Negenunfieftig: Umlegen

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Ich schlief also in Marten's Armen mit Chopper an meinem Fußende des Bettes und fühlte mich so wohl, dass ich ziemlich tief und gut schlafen konnte.

Früh am Morgen wurde ich dann allerdings wach, weil Marten genervt aufstand und in Boxershort in den Flur stapfte. Ich sah mich völlig verwirrt und verklatscht um und verstand nicht was gerade los war. Chopper sprang ebenfalls vom Bett, steckte sich während er gähnte und ging dann hinter Marten her, welcher scheinbar gerade die Wohnungstür öffnete. "Ey was willst du um diese Uhrzeit? Du weißt, dass ich jetzt eigentlich schlafe nach der Arbeit!",fauchte Marten und ich hörte schwere Schritte, die die Wohnung betraten. "Glaubst du ich weiß nicht, dass du gar nicht bis 6 Uhr gearbeitet hast? Genauso wie deine Freundin.",fragte TomTom und die Tür der Wohnung flog zu. "Ach hat Daniel dich informiert?! Das ist ja schön! Der Kerl soll sich aus Hamburg verpissen! Er soll bloß Amilla, Josephine und auch mich in Ruhe lassen. Der soll erstmal gucken, dass er wieder auf die richtige Spur kommt mit seinen Aggressionen! Ich schaff es auch meine Dämonen zu zähmen, also sollte er es auch hin kriegen.",regte Marten sich auf und man konnte hören, dass er definitiv von Daniel abgefuckt war. "Hey, fahr mal erstmal nen Gang runter...ich bin auf eurer Seite. Wir sind Brüder Marten, auch wenn wir uns nicht allzu gut riechen können, aber ein Aussteiger, der mir erst in den Arsch kriecht und meint er könnte jetzt gegen einen meiner Brüder und seine Frau angehen, weil es in seinem Leben nach Clubausstieg nicht mehr läuft....der kann einpacken. Er ist und bleibt ein Verräter des Clubs und eigentlich hat er nicht mal einen Funken Aufmerksamkeit von uns verdient, denn so lange er seine Austritts- und Schutzgelder zahlt tut er das wozu er verpflichtet ist. Und seine Angaben sind nicht gerade wenig...",meinte TomTom und ich war überrascht von seinen Worten.
"Ist deine Kleine schon wach?",fragte er dann und es wurde kurz still in der Wohnung, weshalb ich mich nicht bewegte oder einen Mucks von mir gab, denn wahrscheinlich würde ich dann etwas hören, was eigentlich nicht für meine neugierigen Ohren gedacht war. "Denke mal sie schläft noch. Sie war ziemlich kaputt von heute Nacht",meinte Marten deshalb und ich begann meine Ohren zu spitzen. "Du musst mir jetzt genau zuhören, Bruder...ich mag deine Kleine, auch wenn sie mir am Anfang ein kleiner Dorn im Auge war, aber irgendwie ist das mittlerweile nicht mehr so und ich glaube auch, dass sie dir ganz gut tut, aber....entweder musst du sie los werden, um von Daniel weg zu kommen oder Daniel muss weg....",erklärte TomTom und mein Herz zog sich zusammen. Was würde Marten bloß antworten?
"Du meinst ernsthaft, dass ich das Daniel-Problem loswerde in dem ich die Frau verlasse mit der ich vielleicht mal Kinder haben möchte, die ich mit fetter Hochzeit heiraten will und mit der ich mir ein schickes Häuschen baue oder kaufe in dem wir dann alt werden? Sag ma' trickst du nicht mehr ganz sauber, Thomas?! Ich gehöre nicht zu den Typen aus dem Club, die Frauen Leid, Schmerzen und Angst ertragen lassen oder es ihnen sogar selbst noch zufügt! Ich habe mich bei dem Abend in der Bar sofort in sie verguckt und trotz meiner Warnungen, meinem Auftreten und meinem Image ist sie genauso an mir kleben geblieben, wie ich an ihr. Natürlich war es am Anfang viel übers Handy und sonstiges, aber ich liebe diese Frau seit den ersten Stunden, die ich je mit ihr hatte und ich werde sie niemals verlassen, außer der Tod will es so! Aber selbst dann sehen wir uns irgendwann wieder.",erzählte Marten und ich fand seine Worte so schön, dass mir die Tränen kamen. Er hatte mir sowas noch nie persönlich gesagt und ich wusste auch gar nicht, dass er für uns eine so schöne gemeinsame Zukunft sah, denn ich hatte gelegentlich auch mal solche Vorstellungen von uns und war mir dann nie sicher, ob er das überhaupt alles mitmachen würde, aber scheinbar schon.
Es war kurz wieder still und dann sagte TomTom, der scheinbar bürgerlich Thomas hieß:"Wow....da hats aber ganz schön geknallt....wenn das aber so ist, dann müssen wir gucken, dass wir Daniel loswerden."
Es wurde erneut still, aber diesmal machte mir die Stille etwas Angst, denn ich wusste nicht wie die beiden 'Daniel loswerden' interpretierten.
"Weißt du wo er ist?",fragte Marten dann und Thomas nickte scheinbar als Antwort, denn ich hörte Marten nur leicht genervt, aber irgendwie auch angespannt aufatmen. "Also ich mach das nicht. Das wäre ja wohl das auffälligste was gehen würde.",meinte Marten dann und ich bekam Angst. "Also umlegen wollte ich ihn jetzt eigentlich nicht...würde ihn eher mit ein paar Leuten stürmen, ihn mitnehmen und irgendwo aussetzten mit einem ordentlichen Denkzettel, sodass er nicht wieder kommt.",erklärte TomTom und jetzt war ich gespannt was Marten sagen würde.
Marten überlegte scheinbar eine Weile und sagte dann:"Naja, theoretisch dürften wir einen Aussteiger auch für diverse Gründe umlegen..." "Marten...willst du wirklich das Leben eines Menschen auf dem Gewissen haben und dann lebenslang mit der Schuld leben wollen? Am besten landest dafür auch noch im Bau und was ist dann? Hast wieder ein Verfahren am Hals, sitzt wieder ein und deine Kleine sitzt alleine draußen am besten sogar noch in deiner Wohnung mit Chopper zusammen und vereinsamt, weil sie außer dir hier niemanden hat, weil du sie aus ihrer Heimat weggeholt hast.",meinte TomTom und ich musste gestehen, dass er Recht hatte. "Ist das Thema eine Sitzung wert?",fragte Marten dann nur und Thomas seufzte. "Ich frag mal oben an und dann wirst du rechtzeitig was hören....überleg dir aber nicht so ne scheiße, Bruder...immer blöd, wenn einer von uns rein muss.",meinte TomTom und die beiden bewegten sich scheinbar wieder Richtung Tür, denn zumindest hörte es sich so an als würden sie sich wieder etwas entfernen. Ich stand deshalb ganz vorsichtig vom Bett auf und stelle mich hinter die Tür zum lauschen. "Ich weiß, Bruder. Will es Josephine auch sehr ungern antun...schließlich will ich eigentlich nicht, dass sie diesen unnötigen Stress mitbekommt...das mit Daniel & Amilla weiß sie ja auch nur wegen den Bullen, sonst hätte ich das so geklärt...",sagte Marten und danach öffnete sich die Wohnungstür. "Das wird schon. Mach dir keinen Stress.",meinte Thomas und die beiden machten scheinbar einen Handschlag bevor sich die Tür dann wieder schloss. Ich überlegte kurz, ob ich einen auf unschuldig tat und wieder ins Bett ging, aber ich wollte dazu stehen, dass ich mitgehört hatte, also ging ich durch die bereits offene Tür und Marten sah mich überrascht an. "Du hast also gelauscht?",fragte er mit einem Grinsen und ich nickte dann doch leicht verlegen. Er kam auf mich zu und blieb vor mir stehen. "Du willst ihn aber nicht wirklich umlegen oder eher gesagt umlegen lassen, oder?",fragte ich deshalb, legte meine Hände auf seine Brust und sah zu ihm hoch. Er sah mich noch leicht verschlafen an, strich mir durch die verwuschelten Haare und schüttelte den Kopf. "TomTom hat schon recht was das ganze mit den Knast und so angeht, aber meine Wut treibt mich ein wenig in diese radikale Richtung...ich will aber keinen Menschen jemals umbringen, also keine Sorgen Mäuschen.", erklärte er und nahm mein Gesicht in seine Hände. "Wirst du etwa zum Weichei?!",spaßte ich ironisch und sein Blick wurde ernster. "Jose über sowas macht man keinen Spaß. Es geht hier um das Menschenleben deines alten Chefs. Falls es zu einer Sitzung kommt liegt die Entscheidung dann bei den Obersten und den Stimmen meiner Brüder. Er hat schließlich nicht nur den Stress mit uns und Amilla auf dem Buckel...",knurrte er dann plötzlich und ich bekam ziemlichen Respekt vor meinem Freund zu bekommen, weshalb ich die Hände von ihm nahm. Er löste seine ebenfalls langsam von mir und griff jetzt vorsichtig meine Handgelenke. "Und du würdest es zulassen, wenn sie sich dazu entscheiden einfach so Daniel umzubringen?",wollte ich wissen und sah ihn fassungslos an. "Josephine, wenn die Oberen entscheiden hab ich zu gehorchen! Wenn die reden schweigen die Mitglieder nunmal und führt aus was angeordnet wurde. Sie planen, geben den Befehl und dann wird der Befehl ausgeführt.",sagte er und ich konnte nicht glauben, dass er wirklich so blind einem Befehl folgen würde, aber würde er es nicht tun wäre er wahrscheinlich selbst der gearschte. "Wenn ihr es tut, dann versuch wenigstens nicht dabei zu sein und....und enthalte es mir einfach...ich will davon nichts wissen...ich will dir in die Augen gucken können ohne daran denken zu müssen, dass du vielleicht jemanden umgebracht hast.",bittete ich ihn und er lies vollständig von mir ab. "Ich würde es dir gerne versprechen.....ich kann es aber nicht.",meinte er dann und sah mich entschuldigend an. Ich war ein wenig traurig durch die Aussage und sagte deshalb nur:"Ich hoffe das Beste für uns."

Deep Waters are Silent🌊🌑 A German LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt