49. Kapitel

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Carla kaufte das Kleid und ich war mir hundertpro sicher, dass sie die schönste Braut der Welt sein würde. Wir verbrachten noch den Abend miteinander und ich wunderte mich, dass sie nicht nochmal nachfragte, was mit Antoine war. Sonst war sie viel neugieriger, aber ich wollte auch gar nichts erzählen, es war ihr Tag.
Ich musste langsam damit klarkommen.

Die Wochen flogen nur so an mir vorbei. Im Restaurant war wieder etwas mehr los und die Rückrunde im Fußball fing wieder an. Ich verfolgte dies zwar nicht, da ich Abstand brauchte, aber kriegte es halt durch meinen Vater mit. Er regte sich nämlich ständig auf, dass Antoine seine Form nicht hatte und generell früher alles besser war. Sie rutschten auf den 5. Rang ab, obwohl sie vor Weihnachten noch Zweiter waren, soweit war ich informiert.
Ich hatte genauso mitbekommen, dass Simon tatsächlich gewechselt war und nun die Bombe platzen ließ, dass er einen Sohn hatte, und bat um Privatsphäre. Allerdings, nicht wie er erwartet hatte, nahm die Presse dies sehr positiv auf und schrieb nur gute Schlagzeilen. Das freute mich wirklich sehr.
Ich merkte genauso, dass ich von Tag zu Tag weniger an Antoine dachte. Klar, er war noch immer in meinen Gedanken, aber nicht mehr jede einzelne Sekunde. Ich wunderte mich nur, dass er jetzt anscheint nicht so gut spielte, da er vor Weihnachten einen super Lauf hatte, und hatte Angst, dass er in Panik gerät, dass er bei den Weltmeisterschaften nicht dabei sein könnte.

Mit zwei Tellern beladen bahnte ich mir den Weg zu den Tischen mit Gästen, als Carla und Logan ins Restaurant kamen. Sie sahen ziemlich schick aus, als würden sie etwas vor haben. Logan im Anzug und sie in einem gelben kurzen Kleid.
"Hey! Ihr seht ja gut aus, wo wollt ihr denn hin?", fragte ich im vorbei gehen.
Beide sahen sich gegenseitig und mich verwirrt an.
"Hast du keine Einladung bekommen?" Carla kam auf mich zu.
"Wofür denn?" Ich sah sie verwirrt an.
"Ähm... Raste jetzt nicht aus. Zu Antoine's Geburtstag."
Ich hätte beinahe die Teller fallen gelassen.
"Er feiert rein?" Ich wusste zwar, dass er morgen Geburtstag hatte, aber nicht, dass er feiern würde. Ich fiel echt aus allen Wolken.
"Ja. Es gibt eine Überraschungsparty. Adriana hat sie organisiert."
"Na ja, ich wollte den Abstand. Ist schon okay. Wolltet ihr mich etwa abholen?" Ich versuchte ein Lächeln und hoffte, dass es mir gelang.
"Ja, ich hatte nicht gedacht, dass du nicht eingeladen bist, sonst hätte ich vorher gefragt. Tut mir Leid. Alles okay? Soll ich lieber bei dir bleiben?"
Ihr besorgter Blick verursachte mir einen Kloß im Hals.
"Ach was. Habt einen schönen Abend!"
Sie verabschiedeten sich widerwillig.
Und ich blieb geschockt zurück.
Er wollte mich nicht bei seinem Geburtstag dabei haben. Soweit war es schon zwischen uns.
Den restlichen Abend stand ich komplett neben mir. Papa fragte immer wieder nach, was los sei und schickte mich schließlich wenig später nach oben ins Bett.

Als ich mein Gesicht im Kissen vergrub, weinte ich. Mein Herz zog sich zusammen und tat weh.
Ich war so enttäuscht von ihm und konnte an nichts Anderes denken. Am Liebsten hätte ich ihn angerufen oder ihm geschrieben, was für ein Arsch er sei.
Ich konnte nicht fassen, dass wir mal beste Freunde waren. Tja, anscheint ging das doch nicht zwischen Mann und Frau.
Hätten wir es damals einfach gelassen. Dann hätte das nicht alles kaputt gemacht.

Am nächsten Tag hatte ich verquollene Augen und ich fühlte mich krank. Papa erkundigte und sorgte sich, aber ich versicherte ihm, dass es mir gut ginge und ich vielleicht nur eine Erkältung bekam. Ich sollte im Bett bleiben und das tat ich.
Noch am Vormittag rief mich Carla an.
"Hi, wie gehts dir?"
"Gut. Wie war's?" Eigentlich wollte ich es nicht hören, aber es interessierte mich trotzdem.
"Nun ja. Es war ja eine Überraschungsparty." Sie machte eine Pause und im Hintergrund hörte man Logan sagen: "Carla, sag es ihr endlich."
"Was sollst du mir sagen?" Mein Herz pochte.
"So richtig überrascht schien er nicht gewesen zu sein."
"Ah ja. Noch irgendwas?"
"Lass mich doch mal ausreden. Er schien eher überrascht zu sein, dass du nicht da warst. Zumindest hat er Logan mehr als dreimal gefragt."
"Aber er hat mich doch nicht eingeladen." Verstand ich nicht.
"Nein. Adriana hat die Leute ausgesucht. Viele vom Fußball. Theo wusste auch nichts."
"Hm... Aber wahrscheinlich hat er mich nur gesucht, weil ich sonst immer mit euch komme."
"Es geht noch weiter. Adriana hat mitbekommen, dass er nach dir gefragt hatte und ist wie ein kleines Kind weggefahren. Dann hat Antoine die Party aufgelöst. Nur Logan und ich waren noch da."
"Oh. War's da schon null Uhr?"
"Nein. Das rein feiern, haben dann wir übernommen. Es scheint ihm grad wohl nicht so gut zu gehen," murmelte sie.
"Bestimmt, weil er grad nicht in Form ist."
"Ja. Nun gut, mehr wollte ich dir schon gar nicht mehr erzählen."
"Danke, dass du angerufen hast." Dann verabschiedeten wir uns und legten auf.
Ich hatte gar keine Lust mir darüber viele Gedanken zu machen, aber ich tat es natürlich. Mir viel ein, dass ich ihm noch gar nicht gratuliert habe und wollte ihm schreiben, aber ich hatte Angst, dass nichts zurück kam, daher rief ich ihn an.
Bis er ran ging, verging für mich eine Ewigkeit.
"Hey Elena." Er schien sich zu freuen, oder er hatte nur gute Laune, was mich gewundert hätte nachdem was Carla mir erzählt hatte.
"Hi. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Ich hoffe, du hattest bisher einen schönen Tag."
"Danke. Ich habe gerade aufgeräumt. Du hast von der Überraschungsparty gehört, sagte mir Logan?"
"Ja. War's gut?"
"Letztendlich schon."
"Hauptsache dir, als Ehrengast, hat sie gefallen. Was machst du sonst heute noch?" Ich wollte das Thema wechseln.
"Nichts. Und du?"
"Auch nichts. Also dann wünsche ich dir beim Nichtstun viel Spaß."
"Dir auch. Aber wenn du Lust hast könnten wir auch zusammen nichts tun." Mein Herz machte Purzelbäume.
"Ich weiß nicht. Nur wir Beide?"
"Genau. Wir könnten reden. Oder einfach nur still nebeneinander sitzen. Du könntest mir zeigen, was du Neues gezeichnet hast."
"Ähm...ok," rutschte mir raus. Mein Mund sprach schneller als mein Kopf denken konnte.
"Okay? Wirklich?" Er schien genauso überrascht, wie ich.
"Soll ich vorbeikommen? Und wann?"
"Meinetwegen, sofort." Man hörte, wie er sich freute.
Was tat ich bloß?

Eine Stunde später stand ich vor der Tür. Ich war irgendwie gar nicht aufgeregt, sondern nur leicht kribbelig. Ich klingelte und die Tür wurde aufgerissen.
"Hey, komm rein." Er sah wie immer unglaublich gut aus. Er trug einen schwarzen Kapuzenpulli und eine graue Jeans.
Schüchtern und an meine Zeichenmappe geklammert, trat ich ein. Jetzt war ich aufgeregt.
"Setz dich. Möchtest du etwas trinken?"
"Danke. Cola, wenn du hast." Er grinste mich an.
"Du weißt doch, Cola habe ich immer."
Er verschwand in der Küche und ich setzte mich aufs Sofa.
Als er wieder kam und mich mit seinem strahlenden Antoinelächeln anlachte, wurde ich entspannter.
"Hier," gab er mir das Glas Cola. "Ich hoffe es ist okay, dass ich dich eingeladen habe."
"Ich hätte auch 'nein' sagen können, aber ich bin hier." Er nickte.
"Ich habe dir etwas mitgebracht." Ich kramte in meinem Block und zog die Zeichnung mit seinem Gesicht heraus.
Er sah sie an und machte große Augen.
"Happy Birthday," sagte ich.
"Wow, danke. Wie hast du mich gezeichnet? Mit einem Foto als Vorlage?"
Ich schüttelte den Kopf und sah auf meine Hände. "Aus meiner Erinnerung."
"Hätte mich auch gewundert, da ich das Foto nicht kenne. Danke, wirklich. Du hast echt Talent."
"Hauptsache dir gefällt es."
"Das tut es. Sehr sogar." Er schien nervös zu sein, denn er spielte mit seinen Fingern. Ich lächelte ihn an.
"Außerdem ist es schön, dass du hier bist. Ich freue mich sehr darüber."
"Ich hatte mich gewundert, wegen gestern."
"Das war nicht meine Idee. Und auch nicht meine Gäste." Er stand auf. "Hast du Hunger?" Ich merkte, wie er innerlich brodelte. Anscheint hat ihn der Abend gestern gar nicht gepasst.
"Nein. Setz dich wieder. Ich wollte das Thema gar nicht ansprechen, tut mir leid."
Er nahm wieder Platz und schüttelte den Kopf.
"Ich weiß grad einfach nicht, was mit mir los ist. Verstehst du? Vor Weihnachten hatte ich einen Lauf und jetzt klappt nichts. Ich hätte mich gestern freuen sollen, dass meine Teamkollegen gekommen waren, aber es hat mich genervt sie noch außerhalb des Trainings zu sehen. Und generell war ich müde und kaputt. Ich hatte keine Lust auf Feiern. Schon gar nicht bei mir zu Hause, wo ich alles sauber machen muss," sprudelte alles aus ihm heraus. Ich legte eine Hand auf seine Schulter.
"Dir wird gerade alles zu viel. Vielleicht solltest du eine Auszeit nehmen und dich nur aufs Spielen konzentrieren. Die Kollegen sind die Gleichen, wie vor Weihnachten. Du musst den Spaß am Fußball nur wieder finden. Früher hattest du eine andere Motivation. Du machst dir zu viel Stress."
"Du hast Recht." Er nahm meine Hand von der Schulter und streichelte kurz über meinen Handrücken, bevor ich meine Hand wegzog, um einen Schluck zu trinken.

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