19. Kapitel

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Heute war es soweit: Antoine und Simon kamen wieder. Ich hatte meinen Drang, eine böse SMS zu schreiben, überwunden und hatte mich genauso nicht bei ihnen gemeldet. Schließlich sollte man das von Angesicht zu Angesicht klären.
Ich wollte auf jeden Fall Klartext reden.
Carla wollte heute mit mir in den Park und ein bisschen entspannen. Schließlich musste ich auch etwas abgelenkt werden. Ich machte mich gerade fertig, als ich auf die Uhr schaute. 10 Uhr. In einer Stunde kamen sie an und spätestens dann erwartete ich, dass sich die Beiden meldeten. Wenn nicht, waren sie für mich sozusagen gestorben. Ich wollte dann nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Nachdem ich mich angezogen hatte, ging ich los.

Carla hatte extra eine riesige karierte Decke mitgenommen und breitete sie nun auf der Wiese aus.
"Endlich mal wieder bräunen. Ich hatte schon das Gefühl, dass ich käsig aussehe." Sie betrachtete ihren Arm, der, wie ich fand, immer noch braun war, aber Carla war schon immer sehr pingelig mit ihrem Aussehen.
"Sie sind angekommen." Ich war ganz unruhig. Ständig guckte ich auf die Uhr.
"Elena, entspann dich! Das wird schon! Antoine kann nicht so dumm sein. Er steht schon ewig auf dich," winkte sie ab.
"Ja klar, schon ewig, natürlich. Deshalb hat er sich jetzt auch zwei Wochen nicht gemeldet." Ich lachte.
"Da muss es eine Erklärung geben."
"Also diese Erklärung möchte ich zu gerne hören."
"Das wirst du bestimmt." Sie setzte ihre Sonnenbrille auf und legte sich auf den Rücken.
Ich tat es ihr gleich und wir quatschten.
Nach einiger Zeit klingelte mein Handy. Aufgeregt nahm ich es und sah auf den Display. 'Antoine' stand da.
"Antoine."
"Geh ran!", schrie Carla und ich tat, wie gesagt.
"Hi."
"Hey Elena, wo seid ihr? Logan sagte mir, dass Carla und du unterwegs seid."
"Ähm... im Park."
"Okay, bis gleich." Er legte auf.
Ich hielt mein Handy ungläubig in meiner Hand.
"Was sagt er?", fragte Carla neugierig und schob ihr Sonnenbrille nach oben in ihr Haar. Ich erzählte ihr unser kurzes Gespräch.
"Wenigstens kommt er jetzt und dann können wir endlich fragen, was mit ihm los ist."
Wie konnte sie nur so ruhig sein? Er hatte erst Logan angerufen, anstatt gleich bei mir anzurufen! Ich meinte, alleine schon, dass er sich zwei Wochen nicht gemeldet hatte, nein, da ist er wieder da und dann kommt er nicht auf die Idee sofort bei mir anzurufen?
Ich bebte innerlich. Ich hatte gar keine Lust mehr auf ein Erklärung.
Gerade als ich mich entschloss zu gehen, fiel ein Schatten auf mich und ich sah hoch. Vor uns stand Antoine, braun gebrannt und mit seinem typischen Antoinelächeln.
"Hey Mädels! Freut ihr euch, mich wiederzusehen?"
"Nun ja, es ist schön, dass du noch lebst. Schließlich hat man nix von dir gehört." Carla winkte förmlich mit dem Zaunpfahl.
"Ja," sagte er. "Unser Trainer verhängte ein Handy- und Internetverbot. Aber das hatte ich doch geschrieben, kurz bevor wir ankamen," erklärte er wie selbstverständlich.
Mein Mund klappte nach unten.
"Und wem bitte sollst du das geschrieben haben?", fragte ich angepisst.
"Na dir. Hast du die Nachricht nicht bekommen? Ihr müsst mir glauben, alle Handys wurden eingesammelt und erst heute bei Ankunft wiedergegeben. Ich hatte dir sogar eine Notnummer gegeben vom Trainer, falls etwas passiert." Er schaute in seinem Handy und hielt es uns dann hin.
Darauf zu lesen war eine SMS an mich, wo er genau das erklärte.
"Zum Glück hat sich das nun geklärt, du kannst dir nicht vorstellen, wie sauer wir schon waren." Carla plapperte wieder drauf los. Ich hoffte nur, dass er nicht verstand, dass ich ihr von unserem Kuss erzählte.
"Das tut mir echt Leid." Er sah mich an.
"Mir auch." Noch immer war ich wie gelähmt. Ich hatte seit zwei Wochen immer wieder nach Lösungen gesucht und hatte mich schon fast damit abgefunden, dass der Kuss einfach eine einmalige Sache war, die wir schnell vergaßen. Und dann war DAS die Erklärung. Ich kam mir dumm vor.
"Vielleicht sollten wir nochmal reden." Er sah mich eindringlich an.
"Ja." Ich sah in seine Augen und war total gefesselt.
"Also ich muss dann auch mal los," fing Carla an ihre Sachen einzupacken.
"Aber nicht wegen mir hoffe ich." Antoine nahm auf der Decke Platz, auf die Carla nun klopfte.
"Nein, nein, setz dich. Ich hatte eh noch etwas Anderes vor." Sie zwinkerte mir zu und ich lächelte gezwungen.
"Bis dann meine Hübschen," verabschiedete sie sich.
Nun saß ich also mit Antoine allein da.
"Ich...es tut mir echt leid. Ich kann verstehen, dass du sauer bist und ich kann mir vorstellen, wie viele Gedanken du dir gemacht haben musst. Wegen dem Kuss." Er sah richtig süß aus, wie er da so rumdruckste. "Aber von meiner Seite ist das klar, also wegen dem Kuss. Ich meine, wir können es komplett langsam und entspannt angehen lassen, also wenn du das willst. Ich will nicht, dass du dich unwohl fühlst." Er guckte mich gar nicht richtig an, erst am Ende seines Monologes. Da sah er mich erwartungsvoll an.
"Ich... ich war echt sauer und enttäuscht und habe mir viele Sachen ausgemalt, weshalb du dich nicht gemeldet hast. Ich hatte Angst, dass du den Kuss vergessen willst." Ich musste das echt loswerden. Ich wollte noch weiter meinen Frust rauslassen, als ich hoch schaute und Antoine näher kam und mich umarmte.
"Es tut mir echt leid, dass hatte ich echt nicht erwartet heute. Ich hatte eher erwartet, dass du mir sagst, dass du mit Simon zusammen bist."
Er löste die Umarmung, nahm meine Hand und streichelte über meinen Handrücken. Meinen Körper überzog eine angenehme Gänsehaut.
"Nein, das bin ich nicht. Wieso?"
"Er hatte so etwas gesagt. Aber dann ist ja gut. Ist mir gerade auch vollkommen egal. Hauptsache wir haben das jetzt geklärt. Und was meinst du zu dem, was ich vorhin gesagt hatte?"
Ich wusste sofort, was er meinte und überlegte kurz. Ich war froh, dass er wieder da war.
"Ich denke, wir sollten es versuchen, aber langsam angehen lassen. Wenn das für dich okay ist."
Komischer Weise hatte ich immer noch Angst, dass er sagte, dass er es nicht ernst meinte und er den Kuss vergessen wollte.
Doch er sah mir genau in meine Augen und sagte: "Ich habe dich vermisst." Er hob die Hand und streichelte mir übers Gesicht. Dann legte er seine Finger unter mein Kinn und kam mit seinem Kopf näher. Ich spürte seine Wärme, die von seinem Gesicht ausging. Seine Lippen legte er auf meine und wieder explodierte ein Feuerwerk in meinem Körper.

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