Sessundartig: Zuhause

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Auch wenn es schwer war sich um 6Uhr aus dem Bett zu quälen hatten wir es tatsächlich geschafft und standen frisch gestylt, gesättigt und tatsächlich auch nochmal befriedigt an dem Gleis, an dem mein Zug gleich kommen sollte.
Heute war das Wetter, genauso wie gestern Abend und es regnete ziemlich, allerdings war es trotzdem warm, weshalb es sich anfühlte wie im Regenwald. Ich hatte mich für die Heimreise für eine bequeme kurze Sporthose und ein Shirt von Marten entschieden, welches ich, sowie das Armband, mitnehmen durfte. Natürlich hatte ich aber von gestern Abend und von heute morgen jetzt jeweils noch zwei Andenken an den Herren auf meinen Oberschenkeln, was man natürlich auch noch sah, wenn ich eine kurze Hose trug, sowie jetzt, was ich nicht bedacht hatte, als er sie mir gemacht hatte.
Wir warteten also auf dem relativ vollen Bahnsteig und unterhielten uns über die letzten Tage, was es für mich nicht gerade leichter machte gleich in den Zug zu steigen.

"Oh Mäuschen guck mal, angeblich kommt dein Zug 5min später.",meinte Marten dann plötzlich mitten im Gespräch und zeigte hoch zur Anzeigetafel. Es folgte auch eine Durchsage, die ich allerdings so gut wie gar nicht verstand bei dem Lärm hier. Mich wunderte es, dass Chopper bei dem Pegel überhaupt so ruhig neben Marten sitzen konnte, wie er es gerade tat. "Naja, dann haben wir immerhin 5min mehr miteinander.",sagte ich und lächelte zu Marten hoch. Ich musste dabei völlig dämlich aussehen mit meinem voll gepackten Rucksack, dem zu großen Shirt, welches ich mir halb in die Hose gestopft hatte, den ollen zwei Knutschfelcken auf den Oberschenkeln, welche Marten genau zwischen meine Tattoos gemacht hatte, und meiner riesigen pinken Tüte des Unterwäscheladens aus der Europapassage. Marten sah mich trotzdem verliebt an und nahm meine Hand in seine, um mich zu ihm zu ziehen. Er legte seinen freien Arm um mich und drückte mich an seine Brust, während er meine Stirn und meinen Haaransatz vorsichtig und langsam küsste. Ich stellte also die Tüte auf meine Füße und legte meine Arme um ihn, um nochmal seine Wärme und seine Bewegungen zu spüren, auch wenn das Wetter körperlichen Kontakt etwas unangenehm, stinkend und klebend machte, denn man schwitze wegen der Luftfeuchtigkeit einfach schon ohne etwas zu tun, weshalb dann auch mal die Haut aneinander klebte, das hatten wir heute morgen bei unserem Abschiedssex bereits gemerkt.
"Kommst du dann jetzt jedes Wochenende oder wie wollen wir das machen?",fragte Marten dann und ich überlegte. "Naja, ich kann schlecht am Wochenende frei machen und für einen Vormittag hier her fahren würde sich für dich und die Stadt auf jeden Fall lohnen, meiner Meinung nach, aber dann muss ich nachts losfahren, weil um spätestens 11Uhr muss ich wieder nach Hause fahren. Ich red aber auf jeden Fall mal mit Daniel darüber und dann können wir planen. Vielleicht hab ich auch immernoch genug Überstunden, um frei machen zu können. Aber wenn das mit dem Support jetzt durch ist, hab ich nicht sonderlich Lust da noch zu arbeiten.",erklärte ich und wir lösten uns voneinander. "Warum eigentlich? Was soll dir denn dann passieren? Hast jetzt ja eh schon was mit dem Club zutun.",wollte Marten wissen und ich zog die Schultern hoch. "Noch mehr ekelige meist alte Rocker, neben Anteilen auch noch Schutzgeld abdrücken zu müssen und irgendwie die berufliche Freiheit von mir eingegrenzt bekommen?",fragte ich eher, als das es eine Aussage war, weshalb Marten schmunzelte. "Mäuschen was soll dir jetzt noch passieren? Du gehörst durch mich mit dazu! Ich würde mein Leben dafür geben, wenn du durch den Club...keine Ahnung...zur Prostituierten wirst oder dein Privatleben sowie deine Finanzen gefährdet wird! Das wird niemals passieren!",versuchte er mich aufzumuntern, aber ich war trotzdem immer noch kein Freund von dem Plan von Daniel.
Es kam wieder eine Durchsage und ich vermutete verstanden zu haben, dass mein Zug einfuhr und man aufpassen sollte wegen des einfahrenden Zuges. "Baby, denk dran. Ich liebe dich und wenn uns alles um die Ohren fliegt, steh ich vor dir wie Granit!",sagte er und verschränkte noch einmal unsere Finger, während ich die Tüte wieder in die andere Hand nahm. Ich musste lachen, als ich sein Zitat erkannte und antwortete:"Hoffentlich trifft die Hook auch auf dich zu!" Er nickte lächelnd und ich fand es süß, dass er sich tatsächlich noch an das Lied erinnerte, dass ich ihm vor ein paar Wochen mal aus Spaß per WhatsApp geschickt hatte.
Ich hörte wie der Zug quietschend einfuhr und sah einfach nur Marten an, um mir nochmal alles an ihm einzuprägen. "Ich warte noch auf was.",sagte er dann und spitze seine Lippen kurz. "Ich liebe dich, mein Engelchen.",sagte ich mit einem Grinsen und gab ihm einen ziemlich langen und leidenschaftlichen Kuss, welchen er erwiderte, bevor wir uns lösten, uns in die Augen sahen und wussten, dass ich jetzt gehen musste, denn der Zug stand nun hinter mir und hatte die Türen geöffnet, da alle Anderen in die Wagons raus und rein strömten.
"Denk an mich, wenn du es dir selbst machst.",flüsterte er noch mit einen breitem Grinsen und ich sank lachend den Kopf. "Werd ich sowas von tun!",antwortete ich dann und ließ langsam seine Hand los.
"Wir schreiben und telefonieren?",fragte er und ich nickte eifrig. "Auf jeden Fall! Vielleicht auch mal FaceTime, weil du hast noch nicht alle Dessous gesehen!",meinte ich und ein Angestellter der Bahn, der neben uns stand, sah grinsend zu uns beiden rüber. "Wir hören von'ander, Engelchen!",verabschiedete ich mich also final und Marten nickte einfach nur noch mit einem Lächeln, bevor ich mich dann umdrehte und in den Zug verschwand. Ich setzte mich extra so hin, dass ich Marten und Chopper noch bis zu Abfahrt sehen konnte und ich ihnen Küsse zuwerfen konnte, als wir los fuhren.
Mein Wochenende mit Marten war also tatsächlich rum und ich bereute es kein Stück, dafür das Festival früher verlassen zu haben, denn ich hatte glaub ich wirklich die Liebe meines Lebens in diesem Kerl gefunden, auch wenn er nicht 0815 war. Ich liebte ihn von tiefstem Herzen und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass sein Beruf oder seine Zugehörigkeit zum Club mir noch Angst machten, denn alle Zweifel und Vorurteile, die ich am Anfang von ihm hatte, waren verflogen. Natürlich war er immernoch ein Krimineller und nicht ungefährlich, aber meine Liebe setzte mir hier die rosarote Brille auf und es störte mich alles kein Stück.

Die Fahrt über las ich mir eine Zeitschrift durch, die hier im Wagon mehrfach umher flog und ich hörte etwas Musik, was die Zeit schneller vergehen ließ.
Ich musste dreimal umsteigen, bis ich dann im letzten Zug saß, mit welchen ich tatsächlich dann auch bis zu Endstation fuhr, um dort von der mittlerweile ausgenüchterten Jessie abgeholt zu werden.

Deep Waters are Silent🌊🌑 A German LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt