23. Kapitel

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Mein Atem stockte und Wut stieg in mir auf. Simon.
Ich lief schnell, und ohne ihn auch anzusehen, an ihm vorbei.
"Elena", hörte ich ihn leise sagen, aber reagierte nicht. Ich hatte nichts mehr mit ihm zu besprechen.
Wieder schnappte ich mir die gefüllten Teller und ging zu den Tischen. Dabei lief ich wieder an ihm vorbei, als wäre er Luft. Als ich bei anderen Gästen kassierte und das dreckige Geschirr zusammen räumte, merkte ich, wie er hinter mir stand. "Elena, ich muss mit dir reden," bettelte er.
"Ich habe dir nichts mehr zu sagen. Verschwinde!"
"Elena, bitte, hör mir doch zu!" Verzweifelt sah er mich an und hielt mich leicht am Arm fest.
"Was willst du? Mich weiterhin beleidigen? Was ist dein beschissenes Problem, Simon?", zischte ich ihn an und versuchte nicht zu laut zu reden, damit die Gäste nicht gestört wurden. Ich hatte echt die Schnauze voll.
"Elena," fing er an. "Ich..." Pause.
"Hau einfach ab!" Ich wollte ihn nicht mehr sehen.
"Es tut mir leid... Was ich da gestern gesagt hatte. Ich..."
"Deine Entschuldigungen kannst du dir sonst wohin stecken, die sind mir egal!"
Ich ging schnellen Schrittes zur Küche und stellte das Geschirr ab. Antonio sah mich ungläubig an.
"Soll ich ihn rausschmeißen?", fragte er lieb. Ich nickte nur.
Kurze Zeit später kam er wieder und sagte mir, dass Simon gegangen war.
"Elena, kann ich sonst noch etwas für dich tun?"
"Danke, Antonio, das hat mir schon sehr geholfen."
Ich holte tief Luft.

Der Tag verlief ohne weitere Zwischenfälle. Abends lag ich im Bett und telefonierte mit Antoine. Er freute sich, dass ich am Wochenende zu ihm kam.
Als ich ihm von Simon erzählte, war er ganz ruhig und dann fragte er nur, ob er nochmal mit ihm sprechen sollte. Ich verneinte, da ich dachte, er wird sich von nun an nicht mehr bei mir blicken lassen. Ich hoffte, er hatte es nun verstanden, dass ich ihn nicht mehr sehen wollte.

Doch das war falsch, denn am Donnerstagabend, kurz vor dem Wochenende, ich war gerade dabei aufzuräumen, parkte ein Sportwagen vor dem Restaurant. Ich traute meinen Augen nicht, als ich Simon ausstiegen sah. Innerlich brodelte ich wieder.
"Was ist dein Problem? Was verstehst du unter 'Hau ab!' nicht?", fragte ich ihn, als er die Tür herein kam.
"Bitte, hör mir zu." Er hatte seine Hände in den Hosentaschen und sah zu Boden. Er konnte mir noch nicht mal richtig in die Augen schauen. Wieder sah er verboten gut aus, das musste man einfach zugeben.
"Ganz ehrlich, eigentlich habe ich gar keine Lust dir zuzuhören. Aber irgendwie möchte ich auch wissen, was du zu sagen hast." Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ich möchte mich echt, von ganzem Herzen, bei dir entschuldigen. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, vielleicht war es...Eifersucht. Ich habe euch da zusammen sitzen sehen und wäre ich zwei Wochen vorher nicht so dumm gewesen, hätte ich vielleicht dort sitzen können. Mit dir." Ich schnaubte kurz, ließ ihn jedoch weiter reden. "Ich habe das alles nicht so gemeint, wie ich es zu Antoine gesagt habe. Ich habe dich beleidigt und das tut mir leid. Dass du mich erbärmlich genannt hast und mir eine geklatscht hast, war komplett richtig, das hatte ich verdient. Davon mal ab, dass du Niemanden ohrfeigen würdest."Er grinste und spielte auf unser Gespräch über unsere Familien an. Ich jedoch fand das gar nicht komisch. "Ich wünsche dir und Antoine alles Glück dieser Welt, wirklich. Ihr passt perfekt zusammen. Du musst dazu jetzt nichts sagen. Mir auch nicht vergeben. Ich wollte nur, dass du mir zuhörst."
Auch wenn ich jetzt etwas sagen sollte, konnte ich es nicht, da ich nicht wusste was. Nur ein "Okay" rutschte mir heraus.
Er sah mir intensiv in die Augen, drehte sich dann um und ging aus der Tür hinaus zu seinem Auto.
Ich stand da und verfolgte mit den Augen, wie er noch ein einziges Mal zu mir sah und dann davon fuhr.

Einige Minuten bewegte ich mich nicht. Ich wusste nicht, ob ich ihm jemals vergeben konnte. Aber, dass er sich nun so entschuldigt hatte, war ein Anfang. Ich glaubte ihm trotzdem nicht, dass er eifersüchtig war. Es hatte ihn nur an seiner Arroganz gekratzt, dass ich nicht sofort mit ihm ins Bett gestiegen war.
Als ich mich wieder halbwegs gefasst hatte, machte ich Licht aus und versperrte die Tür, ging nach oben und legte mich ins Bett.
Morgen würden wir schon nach Lyon fliegen. Ich freute mich schon sehr darauf, da Antoine mir sehr fehlte. Außerdem würden wir uns mit Theo und Clarisse treffen.
Zwar hatte ich auch etwas Angst davor, aber ich ließ alles auf mich zukommen. Ich wollte nicht eine dieser überkandidelten Spielerfrauen werden, die sich in den Vordergrund spielen. Dafür war ich nicht der Typ.

Am nächsten Tag flogen Logan, Carla und ich nach Lyon. Als wir am Flughafen ankamen, wurden wir schon von Antoine's Familie begrüßt. Sie hatten geplant mit uns zum Training der Mannschaft zu fahren. Leider bekam Antoine kein Frei für den Abend. Dann mussten wir die Stadt alleine erkunden. Clarisse und Theo kannten sich super aus und zeigten uns alles, was wir ihrer Meinung mal gesehen haben mussten.

Wir saßen gerade in einem kleinen Café und tranken etwas Erfrischendes.
Theo erzählte uns gerade davon, wie er irgendeinen Starfußballer kennengelernt hatte und dieser kannte sogar seinen Bruder. Er war super stolz auf Anto, das sah man ihm an. Ich fand das ziemlich süß.
Logan und Carla staunten nicht schlecht, wen er alles schon getroffen hatte, als Clarisse, Antoine's Mutter, sich zu mir beugte.
"Und wie geht's dir?", fragte sie. Ihr sanftes Lächeln gab mir eine gewisse Geborgenheit. Ich fragte mich oft, ob meine Mutter auch so liebevoll gewesen war, wie Clarisse.
"Sehr gut." Ich musste leicht grinsen, was ich nicht wollte, aber ich musste sofort an Antoine denken.
"Oh sehr gut, ja? Das freut mich! Und wie geht's meinem Sohn? Ich habe lange nichts mehr von ihm gehört."
"Auch sehr gut. Er freut sich sehr auf morgen."
Sie nickte grinsend und sagte dann: "Das ist schön. Euch beiden geht es sehr gut und das macht mich natürlich auch glücklich." Sie wusste es. Ich wusste zwar nicht woher, aber sie wusste es. Ich glaubte nicht, dass Antoine ihr über uns etwas erzählt hatte.
"Clarisse, ich..." Ich wusste nicht wie ich anfangen sollte.
"Ist schon gut. Ich freu mich wirklich! Ich habe schon immer zu ihm gesagt, dass er sich ranhalten muss. Du bist ein so wundervolles Mädchen, da darf man sich nicht so viel Zeit lassen. Ihr möchtet es als noch nicht offiziell machen?" Sie grinste über beide Wangen.
"Nun ja, es ist noch sehr frisch. Wir haben noch nicht darüber geredet."
"Okay, dann habe ich nichts gesagt!" Sie lachte und die anderen Drei sahen zu uns herüber. Ich lächelte.
"Was hast du nicht gesagt?", fragte Theo.
"Nicht so wichtig," schüttelte Clarisse ihren Kopf.

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