und ich sah, wie sehr er sich beherrschen musste, nicht irgendetwas zusammenzuschlagen. Noch immer saß mir die Angst im Nacken. Wie im Trance stierte ich entsetzt auf den riesigen weißen Fleck, der sich wie ein ausgebrochenes Feuer in einem dürretrockenem Wald auf meinen Boden ausbreitete.

Zorn flammte in mir auf, die Angst wandelte sich in Wut um und breitete sich rasant in meinem Körper aus. Tief holte ich Luft. „Sag mal was ist eigentlich dein Problem, Harry? Es ist doch mein Leben!" entfuhr es mir und meine Stimme fiel schrill nach oben. In seinen Augen blitzte Wut auf, er wollte etwas erwidern, doch ich kam ihm zuvor.

„Misch dich nie wieder in meine Sachen ein!" Aufgebraust funkelte ich ihn wütend an. Verachtend schnaubte der Junge mit den Locken auf. „Misch dich nicht in meine Sachen ein." äffte er mir nach und machte mich damit nur noch zorniger. Allmählich wurde ich ruhiger. Vielleicht durch die betretende Stille, vielleicht weil seine Fäuste nicht mehr geballt waren, ich wusste es nicht. Unruhig und nervös zugleich spielte ich an meinem silberfarbenden Schmetterlingsanhänger herum. Das alles hier schien mir gar verrückt zu machen. Das Zittern hatte noch kein bisschen nachgelassen, nein, es wurde sogar schlimmer, sodass ich mich an der kleinen steinernen und kühlen Kücheninsel festklammern musste.

Hörbar schluckte ich. Sein Gesicht war vor Wut noch immer rot gefärbt. „Hör zu", fing er erneut an, diesmal jedoch mit viel weicherer Stimme und genau das, machte ihn wieder zu dem Harry, den ich über alles liebte. „Mir ist es nicht egal, nein. Ich kann doch nicht tadellos zusehen, wie gerade dein ganzes Leben den Bach hinuntergeht - und das immer und immer rasanter. Mein Gott, du merkst ja nicht mal mehr was, so weg bist du schon!" Aufgebracht fuhr er sich durch seine Locken, die störrisch auf seiner Stirn klebten.

Trocken lachte ich auf, löste mich von dem Anblick und ignorierte die Worte zuvor. „Seit wann interessiert es dich, was ich tue?"

„Tu doch nicht so! Verdammt nochmal, mich hat es immer interessiert was du tust. Das ist normal in einer Beziehung, Rose!" explodierte mein Gegenüber und schlug so sehr auf die Kücheninsel, sodass ich sogar die Erruption spürte.

Lange Zeit herrschte Stille und ich ließ mir Zeit mit meiner Antwort. Unruhig trommelten meine Fingerkuppen geräuschlos auf der glatten Steinplatte. Ich musste sie genau durchdenken. Sie durfte ihn auf gar keinem Fall noch wütender machen, nein, sie musste ihn gar beruhigen. Harry schien angestrengt nachzudenken und blickte nicht einmal auf, als ich sprach. „Ich werde mich ändern, ab heute werde ich wieder mehr essen, versprochen. E-es tut mir so Leid, Harry." hauchte ich mit bebender Stimme. Ich wusste, dass ich log, doch ich musste ihn in Hoffnung wiegen, ich musste einfach!

„Und wer sagt, dass ich mich auf dieses leere Versprechen verlassen kann?" Seine smaragdgrünen Augen durchbohrten mich nun mit seinem Blick. Kein einziger Laut entwich meinem Mund, ich wusste keine Antwort auf seine Frage. Stille legte sich wie ein unsichtbares Tuch über uns.

„Zieh dich um, dann gehen wir zum Kirmes." Zuerst stutzte ich, doch er sagte dies mit so eine Stimme, die keinen Widerspruch duldete. Draußen schien die Sonne, wie an manchen Sommertagen. Ich konnte unmöglich eine lange Hose anziehen. Obwohl ich dagegen war, meine dicken Beine so zu präsentieren, zog ich mir eine geblumten Hotpants an, wusch mich, drehte mir mit dem Lockenstab Locken. Dann setzte ich mir meine schwarze Sonnenbrille auf, genauso wie es Harry immer tat, wenn er auch nur einen einzigen Schritt nach drausen ging oder sich die Füße vertrat. Das hatte mir mein Freund erst letztens eingeschärft.

Sprich mit niemandem, den du nicht kennst, wenn Fans kommen, sei stets freundlich, egal was sie tun und wenn Papparazis kommen, renn so schnell du nur kannst!

Harrys Hand war fest in meiner verschränkt, als wir durch den Kirmes schlenderten. Die zahlreichen schwarz gekleideten Bodyguards um uns herum, erregten mehr Aufmerksamkeit, als die größte Attraktion hier. Eigentlich schon verrückt. Als Fan, hier zwischen all den Menschenmassen, sowie Begleitwächter hindurch zu kommen und mit Harry ein Bild zu machen, erschien nicht nur unmöglich, es war unmöglich.

Für jeden anderen wahrscheinlich ein Erlebnis - für mich Horror. Stündig dieser penetranter Geruch von Zuckerwatte, Popcorn und anderen kaloriengeladenem Zeug.

Plötzlich erfüllte lautes Gekreische den Kirmes. Ich fuhr zusammen.

„Harry heirate mich!"

„Ich will ein Kind von dir, Harry!"

waren noch die normalsten Sprüche, die meinem Freund zugerufen worden sind. Schnell versteckte ich mich zwischen einer von den zahlreichen Menschentrauben, die sich um ihn gebildet haben, zog mir die Sonnenbrille noch tiefer ins Gesicht und beobachtete das Geschehen. Völlig in den Anblick versunken, riss ich mich los und bemerkte, dass ein Großteil der sogenannten „Directioner" verschwunden waren.

Vorsichtig ging ich ein paar Schritte auf ihn zu. Ein schiefen Grinsen fand auf seinem Gesicht Platz, ehe er meine Hand nahm und wir weitergingen. Die völlig in schwarz gekleideten Männer hinter, neben und vor uns, wich nicht für eine einzige Sekunde von uns. Harry ging auf einen Stand zu, ich blieb davor stehen und sah auf meine Schuhe, die um einiges interessanter erschienen. Eine Hand packte mich am Handgelenk und zog mich zu einem kleinen weißem rundlichem Plastiktisch.

Wieder lautes Gekreische, doch diesmal galt es nicht Harry, sondern irgendeinem Sänger, der gerade in dem riesigem Zelt einen Song performte. Von hier drausen konnte man jedes Wort des Liedes verstehen und ich musste mich anstrengen, mein Gegenüber auch nur halbwegs zu verstehen. „Wie findest du es bis jetzt?" Er nahm meine Hand und verschränkte unsere Finger ineinander. Ich mochte es, es war ein schönes Gefühl. Wie, als ob die Welt angehalten wäre und es nur das jetzt und hier gäbe.

„Mir gefällt's!" log ich und versuchte dabei nicht meinem Freund ins Gesicht zu schreien, doch bei dieser Lautstärke blieb einem nichts anderes übrig. Er nickte und lächelte schwach. Mit einem Mal wurde es still.

Die nächsten Worte verstand ich klar und deutlich. „Los, beweiß es mir das du es Ernst meinst." Auffordernd schob er mir den Plastikteller mit dem Nutella gefülltem Crêpe hin. Überfordert wich ich ein paar Schritte zurück. Die Sicherheutsleute standen nicht mehr, wie gewohnt neben mir. Leute rempelten mich an, riefen mir zahlreiche Schimpfwörter zu, doch das bekam ich gar nicht mit. Es war wie, als ob es nur noch mich, Harry und diese Zuckerbombe gäbe. Die Situatuion schien aussichtslos. Die panische Angst, schnürte mir die Kehle zu.

Was sollte ich nur tun?

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Frage: Wie denkt ihr, wird Rose reagieren? :)

Widmung: @deadininsanity, dein Kommi war so unglaublich . .

Das nächste Kapitel habe ich schon angefangen, es wird in den nächsten Tagen kommen.

Nina x

I hate it to be hungry #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt