34. Kapitel

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Nachdem wir noch eine Weile da saßen, gingen wir nach oben zum Schlafzimmer. Ich machte mich schnell Bettfertig. Als ich zum Zimmer kam, wartete er schon und machte das Bett ordentlich. "Danke, dass ist aber nicht nötig." Schüchtern strich ich mir die Haare hinters Ohr.
"Du sollst es gemütlich haben."
"Es ist wirklich okay, dass ich hier schlafe? Und du auf dem Sofa?"
"Na klar."
Ich ging auf ihn zu und er nahm meine Hand in seine. Wir verschränkten unsere Finger und ich spürte seine Wärme. Ein seltsames Gefühl breitete sich in mir aus. Er lächelte sanft und zog mich in seine Umarmung.
"Gute Nacht, schlaf gut." Er küsste mich auf die Stirn und ließ mich allein.

Die ganze Nacht starrte ich an die Decke und grübelte. Da lag ich in diesem riesigen fremden Bett in einem mir fremden Land und dachte an Antoine. Er fehlte mir. Ich würde so gern mit ihm reden, als Freund. Mein Leben war so schön normal, bevor uns unsere Gefühle im Weg standen. Ob wir jemals wieder Freunde sein konnten?
Ich checkte mein Handy. Keine Nachrichten. Dann sah ich mir auf Instagram die neusten Fotos von Antoine an. Erschreckend stellte ich fest, dass er die gemeinsamen Fotos von ihm und mir gelöscht hatte. Die letzten Fotos sahen auch nicht so aus, als wäre er unglücklich. Er grinste in die Kamera. Fotos vom Training oder im Flugzeug. Immer wieder Aufnahmen mit seinen Teamkameraden. Ich seufzte und legte mein Handy weg. Es tat weh.

Ich war kein Stück müde und ich ärgerte mich darüber, dass ich nach diesem wundervollen Tag nur an Antoine denken konnte.
Schnell stand ich auf und bahnte mir den Weg nach unten in die Küche. Ich brauchte dringend einen Kakao. Ich suchte im Kühlschrank nach der Milch und als ich die Tür schloss, wäre mein Herz beinahe stehen geblieben.
"Oh, tut mir leid! Ich wollte dich nicht erschrecken," versuchte Simon mich zu beruhigen.
"Oh man...Bin ich schreckhaft! Ich hatte nur nicht mit dir gerechnet."
"Kannst du nicht schlafen?" Ich nickte. Er nahm mir die Milch aus der Hand und goss sie in einen Becher. Dann holte er den Kakao aus dem Schrank rechts über ihm und bereitete ihn zu.
"Danke."
"Komm, wir gehen ins Wohnzimmer." Er ging vor mir und ich ertappte mich dabei, wie ich ihn von hinten betrachtete. Sein Po sah echt scharf aus.
Er bat mich aufs Sofa zu setzen. Ich machte einen Schneidersitz.
"Ist alles klar?," fragte er und schaute mich deutlich und ernst an.
"Ja," flunkerte ich.
"Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr bedrängt. Ich möchte nicht, dass du dich unwohl fühlst."
"Es ist schon okay. Ich fühle mich nicht bedrängt von dir. Nur muss ich mir meiner Gefühle erstmal bewusst werden, verstehst du? Die Trennung von Antoine ist noch nicht lange her. Außerdem möchte ich nicht, dass du denkst, dass ich dich abweise. Ich brauche nur etwas Zeit."
"Das verstehe ich." Er sah weg. "Lust auf ein Film?"
"Möchtest du nicht schlafen?," fragte ich verwirrt.
"Ich kann dabei einschlafen." Simon lächelte und nahm meine Hand. "Komm her," zog er mich an sich.
"Danke, dass du so verständnisvoll bist." Mein Kopf lag an seiner Schulter.
Der Fernseher lief, doch ich schaute nicht hin. Da ich noch immer grübelte. Plötzlich fielen mir die Augen zu.

Am nächsten Morgen wachte ich in Simons Armen auf. Er schlief noch fest und ich genoss es bei ihm zu sein, also blieb ich noch eine Zeit lang liegen. Seine Herz pochte und sein Atem war tief und ruhig. Doch dann bewegte er sich. Seine Augen öffneten sich erst leicht und dann ganz.
"Guten Morgen," murmelte ich leise und setzte mich auf.
"Hey, guten Morgen, hast du... hast du gut geschlafen?" Er streckte sich.
"Sehr gut sogar, und selbst?"
"Auch. Hast du Lust auf ein Frühstück und einen Spaziergang am Strand?" Er lächelte mich an. Ich nickte.
"Ich werde Anton wach machen." Er stand auf.
"Und ich werde mich mal im Kühlschrank umschauen," zwinkerte ich ihm zu und er verschwand.
Schnell bereitete ich einen Pfannkuchenteig zu und machte ein Tablett fertig, um es herauszutragen.
"Elena!" Anton schrie freudig meinen Namen, lief auf mich zu und umarmte mich.
"Guten Morgen, Anton! Magst du Pfannkuchen?", fragte ich und strich ihm über die blonden Haare.
"Jaaaaaa!"
Ich sah hoch und bemerkte, dass Simon mit verschränkten Armen im Türrahmen stand und uns beobachtete. Er grinste sanft.
"Ich hoffe, dass das ok ist. Ich.."
"Hier gab es noch nie so ein leckeres Frühstück." Er kam auf uns zu. "Kann ich helfen?"
"Nein!", sagte Anton bestimmt.
"Wieso nicht?", sah ich ihn verdutzt an.
"Oma sagt, man soll ihn bloß nicht kochen lassen." Wir lachten laut und Simon jagte Anton durch die Küche. Als sie fertig mit Rumkaspern waren, hob ich Anton hoch und setzte ihn auf die Küchentheke, damit er zusehen konnte. Simon brachte das restliche Frühstück nach draussen auf die Terrasse, während ich den letzten Pfannkuchen drehte. Auch Simons Hund King war erwacht und wedelte mit seinem Schwanz.
"So, fertig!" Ich nahm den Teller, half dem kleinen dänischen Jungen runter und er zog mich mit seinen kleinen Ärmchen nach draussen.
"Ah, da seid ihr ja." Simon hatte der Tisch wunderschön hergerichtet. Auch King bekam seinen Napf und machte sich über ihn her.
Wir aßen gemütlich und die Sonne stand schon hoch am Himmel, als wir zum Strand aufbrachen.
Anton lief den Weg herunter zum Wasser und Simon rief ihm hinterher, dass er aufpassen sollte. Simons Hund sprang auf und ab und Anton warf ihm den Ball zu.
Simon ging mit den Händen in der Hosentasche neben mir her und grinste.
"Was ist los?", fragte ich und sah ihn von der Seite an.
"Es ist echt kurios. Ich bin richtig glücklich. Du bist so unkompliziert. Ich bin froh, dass ich dich kennengelernt habe und es tut mir sehr leid, dass ich es nicht gleich gecheckt habe. Ich hätte dich beinahe verloren." Er gestikulierte wild mit den Händen.
"Und nun bin ich hier." Ich nahm seine Hand und wir verschränkten die Finger.
"Anton mag dich sehr. Er ist sonst nicht so offen."
"Ich mag ihn auch. Er ist ein tolles Kind."
"Ich sehe ihn viel zu selten," schaute Simon traurig drein.
"Das kannst du leicht ändern."
"Er lebt hier sehr gut. Ich könnte ihm in Valencia kein so regeltes Leben bieten, wie hier."
"Ich meinte auch nicht, dass du ihn komplett zu dir holen solltest, aber vielleicht ab und zu mal, oder du kommst öfter her."
"Es weiß doch keiner, dass er mein Sohn ist. Ich möchte nicht, dass er so ins Rampenlicht gezerrt wird. So wie bei Christiano Ronaldo. Ich verurteile Christiano nicht dafür, dass er das mit seinem Sohn tut, doch ich möchte, dass Anton behütet aufwächst."
"Das verstehe ich. Doch ohne Mutter und Vater aufzuwachsen ist auch nicht toll." Wir gingen schweigend den Strand entlang.
Ich beobachtete Anton und King, die am Wasser herumtollten. Dabei musste ich grinsen.
"Was ist los?", fragte Simon neugierig.
"Du wohnst hier in diesem wunderschönen Haus am Meer, hast einen tollen Sohn und einen lieben Hund, eine der wundervollsten Familien, die ich kenne und ich dachte immer, dass du ein protziges Riesen Arschloch bist. Noch vor 48 Stunden hätte ich 100 Euro darauf gewettet, dass du niemals so lebst."
"Danke." Er lachte laut.
"Bitte. Ich meine das positiv. Du kannst dich glücklich schätzen."
Wir sahen uns tief in die Augen. Gerade, als Simon den Mund aufmachen wollte, stürmte Anton auf uns zu.
"Elena, ich will dir was zeigen!" Er nahm meine Hand und zog mich weg von seinem Vater.

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