4. Kapitel

819 30 0
                                    

Warme rauchige Luft kam mir entgegen. Der Raum war voll mit Menschen, die tranken und sich unterhielten. Im Hintergrund lief Musik und Gelächter füllte den Pub.

"Oh Elena! Antoine! Schön euch zusehen! Die Anderen sind hinten beim Darten." Eddie kam mit ausgestreckten Armen auf mich zu und gab mir rechts und links ein Begrüßungsküsschen auf die Wangen. Er hatte rötlich-graue kurze Haare und schob einen Bierbauch vor sich her.

"Hey Eddie! Wo ist Alba?"

"Sie ist bei ihrer Schwester heute Abend. Urlaub!" Er lachte, drehte sich dann um, als er seinen Namen hörte und sagte: "Ich muss wieder. Das Guinnes fließt und fließt." Eddie zwinkerte mir zu und verschwand hinter seine heilige Theke.

Ich sah zu Antoine, der mir mit einem Nicken zeigte, dass wir zu den Anderen gehen sollten.

Er drängelte sich an mir vorbei, nahm meine Hand und verschränkte unsere Finger ineinander. Ich ließ mich von ihm durch den Pub ziehen. Immer wieder faszinierten mich diese Räumlichkeiten. Überall reichlich irische Deko: von Fahnen bis Trikots von großen Fußballmannschaften, von alten 'Guinnes'-gläsern und alkoholischen Flaschen bis zu irischen Landschaftsbildern. Es hatte Charme, es war gemütlich und so gar nicht spanisch. Alles war in Dunkelgrün gehalten. Eddie setzte einfach auf die kleinsten Details. Ich fühlte mich jedes Mal sehr wohl.

Es gab zwei Räume, die jedoch nicht abgetrennt voneinender waren. In dem Vorderen lag die Theke mit vielen Tischen und einer Bühne, auf der Livemusik spielte , während in dem zweiten Raum zwei Billiardtische standen und vier Dartscheiben hingen. An den Seiten standen Stehtische und Barhocker. Von dem einen Raum zum Anderen kam man über eine Treppenstufe, über die ich stolperte, als Antoine mich hinter sich herzog.

"Ey! Anto! Nicht so dolle!" Lachend und polternd kam ich hinter ihm zum stehen, denn er stoppte ruckartig.

"Kann ich was dafür, wenn du zu langsam bist, alte Frau?" Sein typisches Antoinegrinsen lag auf seinen Lippen und er strahlte mich an. Er war echt unglaublich süß. Was süß?! Nein, nein. Er war ein Freund. Mein bester Freund.

Ich schüttelte leicht den Kopf, um die Gedanken aus meinem Kopf zu bekommen, wurde dann jedoch von einer quirligen Stimme und einer festen Umarmung überrumpelt.

"Hey! Schön, dass du doch mitgekommen bist!" Carla ließ mich gar nicht mehr los.

"Ich freu mich auch, aber gleich kriege ich keine Luft mehr," lachte ich und sie lockerte sofort ihren Griff. Sie war groß und hatte dunkle Locken, die ihr über die Schulter sprangen. Goldene Creolen und eine Statementkette rundeten ihr Outfit ab. Ihr grünes Oberteil passte wie immer perfekt zu ihrem Taint und ihren Augen. Die Männer in diesem Raum konnten die Blicke nicht von ihr reißen. Ich konnte verstehen, wieso. Sie sah wie immer umwerfend aus.

Sie wendete sich von mir ab und umarmte Antoine. Hinter ihr stand Logan. Mit ihm war ich schon seit dem Sandkasten befreundet und er hatte eine On-/Off-Beziehung mit Carla. Ich fand es immer süß, wenn sie so taten, als würden wir das alles nicht mitbekommen.

Doch oft genug gingen sie zusammen nach Hause. Antonie und ich amüsierten uns darüber, aber wir spielten mit. Wenn die Beiden es offiziell machen wollten, dann werden sie es uns sagen, da waren wir uns einig.

Logan war groß und dunkelhaarig, hatte markante Gesichtszüge und arbeitete in einer Anwaltskanzlei. Er studierte Jura und versuchte sich, durch diese Arbeit, sein Studium zu finanzieren.

Er hatte ein hellblaues Hemd an und eine enge Jeans. Dazu Slipper in hellbraun und einen dazu passenden Gürtel. Wie gesagt, Carla und er passten perfekt zueinander.

Bei dem Gedanken musste ich Grinsen.

"Oh, ich bekomme zur Berüßung gleich ein Elena-Lächeln." Er nahm mich in den Arm.

"Immer doch, wenn ich dich sehe." Ich lächelte ihn weiter an und bekam ein ebenso fröhliches Grinsen zurück.

"Na dann, kommt mal mit! Wir spielen gerade Dart. Wer gegen wen?"

"Lass uns ne Münze werfen!", schlug Carla vor und kramte in ihrer Tasche.

"Warte ich habe nen Euro!" Antoine nahm eine Münze aus seiner vorderen Jeanstasche und gab sie Carla.

"Okay, danke. Also die Jungs stehen fest. Jetzt die Frage: Wer spielt mit Logan zusammen? Kopf für dich, Elena und Zahl für mich." Sie warf den Euro in die Luft und fing ihn geschickt mit ihrer anderen Hand wieder auf. "Zahl. Also Logan dann wollen wir die Beiden mal fertig machen!" Sie schenkte Logan ihr schönstes Lächeln, hakte sich bei ihm unter und ging zur Dartscheibe.

"Hah! Das glaubt ja auch nur ihr! Wir werden euch alt aussehen lassen, richtig?" Antoine sah mich an und zwinkerte mir zu.

"Klar doch!", erwiderte ich und nahm mir Dartpfeile.

Ich setzte mich erst einmal auf einen Barhocker, während Carla die erste Runde spielte. Eddie kam zu uns und fragte uns nach unseren Getränken.

Antoine antwortete: "Wie immer! Und 4 Alien Brain." Alien Brain war ein Schnaps mit Baileys und Wackelpudding. Ich weiß, es hört sich komisch an, aber der schmeckt unglaublich gut.

"Gibt es etwas zu feiern, Anto?", fragte ich überrascht, da wir sonst nie gleich am Anfang Schnaps trinken.

"Ja, kann man so sagen." Ich gab ihm die Pfeile und er stellte sich vor die Dartscheibe.

"Echt? Was denn?", fragte Carla, die sich nun zu mir setzte.

"Saisonanfang," sagte er knapp.

"Also wenn ich mich nicht täusche, dann haben wir den letztes Jahr nicht gefeiert," sagte ich und lachte.

"Stimmt. Ich bin aber dieses Jahr für die nächsten Vorbereitungsspiele der Nationalmannschaft eingeladen worden. Gestern kam der Anruf." Er hatte ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen.

"Oh cool, ich freu mich für dich!" Ich stürmte auf ihn zu und umarmte ihn. Auch Carla und Logan beglückwünschten ihn.

"Danke, Danke. Ich möchte diese Chance definitiv nutzen."

"Das kriegst du hin! Na dann, lasst uns mal einen darauf trinken," sagte Logan, denn genau in diesem Augenblick kam Eddie und brachte uns unsere Getränke.

"Auf dich, Anto!" Wir stießen an und jeder kippte den Kurzen mit einem Schluck runter.

"Immer wieder lecker!", stieß Logan aus und schüttelte sich kurz.

Danach ging er zu der Dartscheibe und fing wieder an zu spielen.

Antoine stellte sich zu mir und wir stießen mit unserem Guinnes an. Ein kurzes Klingen erklang, als sich unsere Gläser berührten.

One Way. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt