40. Kapitel

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In meiner Bewegung erstarrt stand ich da und konnte mich nicht bewegen. Mein Herz setzte aus.
"Komm mit," hakte sich Carla ein und zog mich aus meiner Trance mit sich. "Wir setzen uns nun." Sie ließ sich plumpsend auf einer Bank fallen. In einem Zug zog sie ihr Getränk weg.
"Carla, soll ich dir ein Wasser holen?" Sie schüttelte den Kopf, doch ich holte ihr Wasser. Als ich wieder kam, lehnte sie mit dem Kopf an der Wand und stöhnte.
"Hey Süße, komm, trink lieber Wasser." Ich gab ihr das Glas und sie trank es. "Soll ich dich nach Hause bringen?" Sie schüttelte wieder den Kopf.
"Oh, ich glaube schon. Du solltest ins Bett gehen." Ich hakte sie unter und versuchte sie hochzuhieven, doch sie sackte wieder zurück, aber dann plötzlich ging es leichter und ich sah herüber zu ihr und sah, wie Antoine Carla auf der anderen Seite unterhakte.
Ich sagte nichts, sondern wir halfen ihr nach draußen. Dann ließen wir sie sich setzen und ich atmete tief durch.
"Danke," sagte ich, aber sah Antoine nicht in die Augen.
"Kein Problem. Wartest du kurz?", fragte er.
"Worauf?"
"Ich hole mein Auto." Ich nickte. Er ging los und ich setzte mich zu Carla auf den Bordstein. Sie lallte erst unverständliches Zeug, doch dann hörte ich sie etwas klarer. "Antoine und du... Ihr passt so, so, so gut zusammen. Ihr müsst darum kämpfen. Wirklich..." Dann machte sie eine Pause.
"Versprichst du mir das?", fragte sie mich.
Ich wusste nicht, was ich sagen oder machen sollte.
"Das war eine Frage." Sie konnte sogar in ihrem alkoholisierten Zustand sehr bestimmend sein.
"Ich weiß nicht. Dazu gehören immer zwei."
"Man muss es nur wollen...," sagte sie und dann schlief sie auf meiner Schulter ein.
Wenige Minuten später fuhr ein schwarzes Auto vor. Antoine stieg aus und kam zu uns. Er wollte gerade Carla hochheben, als plötzlich Logan nach draußen gerannt kam.
"Oh nein! Was ist los?"
"Sie hat ein bisschen zu tief ins Glas geschaut," sagte ich zu ihm. Logan half sie ins Auto zu legen.
"Wir bringen sie nach Hause. Bleib du hier. Es ist deine Party." Antoine schloss die Autotür.
"Ich kann sie jetzt nicht alleine lassen."
"Sie ist nicht alleine. Ich werde bei ihr übernachten und dir schreiben, wenn etwas ist. Mach dir keine Sorgen, sie hat das schon öfter hinter sich." Ein leicht gequältes Lächeln umspielte meine Lippen.
"Okay, pass auf sie auf." Logan gab mir einen Kuss auf die Wange. Man sah ihm an, dass er sich Sorgen machte.
Ich stieg zu Antoine ins Auto ein und atmete erstmal tief durch.
"Sie wird schon wieder," sprach mich Antoine von der Seite an.
"Ja, ich weiß," sagte ich gedankenverloren. Nach wenigen Minuten parkte er sein Auto vor Carla's Wohnung und wir bugsierten sie hoch. Zu allererst brachten wir sie ins Bad und ich musste ihr die Haare beim Übergeben aus dem Gesicht halten. Antoine versuchte sie aufrecht zu halten, sodass sie nicht wegklappte. Dann machte ich sie etwas frisch und Antoine half mir dabei. Immer wieder berührten wir uns. Diese Berührungen bereiteten eine Gänsehaut auf meiner Haut und es entstand eine komische Stimmung. Wir redeten kaum ein Wort.
Als Carla endlich in ihrem Bett lag, deckte ich sie zu. Sie schlief schon tief und fest. Ich stellte einen Eimer vor ihr Bett.
Ich schloss die Tür vom Schlafzimmer und ging zu Antoine, der auf dem Sofa saß.
"Sie schläft nun. Danke, dass du mir geholfen hast."
"Gerne. Du, ich wollte nochmal mit dir reden, wegen Letztens." Er stand auf und kam auf mich zu.
"Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was mit mir los war. Ich war unsensibel und ein Arsch." Ich sagte nichts, denn die Erinnerungen an den Tag waren nicht sehr angenehm.
"Ich möchte wirklich, dass wir Freunde bleiben. Lass es uns wenigstens versuchen."
Freunde. Ja, Freunde ist gut. Wir könnten uns sowieso nicht aus dem Weg gehen. Ich seufzte und nach einer Pause sagte ich: "Das möchte ich auch." Er fragte, ob er mich in den Arm nehmen darf und ich nickte.
Die Umarmung war so vertraut und ich genoss es. Dann hielt er von mir Abstand und verabschiedete sich.

Meine Knie zitterten und mein Herz pochte laut. Ich schloss die Tür hinter ihm und lehnte mit dem Rücken an ihr und rutschte daran herunter, bis ich mit dem Po auf dem Boden saß. Meinen Kopf stützte ich in meine Hände und Tränen liefen mir die Wangen runter. Ich vermisste ihn. Ich vermisste seine Nähe. Die Gespräche mit ihm. Seine Wärme, wenn er mich umarmte. Seine weichen Lippen auf meinen.
Ich wurde von meinem Handy plötzlich aus meinen Gedanken gerissen.
"Ja?", fragte ich und wischte mir die Tränen weg.
"Hey Süße, ich habe von deinem Freund Logan gehört, was los war. Soll ich zu dir kommen?" Simon sprach schnell.
"Hey, nein, brauchst du nicht. Carla schläft jetzt und ich werde mich hier aufs Sofa legen."
"Okay. Gut, ich hab mir schon Sorgen gemacht. Ist sonst alles klar?"
"Ja. Nur kaputt. Danke, dass du angerufen hast."
Wir verabschiedeten uns und ich machte es mir auf der Couch bequem. Nach kurzer Zeit fielen mir die Augen zu.

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