27. Kapitel

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Als ich ins Restaurant kam, wartete Carla auf mich. Wir wollten shoppen und danach noch etwas Essen gehen.
"Wo warst du?", fragte sie mich mit einem feinsäuerlichen Unterton.
"Bei Anto. Tut mir Leid. Ich habe nicht auf die Zeit geachtet."
"Hm...na gut, ich vergebe dir." Sie lächelte und ging schnurstracks nach draußen, rief mir nur noch ein 'na komm schon' hinterher.

Wir schlenderten die Einkaufsstraße rauf und sie fragte mich, was es Neues gibt. Sie war eindeutig zu neugierig.
"Nichts Besonderes."
"Nichts Besonderes? Bist du dir da sicher?", hakte sie nach.
"Woher weißt du es?"
"Was denn? Ich kenne dich nur allzu gut. Man sieht dir an, dass Etwas passiert ist. Also?"
"Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe." Ich sah schüchtern auf den Boden und Carla fing an laut zu kreischen.
"Ahhh! Wie cool ist das denn? Und was hat er gesagt?"
"Er...er hat es erwidert." Das Kreischen wurde lauter.
"Wie krass! Ich hätte ihm auch den Kopf abgerissen, wenn er es nicht gesagt hätte. Schließlich liebt er dich schon eine Weile."
"Carla, hör auf, das stimmt doch gar nicht."
"Und wie das stimmt! Frag ihn."
Ich glaubte, sie dachte sich nur etwas aus. Nur weil ein Menschen einen anderen Mensch mag, heißt das nicht, dass er ihn liebt. Oder?
Wir gingen von Geschäft zu Geschäft und unsere Tüten häuften sich. Nach einigen Stunden, gingen wir Pizza essen. Wir saßen draußen in der Sonne und Carla erzählte mir gerade von ihrem Ausflug mit Logan zu dessen Bruder nach Madrid, als Simon auf der anderen Seite der Straße auftauchte. Ich konnte nicht anders, ich musste ihn anstarren. Er lief da einfach so lang, mit einem Hund an der Leine.
"Das muss King sein," murmelte ich.
"Was hast du gesagt?", fragte Carla und stoppte somit ihren Erlebnisbericht.
Ich wollte gerade antworten, da bellte Simon's Hund und zog ihn an der Leine direkt zu mir herüber. Im ersten Augenblick wusste ich nicht, wie mir geschah, doch dann wurde ich schon von einem golden Retriever abgeleckt und angesprungen, sodass ich gar keine Zeit zum Nachdenken hatte.
"Hey, na du," schmuste ich mit ihm.
"Hi Elena, Hallo Carla," sagte Simon und setzte seine Sonnenbrille ab und steckte diese an den Kragen seines Hemdes.
"King, komm her, was ist denn mit dir los? Komm, mach Sitz," stutze er seinen Hund zurecht.
"Nein, lass ruhig. Er ist echt süß. So, wie ich ihn mir vorgestellt hatte."
"Du kennst ihn gar nicht?", fragte Carla und ich schüttelte den Kopf.
"Wie...wie geht's?" Simon schien sehr unsicher zu sein.
"Gut, sehr gut und dir?", antwortete ich und sah ihm in die Augen.
"Auch ganz gut. Meine Familie ist gerade zu Besuch. Und King."
"Ich merk's," lachte ich, da mich sein Hund schon wieder ableckte.
"Also eigentlich hört er auf mich und macht sowas nicht."
Wir sahen uns an.
"Na gut, ich lasse euch Beiden mal weiter essen. Komm, King, wir müssen wieder los. Es war schön euch zu sehen." Damit verabschiedeten wir uns und er verschwand hinter der nächsten Ecke.
"Was war das denn? Du kennst seinen Hund nicht und er springt dich einfach so an? Und Simon war ja auch mega komisch. Nicht so, wie ich ihn bisher erlebt hatte. Nicht so ein Arsch, wie sonst! Ich mein' ja nur..." Carla ließ ihren Gedanken wieder freien Lauf.
"Carla, bitte. Ich weiß es auch nicht. Mich mögen Hunde."
Sie lachte ein hysterisches Lachen.
Doch das Thema war durch. Sie sprach es nicht nochmal an und auch ich wollte nicht weiter darüber nachdenken. Aber ich sah ihr an, dass sie das beschäftigte.
Wir genossen den restlichen Tag gemeinsam und als ich dann wieder zu Hause ankam, war ich fix und fertig. Ich wollte gerade meine Tüten auspacken, als mein Handy klingelte. Auf dem Display erschien der Name von der Person, die ich jetzt am Liebsten hören wollte. Antoine.
"Hey, alles klar?", fragte ich ins Telefon.
"Hey, Elena, alles gut bei mir, außer, dass du nicht da bist. Und wie geht es dir?"
"Genauso, würde ich sagen." Ich musste lächeln, während ich das sagte.
"Ich muss mit dir sprechen," beunruhigte er mich. "Nichts Schlimmes, es ist nur so, dass ich die nächsten Wochen sehr viel unterwegs bin."
"Unterwegs? Wohin musst du denn?" Auch wenn er meinte, dass es nicht schlimm war, empfand ich es als Stich in mein Herz.
"Der Nationalmannschaftscoach hat mich zu weiteren Spielen eingeladen und er hat uns allen ein individuellen Trainingsplan erstellt, damit wir fit sind für nächstes Jahr. Weltmeisterschaft. Tony sagt, dass das sehr wichtig ist, wie ich mich die kommenden Monate zeige."
"Und das heißt, dass wir uns weniger sehen?" Es sollte sich nicht vorwurfsvoll anhören, aber so war es.
"Du musst verstehen. Es ist jetzt meine Chance. Ich spüre das."
"Und die, solltest du Nutzen. Es tut mir leid. Wir kriegen das hin. Du musst dich jetzt auf deinen Job konzentrieren."
"Danke, du bist toll." Ich hörte ihn förmlich lächeln. "Ich werde jetzt schlafen gehen."
"Schlaf gut. Und Glückwunsch für die weiteren Nominierungen!"
"Danke. Ich liebe dich, Elena. Gute Nacht!" Ich wiederholte es und ging dann ins Bett.
Meine Gedanken kreisten, als ich im Bett lag und an die Decke starrte. Ich hatte solche Angst davor, dass sein Job unsere Beziehung kaputt machte. Es war wichtig, dass er seine Chance nutzte. Er war so gut drauf und so talentiert. Er musste sie einfach nutzen. Und ich werde ihn unterstützen, da ich ihn liebte.

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