39. Kapitel

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Am nächsten Morgen, wachte ich in Simon's großem weißen Bett wieder. Er schlief noch neben mir und ich beobachtete ihn. Seine gebräunte Haut stach auf dem Weiß noch mehr heraus und seine blonden Haare lagen ihm im Gesicht.
Sein muskulöser Körper machte mich sprachlos. Antoine war schon gut gebaut, aber Simon... Er sah aus, als würde er teilweise leichtes Bodybuilding machen.
"Gefällt dir, was du siehst?", sagte eine dunkle Stimme.
Ich erschrak und stammelte ein 'Ja.'
Er griff um meinen Hals und zog mich an ihn. Ich lag auf seinem warmen Körper, fast genauso, wie vor ein paar Tagen, auf Antoine.
Mein Gefühlschaos konnte ich kaum beschreiben.

Simon brachte mich nach Hause, bevor er zum Training fuhr. Ich gab ihm einen langen Abschiedskuss und ging dann ins Restaurant.
Paula kam auf mich zu und sagte: "Ui, was seh ich da? Hast dir also den heißen Hansen gekrallt, ja?"
Ich grinste leicht und sagte nichts, auch wenn mich der Kommentar aufregte. Als hätte ich ihn mir gekrallt! Ich hatte ihn als ganz normalen Mann kennengelernt, nicht als Star.
Ich ging schnurstracks nach oben in mein Zimmer und legte mich in mein Bett. Dann klopfte es und ich stöhnte. Man hatte auch nie fünf Minuten Zeit für sich.
Paula steckte ihren Kopf durch die Tür und entschuldigte sich.
"Das war doof von mir. Ich weiß ja, dass du nicht so Eine bist."
"Ist schon okay. Ich glaube, ich bin auch einfach sehr gereizt zur Zeit."
"Kann ich verstehen. Ich lasse dich mal alleine. Hab dich lieb, Süße." Sie verschwand und ich atmete tief durch.
Das Erste, was ich tat, war duschen zu gehen und als ich mich angezogen hatte, fühlte ich mich schon besser.
Mein Handy klingelte und zeigte mir den Anrufen an: 'Carla.'
"Hey Süße, was machst du heute?", fragte sie ohne meine Begrüßung abzuwarten.
"Ähm... Nichts bisher. Wieso?"
"Logan lädt und in den Pub ein. Eigentlich wollte er dich selber fragen, aber ich meinte, ich möchte dich fragen, denn ich möchte alles zum letzten Abend hören."
"Gibt es einen bestimmten Anlass?", wunderte ich mich.
"Ja, irgendwie schon, aber das soll er dir selber erzählen. Und kommst du?"
Ich überlegte kurz. "Kommt Antoine auch?"
"Hm... Ja, aber es kommen noch viele andere Leute, daher könnt ihr euch aus dem Weg gehen."
"Oh man... Ehrlich gesagt, habe ich da überhaupt keine Lust drauf."
"Ach komm, für Logan!", versuchte sie mich zu überreden.
Ich atmete tief durch. "Ok," stöhnte ich, "Ich komme hin."
"Oh super!", hörte ich, wie Carla sich freute. "So, dann erzähl mal, wie war's gestern mit Simon?" Carla ist wirklich die neugierigste Person, die ich kenne.
Ich erzählte ihr alles, was es zu erzählen gab. Ich merkte jedoch auch, dass sie noch immer Zweifel gegenüber Simon hatte.
"Darf er mitkommen?", fragte ich.
"Wer?" Carla schien verwirrt.
"Simon, natürlich." Über wen redeten wir denn die ganze Zeit?
"Ähm, joa, ich denke, wieso nicht? Logan hat bestimmt nichts dagegen," stammelte sie.
"Carla, wenn ihr das nicht wollt, dann sagt es. Aber wenn er nicht kommen darf, dann komme ich auch nicht." Ich war sauer, dass sie ihm keine Chance gaben.
"Doch, doch. Klar, darf er kommen," wiegelte sie ab. Dann wechselte sie das Thema. Am Ende des Gespräches war ich nicht mehr so angespannt. Auch, wenn ich keine Lust auf die Feier hatte.

Wenige Zeit später schrieb ich Simon eine SMS, dass wir heute Abend eingeladen waren und ging dann runter ins Restaurant. Es waren kaum Gäste da und ich setzte mich an einen Tisch in der hintersten Ecke, holte meinen Zeichenblock heraus und versuchte an meinem letzten Bild zu arbeiten.
Ich war komplett in Gedanken, als jemand vor mir stand.
"Hey," sagte dieser Jemand und ich schreckte hoch. Simon stand dort hochgewachsen und lächelte mich an.
"Hey, was machst du denn hier?", fragte ich verwundert, da ich nicht mit ihm gerechnet hatte.
"Schön auch dich zu sehen." Er lachte, setzte sich neben mich und gab mir einen Kuss.
"Nein, im Ernst. Ich wollte dich sehen, aber dir auch sagen, dass ich heute Abend nicht mitkommen kann. Mein Berater möchte mit mir und den Vereinsmanagern sprechen. Vielleicht kann ich später dazu kommen?"
"Schade, aber klar, ich würde mich freuen, wenn du nach kommst." Ich schwang meine Arme um seinen Hals und küsste ihn.
"Ich werde es versuchen, okay? Ich muss wieder los." Wir verabschiedeten uns und er verschwand durch die Tür.

Später am Tag war ich immer noch am Zeichnen. Dabei konnte ich halt am Besten Abschalten. Jetzt musste ich auch noch allein zu Logan's Party. Vor einem Monat wäre ich gerne hingegangen. Vor einem Monat waren Antoine und ich noch beste Freunde. Vor einem Monat war noch alles gut.
Ich zeichnete einfach drauf los, in Gedanken.
Plötzlich erwachte ich aus meiner Trance und erschrak bei dem Blick auf meinem Zeichenblock. Die groben Striche zeigten eindeutig die Gesichtszüge von Antoine. Was hatte das zu bedeuten? Verwirrt verstaute ich die Zeichnung und stand auf.
Ich ging nach oben in mein Zimmer und zog mich für den Abend an. Mein Outfit blieb lässig mit Jeans und einem schwarzen Shirt. Ich hatte keine Lust auf ein Kleid. Dazu war ich nicht in Stimmung.
Da ich noch Zeit hatte, stöberte ich im Internet rum und sah mit Erschrecken ein Bild von Simon und mir küssend im Auto. Die Überschrift lautete: 'Hansen beflügelt vom Liebesglück.' In dem Artikel selbst stand zum Glück nichts über meine Person. Ich atmete tief durch. Das gehörte wohl dazu. Damit musste ich nun leben, dass ich nun auch einen Teil in der Öffentlichkeit stand.

Als ich auf dem Weg zu Eddie war, kam die Aufregung. Zum ersten Mal seit Frankreich sah ich Antoine wieder. Das erste Mal nach unserem Streit. Bisher kam keine Entschuldigung, aber das hatte ich auch nicht erwartet, schließlich dachte er, er wäre im Recht.
Ich lief die belebten Straßen entlang und da stand ich auch schon vor meinem Lieblingspub. Es waren schon jede Menge Leute da. Ich war etwas zu spät. Ich trat ein und eine etwas angetrunkene Carla kam mir entgegen. Ich war überrascht, dass sie jetzt schon etwas getrunken hatte.
"Hey Süße! Wo hast du deinen gut aussehenden Begleiter gelassen?" Sie hakte sich bei mir ein und zog mich in die Richtung von Logan. Dieser stand an der Theke gelehnt und trank sein Bier. "Er kommt vielleicht später vorbei."
Carla seufzte und ging auf Logan zu.
"Elena, darf ich vorstellen: Anwalt Logan Cedrez!"
"Staatlich geprüft!", fügte Logan hinzu.
"Was? Wow! Krass! Glückwunsch!" Ich umarmte ihn. "Und ich habe deine Prüfungen komplett vergessen, es tut mir leid!"
"Schon gut. Du hattest viel um die Ohren."
"Ich bin so stolz auf dich!", strahlte ich ihn an.
"Dann stoß mit mir an und lass uns feiern!" Er gab mir ein Guiness und wir ließen unsere Gläser klingen. Schnell trank ich einen Schluck.
Als ich von meinem Glas wieder auf sah, blickte ich genau in Antoine's Augen. Er saß in einer Sitzecke etwas entfernt von uns Anderen und starrte mich mit offenem Mund an.

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