37. Kapitel

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Als wir im Krankenhaus ankamen, warteten schon die zwei anderen Familienmitglieder Durant am Bett von Theo auf uns. Lola und Céline.
"Maman! Er ist wach!", kam Lola auf ihre Mutter zu gerannt und umarmte sie. Schnell verschwanden sie ins Zimmer. Antoine drehte sich kurz zu mir.
"Elena, es.."
"Ist schon okay. Es war ein Fehler, wie du sagtest. Jetzt lass uns für Theo da sein. Er braucht uns," sagte ich ernst und ging an ihm vorbei.
"Ich will nicht, dass es so zwischen uns ist."
"Das hättest du dir vorher überlegen sollen."
"Du hast mich geküsst."
"Das ist jetzt nicht dein Ernst! Du weißt ganz genau, dass du auch hättest aufhören können, wenn du es nicht gewollt hättest. Ich möchte jetzt nicht weiter darüber reden, weil ich sonst richtig wütend werde und ich möchte nicht zu Theo rein, wenn ich mich so fühle. Also lass es einfach!" Die Wut stieg in mir auf, umso länger ich redete.  Eigentlich wollte ich nur noch weg.
Ich öffnete die Tür und musste meine Tränen runterschlucken.
Als ich eintrat, sah ich Theo gezeichnet vom Unfall in seinem Bett liegen.
"Elena." Leise sprach er meinen Namen aus und versuchte sich aufzusetzen, was ihm nicht gelang ohne ein Schmerz verzerrtes Gesicht zu machen.
Ich ging zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange, als ich die Tür hinter mir zugehen hörte. Als ich aufsah, blickte ich in Antoine's Augen. Er setzte sich auf die gegenüberliegende Bettseite und sein Gesichtsausdruck spiegelte Traurigkeit und Schmerz wieder.
"Es ist schön, dass ihr alle hier seid," bedankte Theo sich bei uns. Ich stellte mich etwas weiter hinten im Raum hin und auf dem Weg dort hin drückte Lola mir die Hand.
"Clarisse?," sprach ich sie leise an. "Ich werde dann wieder zurück fliegen. Carla hat mir ein Ticket gebucht." Im Augenwinkel sah ich Antoine's Kopf hochschnellen. Er hatte es also mitbekommen. Auf dem Weg hier her hatte ich Carla darum gebeten mir ein Ticket zu buchen. Sie wollte zwar wissen, wieso ich so schnell zurück wollte, doch ich bat sie um Geduld.
"Okay, meine Süße. Soll dich Antoine zum Flughafen bringen?"
"Nein," sagte ich ernst und laut. Vielleicht etwas zu sehr, da alle Augenpaare auf mich gerichtet waren. Doch ich fragte mich immer wieder, was mehr wehtat. Gehen oder bleiben?
Ich verabschiedete mich bei allen mit einer Umarmung, bis ich bei Antoine ankam. Er war der Letzte. Ich stand vor ihm und wusste nicht, wie ich mich Verhalten sollte.
"Ich bringe dich noch nach Unten zum Taxi," sagte er, aber ich schüttelte den Kopf.
"Nicht nötig." Ich wandte mich an Theo: "Werde wieder ganz gesund, hörst du? Hast uns allen ein riesigen Schrecken eingejagt. Mach das nie wieder!"
Er lächelte leicht. "Versprochen."
Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn und drückte seine Hand, die in einem dicken Gips verbunden war.
Dann verließ ich den Raum. Ohne, dass ich mich bei Antoine verabschiedete.
Ich ging mit Tränen in den Augen den Gang herunter.

Ein paar Stunden später holte mich Carla vom Flughafen ab. Ich stieg in ihr Auto und sie sah mir schon an meinem Blick an, dass etwas passiert war.
Ich seufzte und erzählte ihr, was passiert war. Dabei tat mein Herz so unglaublich doll weh, dass ich dachte, es zerspringt.
"Ich bringe ihn um! Was fällt ihm nur ein?" Sie schüttelte den Kopf.
"Lass uns nicht mehr darüber reden. Ich bin müde."
"Okay, aber eine Sache solltest du vielleicht doch wissen: Simon war bei euch im Restaurant und Nico sagte ihm, dass du spontan zu Antoine geflogen bist. Er war etwas... geschockt."
Ich riss die Augen auf. "Scheiße! Könntest du mich zu ihm fahren?" Panik brach in mir aus. Ich hatte ihn komplett vergessen.
"Klar, aber was willst du ihm sagen?"
"Die Wahrheit," sagte ich knapp.
"Das mit dem Sex mit Antoine auch? Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist," gab sie zu bedenken.
"Ich muss ehrlich sein."

Aufgeregt und mit einem riesigen schlechten Gewissen trat ich von einem Bein auf das Andere vor Simon's Haustür. Die Sekunden nach dem Klingeln zogen sich so sehr in die Länge, dass ich mich schon umdrehen wollte, um zu gehen. Doch dann öffnete sich die Tür und Simon stand vor mir.
"Komm rein."
Ich war so überrascht, dass er mich sofort reinbat, dass ich ohne was zu sagen, reinging.
"Simon, ich muss mich entschuldigen. Ich hätte anrufen sollen. Theo, der Bruder von Antoine, ist verunglückt. Ich musste hin. Es tut mir leid, ich war so unter Schock, dass ich nicht darüber nachgedacht habe."
Er nahm meine Hände und zog mich an sich in eine Umarmung.
"Es ist schon gut. Ich verstehe dich."
Ich löste mich und ging ein paar Schritte zurück. Ich fuhr mir mit den Fingern durch die Haare.
"Das ist noch nicht alles. Ich habe es nicht verdient hier zu stehen. Ich habe dich nicht verdient."
"Egal, was du jetzt sagst, es ist mir egal." Er schüttelte den Kopf. "Wir sind nicht zusammen. Du hast keine Verpflichtungen mir gegenüber." Es hörte sich an, als würde er schon wissen, was passiert war.
"Doch! Ich will dich nicht verletzen, aber das tue ich. Ich war sehr aufgewühlt und dann kam Eins zum Anderen. Ich kann mich nur entschuldigen. Das ist nicht zu verzeihen."
"Elena, klar verletzt es mich. Das kann ich nicht abstreiten. Aber wie ich schon sagte, du hast keine Verpflichtungen mir gegenüber. Wir haben uns gerade erst angenähert und für mich hat sich nichts geändert. Außer natürlich, wenn sich dadurch etwas für dich geändert hat." Ich schüttelte energisch den Kopf.  Er kam näher auf mich zu und drückte mich.
"Ich weiß nicht, was ich sagen soll."
"Sag einfach nichts." Er legte sanft zwei Finger auf meinen Mund und küsste mich auf die Stirn.
"Ich bin einfach nur froh, dass du bei mir bist," murmelte er leise.

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