One Way.

57. Kapitel

Mein Geburtstag fiel dieses Jahr auf einen Tag, an dem es warm war und die Sonne schien. Ich hatte nichts geplant und wollte den Tag einfach genießen.
Ich ging mit meiner Zeichenmappe runter ins Restaurant.
"Herzlichen Glückwunsch!" Mein Vater kam auf mich zu gestürmt und nahm mich in den Arm.
"Danke, Papa." Ich genoss die Umarmung.
"Hier ein Geschenk von mir und deinem Bruder, er kommt heute Abend vorbei."
Er gab mir eine Schachtel und ich packte sie aus. "Das wäre nicht nötig gewesen, und das weißt du."
Meine Augen weiteten sich. Es waren nagelneue Bleistifte in verschiedenen Stärkegraden. "Die sind toll! Vielen Dank!" Ich legte die Arme um ihn.
"Immer gerne!"
"Ich werde sie gleich ausprobieren! Ich gehe runter zum Steg!" Ich lief los.

Ein paar Stunden verbrachte ich an meinem Lieblingsort und spürte die Ruhe und Leichtigkeit, während ich zeichnete. Ich atmete die frische Luft tief ein und aus. Es dämmerte schon.
Plötzlich hörte ich Schritte.
"Alles Gute zum Geburtstag!", sagte Jemand hinter mir und ich drehte mich um.
Fernando stand vor mir mit einem großen Strauß Sonnenblumen.
Schnell stand ich auf und nahm ihn in den Arm. "Danke, die sind wunderschön."
"Ich muss dich nun entführen. Es gibt eine kleine Überraschung für dich. Bist du bereit?"
"Wo geht es denn hin? Bin ich dafür richtig gekleidet?" Ich sah an mir herab: Schwarzes Shirt, Jeans, Turnschuhe.
"Wir gehen jetzt kein Skifahren oder so, also wird das passen." Er grinste mich aufgeregt an und verschränkte unsere Hände, bevor er mich dann zu seinem Auto zog.
Ich fragte mich, wo es wohl hingehen würde. Vielleicht gingen wir essen oder er hatte wieder einen Tisch bei seinem Freund Chris reserviert.
Wir fuhren raus aus der Stadt, was mich verwunderte. Ich konnte zwar immer noch sagen, dass es zur Stadt Valencia gehörte, aber nicht mehr der Stadtkern war. Wir fuhren eine kleine enge Straße am Wasser entlang, bis wir an einer Bar ankamen, die ich zuvor noch nicht gesehen habe. Ein großes Schild verriet mir, dass es sich um eine Bar, ein Restaurant und ein Hotel handelte.
Es sah aus wie ein großes Fischerhäuschen von früher und war aus Holz. Überall hingen Lichter und spiegelten sich im Wasser.
"Was hast du mit mir vor?"
"Das wirst du sehen." Er parkte sein Auto und wir gingen durch einen Kneipenähnlichen Teil auf eine Terrasse, die wie ein Steg aufgebaut war. Mehrere Leute saßen in Gruppen an Tischen und unterhielten sich. Fernando schob mich weiter, bis wir fast am Ende der Terrasse waren. Und dort saßen alle meine Freunde. Ich schlug die Hand vor Freude vors Gesicht.
Logan, Carla, Theo, Nico, Maria und Antoine... Alle waren da und riefen laut: "Überraschung!" Sie kamen nach und nach auf mich zu und umarmten mich und gaben mir Küsschen auf die Wangen. Ganz am Ende Antoine. Ich schlang meine Arme um ihn und er flüsterte leise in mein Ohr: "Happy Birthday, ich hoffe es gefällt dir." Ich konnte nur nicken, da ich kein Ton heraus bekam.
Als wieder alle ihren Platz gefunden hatten, setzten sich Fernando und ich. Er saß rechts von mir und Carla links. Neben Fernando kamen Theo, Antoine, Nico, Maria und Logan. Ich konnte über das Wasser sehen und spürte die warme Brise durch meine Haare wehen. Die Sonne ging gerade unter und es war ein Blick, wie auf einer Postkarte.
"Oh man, ihr macht mich fertig! Danke für diese tolle Überraschung! Wirklich, ich bin total gerührt!"
"Auf dich, Elena!", sagte Logan in die Runde und ergänzte mit einem schelmischen Augenzwinkern zu Antoine: "Auf eine Geglückte Überraschungsparty!" Alle brachen in Gelächter aus.
Wir stießen mit unserem Bier an. Alle unterhielten sich angeregt und ich beobachtete meine Freunde. Jeder sah unglaublich glücklich aus. Carla und Logan schmiegten sich aneinander und hörten gerade Maria zu, die von einer Reise erzählte, während Nico und Theo über Fußball diskutierten. Fernando schaltete sich auch immer wieder ein. Antoine saß zwar genau dazwischen und es sah so aus, als würde er zu hören, doch er schaute mich an, als ich zum ihm blickte.
Er lächelte sanft und ich konnte nicht anders, als es ihm gleich zu tun. Dann winkte er einen der Kellner zu und dieser nickte, als wüsste er genau, was Antoine von ihm wollte.
Ich versuchte dem Gespräch von Fernando und den Jungs zuzuhören, als ich Leute klatschen hörte. Ich drehte mich um und ein Kuchen mit angezündeten Kerzen wurde an unseren Tisch gebracht. Alle singen das 'Happy Birthday'- Lied und ich versuchte alle Kerzen auf einmal auszupusten, doch es gelang mir nicht.
"Wie jedes Jahr," stöhnte Carla und lachte.
"Du musst bedenken, es werden auch immer mehr Kerzen, und da sie nur einmal im Jahr üben kann..." Antoine kringelte sich vor lachen.
"Ey! Ihr seid auch nicht besser! Wenigstens brauch ich keine Zwanzig Versuche, so wie Logan vor zwei Jahren!" Ich spielte auf Logan's Geburtstag hin, an dem wir Kerzen für seinen Kuchen benutzen, die nicht ausgingen und immer wieder entflammten.
Ich musste lachen, bei dem Gedanken an diesen Tag.
"Da habt ihr auch mit unfairen Mitteln gespielt!" Logan hob den Zeigefinger.
"Oh, da ist der anwaltliche Obacht-Zeigefinger!" Carla zog ihn immer damit auf.
Es war schön mit allen zu lachen.
Ich fühlte mich so wohl, wie lange nicht mehr.
Plötzlich drehte ich mich zu Fernando.
"Wer fährt heute denn?"
"Keiner, wir schlafen heute alle hier." Ich konnte es nicht glauben.
"In diesem Hotel? Das ist der schönste Geburtstag, den ich je hatte. Danke!"
"Gern gesehen, auch wenn es nicht meine Idee war, aber an der Umsetzung sind wir alle Schuld," flüsterte er mir ins Ohr und küsste dann meine Wange.
Der Abend wurde immer feucht fröhlicher und der Kuchen war so lecker, dass er nach einer halben Stunde nicht mehr existierte.
Irgendwann wurden die Plätze getauscht und Carla saß nun neben Maria und Logan zwischen Antoine und Theo. Fernando unterhielt sich mit meinem Bruder.
"Maria, sag mal, hast du etwas von Simon gehört?", fragte ich die Freundin meines Bruders.
"Oh na klar, ich soll dich lieb grüßen und dir die liebsten Wünsche ausrichten."
"Danke, wie geht es ihm?"
"Sehr gut. Er meinte, dass er dir einiges verdankt, was ihn jetzt glücklich macht."
Das freute mich. Sehr sogar.
"Diese Überraschungsparty ist die Beste, die ich je hatte."
"Sie ist echt super gemütlich und diese Location ist traumhaft. Hat Antoine gut ausgesucht, oder?", stellte Maria fest.
"Antoine hat sie ausgesucht?" Ich sah Carla fragend an, die nur gequält lächelte.
"Es war seine Idee. Er hat sich um alles gekümmert. Location, Hotel, Essen, Getränke."
"Oh, wow, das ist nett von ihm." Ich blickte zu ihm herüber. Er lachte sein typisches Antoine-Lachen und brachte mein Herz zum Pochen.