16. Kapitel

541 31 5
                                    

Erschrocken sah ich mich um. Da ich im Schneidersitz da saß, musste ich aufsehen. Ich sah gegen die Sonne und musste meine Augen zusammenkneifen, um etwas, oder jemanden in dem Fall, zu erkennen.
"Hey, was machst du denn hier?", begrüßte ich ihn verwundert.
"Ich wollte dich sehen." Antoine setzte sich neben mich. "Es tut mir leid, wegen heute morgen. Und wegen der Sache mit Simon. Ich weiß ja, dass ihr ein Date hattet."
"Okay."
"Nur okay? Mehr nicht? Ich hab mich schließlich komplett daneben benommen.", lachte er schüchtern.
"Ja, aber du hast dich entschuldigt und ich habe sie angenommen. Daher denke ich, können wir das Thema lassen. Wann musst du zum Mannschaftsabend?"
"Ähm... um 20 Uhr."
Ich sah auf die Uhr und bekam einen Schreck: schon 17 Uhr!
"Lust auf Pizza?", fragte ich und sah ihn grinsend an.
"Was für eine Frage!", antwortete er.
Er hielt mir seine Hand hin und zog mich auf. Ich bedankte mich, sah ihm tief in die Augen. Da war es wieder, dieses Kribbeln in meinem Bauch und dieser leichte Schauer, der meinen Körper durchflutete. "Wir sollten dann gehen," sagte ich leise, kaum hörbar, Antoine jedoch beendete unseren Augenkontakt und wir gingen den Weg nach Hause nebeneinander her, ohne ein Wort miteinander zu sprechen.

Wir saßen vor dem Fernseher und aßen die lecker duftende Pizza. Antoine hatte, wie immer, eine Funghi mit Pilzen und extra Käse, während ich mir eine mit Brokkoli und Paprika ausgesucht hatte. Gerade knabberte ich an meinem letzten Stück. Er war schon fertig und wischte sich seine Hände an einem Tuch ab.
"Die war echt lecker!"
"Ich hab gerne gekocht," murmelte ich und musste grinsen.
Antoine lachte und machte es sich auf dem Sofa bequem. Es war alles wie immer. Dieses Bauchkribbeln hatte ich komplett aus meinen Gedanken verdrängt.
"Was machst du dann ab Morgen ohne mich? Mädelsabende mit Carla und Logan?" Antoine lachte über sich selber, so dass ich einfach einteigen musste. Er fuhr ins Trainingslager.
"Endlich kann ich mal das tun, was ich schon immer machen wollte. Endlich bist du dann weg!" Sarkastisch und provozierend sah ich ihn Augen zwinkernd an.
Doch plötzlich flog mir ein Kissen entgegen und genau gegen meinen Kopf. Antoine kringelte sich vor lachen. Ich sah ihn verdattert an und schwang das Kissen mit hohem Bogen wieder zurück und schlug spaßig auf ihn ein. Er schützte seinen Kopf mit seinen Händen, griff dann jedoch mit seinem Arm um meine Taille und zog mich runter. Ich fiel lachend und schreiend auf den Boden und fühlte nur etwas Schweres auf mir drauf. Als ich wieder die Augen aufmachte, sah ich in Antoine's Augen, der keuchend und lachend auf mir lag und meine Hände festhielt.
"Gewonnen," sagte er trocken und ließ meine Hände los.
"Tja, wir haben keinen Preis ausgemacht."
"Hm...," überlegte er. "Dann werde ich mir jetzt einfach etwas wünschen." Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und berührte mich sanft an meiner Wange. Und da war es wieder: Das Kribbeln. Ich konnte nicht klar denken. Was hatte er gesagt? Mein Herz zersprang fast vor Aufregung.
Er kam mit seinem Gesicht näher und kurz bevor sich unsere Lippen berührten, entflammte in meinem Körper ein Feuerwerk. Er stockte kurz und dann, ganz sanft küssten wir uns. Erst war es ein wirklich komisches, aber schönes Gefühl. Ich konnte nicht sagen, was genau ich gedacht hatte, wahrscheinlich gar nichts. Dann wurde der Kuss leidenschaftlicher und fordernder. Ich bekam eine Gänsehaut. Es war unglaublich. Noch nie hatte ich so ein intensives Gefühl gespürt.
Erst nach gefühlten Minuten lösten wir uns von einander. Doch Antoine's Stirn lag noch auf meiner und unsere Nasenspitzen berührten sich leicht. Wir beide schnappten nach Luft. Er fing an zu Lächeln und wollte sich komplett von mir lösen, da fasste ich ihn an seinem T-Shirtkragen und zog ihn wieder an mich. Er wollte etwas sagen, doch ich ließ ihn nicht, sondern küsste ihn noch einmal. Es war wie eine Sucht. Ich wollte dieses unglaubliche Gefühl wieder erleben. Und das tat ich.
Er hörte auf einmal auf. Eine plötzliche Angst durchflutete mich, dass er aufhören wollte. dann sagte er leise gegen meine Lippen: "Das war jetzt aber dein Wunsch. Nur fürs Protokoll." Dann kaute er kurz an meiner Unterlippe und nahm meinen Kopf in seine Hand. Mein Körper fühlte sich an wie Butter. Unsere Lippen bewegten sich so im Einklang, dass man hätte denken können, dass wir das schon öfter gemacht hätten. Dann hörten wir ein lautes Handy klingeln und Antoine stöhnte.
Er stützte sich so weit auf, damit er an sein Handy kam. "Mein Wecker. Ich muss los, zum Mannschaftsabend."
Ich setzte mich auf.
Ich war richtig enttäuscht und traurig, dass er jetzt gehen musste, denn er würde gleich morgen ins Trainingslager fahren.
Antoine stand auf und hielt mir seine Hand hin, zog mich hoch und hielt mich dann in seinen Armen.
"Ich weiß gar nicht, was ich genau sagen soll."
"Geht mir nicht anders."
Er beugte sich zu mir runter und küsste mich. "Ich muss jetzt los. Ich melde mich, okay? Wir sollten...darüber..."
"...reden, ja. Ich hoffe, du kommst schnell wieder," beendete ich seinen Satz.
"Ich kann es kaum erwarten." Er ging aus der Tür und blickte ein letztes Mal zu mir und lächelte.

One Way. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt