Sess: Ciao

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"He-hey Lena! Was machst du denn hier?",fragte ich, um die unangenehme Stille zu brechen und lief aus dem Wasser auf Lena zu, welche gerade ihr Handtuch auf dem Rasen ausbreitete. "Ist doch Sonntag, also geh ich bei diesem Wetter doch wohl schwimmen. In fünf Minuten ist Hochwasser! Und wen hast du da mit? Kennt man den?",plapperte sie sofort los und ich hörte, wie Marten näher kam. "Das...ist Marten",antwortete ich und zeigte auf meine gutaussehenden Begleitung. Er sammelte gerade unsere Schuhe aus Sand und Gras, bevor er dann zu uns kam. "Dann ist das unten deine Harley! Scharfes Teil! Bin früher auch viel Motorrad gefahren, bis zu meinem Unfall.....aber egal! Kommst du von hier? Kenn dich nämlich gar nicht.",redet sie dann unterbrochen weiter und ich hob meine Hand, um Marten vom antworten abzuhalten. "Lena, war schön dich wieder zu sehen, aber wir müssen jetzt los. Wir haben um 13Uhr einen Tisch reserviert.",sagte ich einfach, sah auf meine nicht vorhandene Uhr am Handgelenk und nach einem kurzen "Ciao" verzogen Marten & ich uns zurück zu seinem Motorrad.
"Was war das denn gerade?",fragte Marten lachend, als wir am Zaun ankamen. "Ne alte Klassenkameradin...schon immer neugierig und für Gossip stets zu haben...",antwortete ich nicht wirklich passend zur Frage, da ich ein wenig angepisst war, denn der romantische Moment von davor war komplett zerstört. Ist stieg über den Zaun und setzte mich auf den Rasen, um meine Sandalen wieder anzuziehen. Marten machte es mir nach und setzte sich ziemlich dicht an mich, was mich allerdings nicht störte. "Ich fand den Moment bevor sie kam ziemlich schön...",gestand Marten und legte seine Hand vorsichtig auf mein Knie, weshalb ich es zuließ. "Ich auch...."seufzte ich und genoss seine Berührung, während ich ihn kurz anlächelte. Es wurde still zwischen uns und ich fragte mich wie viel Zeit wir überhaupt noch miteinander hatten. "Josephine also?",fragte Marten dann lachend und ich nickte lächelnd. "So ein süßer Mädchenname für eine so coole Frau.",meinte er und begann leicht mein Knie zu massieren. "Ja voll cool, scheißt sich beim Motorrad fahren fast in die Hose.",machte ich mich über mich selbst lustig und legte meinen Kopf auf seine Schulter. "Ach das ist halt gewöhnungsbedürftig, besonders wenn man bei mir mitfährt.",gestand er und legte seinen Kopf auf meinem ab, was in meinem Bauch für ein kleines Kribbeln sorgte. Wir saßen als nur still da und genossen die Berührungen des jeweils anderen, bis ich mal auf Marten's Uhr sah. "Oh Gott Marten, es ist schon 13:15Uhr du hättest längst los gemusst! Scheiße deine Brüder sind bestimmt ultra sauer!",bekam ich Panik und sprang auf, um meinen Helm aufzusetzen. Marten begann lauthals zu lachen und ich sah ihn verwirrt an und stoppte in meinen Bewegungen.
"Jo, ich hab heute morgen mit den Jungs abgemacht, dass wir erst um 18Uhr fahren! Wollte aber wissen wir du reagierst, wenn du siehst, dass es theoretisch schon zu spät ist.",erklärte er immernoch leicht lachend, weshalb ich ihm meinen Helm entgegen schmiss, welchen er allerdings fing.
"Du kleiner Lügner!",sagte ich, aber musste langsam ebenfalls lachen, weil Marten mich ansteckte.
"Du weißt aber schon, dass ich um 14Uhr bei der Arbeit sein muss.",fügte ich dann hinzu, als wir uns beruhigt hatten und Marten aufstand. "Du meinst deine bald ehemalige Arbeit!",sagte er und ich schüttelte sofort den Kopf, während ich kurz auflachte.
Marten hing meinen Helm wieder neben seinen, sah zu mir runter und erklärte:"Josephine...du lässt dich in dem Laden voll ausnehmen. Du arbeitest jeden Tag von 14 bis 24Uhr, obwohl das nicht mal dein Laden ist. Du machst alles sauber, passt auf alles auf und hälst alles auf Vordermann, obwohl du als Köchin angestellt bist und das seit drei Jahren. Du arbeitest eigentlich seit drei Jahren da als Köchin, Jo! Laut deiner Aussage von heute Vormittag, hast du aber seit fast drei Jahren auch kein Teil in der Küche mehr angefasst und stehst seit dem hinterm Tresen und selbst dafür bekommst du zu wenig Geld! Ja klar, hier in der Gegend kommt man mit wenig gut zurecht, aber du arbeitest dir jeden Tag den Arsch ab und bekommst weniger, als Hungerlohn. Du musst da weg Jo!" "Marten, ich kann das aber nicht übers Herz bringen...",gestand ich und er legte seine Hände auf meine Schultern. Er sah mir tief in die Augen und fragte:"Warum? Weil du Daniel so wichtig bist?" "Ja, natürlich!",antwortete ich und er schüttelte mit dem Kopf. "Darf ich ganz ehrlich sein?",fragte er daraufhin und ich nickte zögerlich. "Jo...du bist ihm scheiß egal! Wärst du ihm wichtig, würde er dich besser bezahlen! Er hätte dir sofort einen neuen Vertrag aufgesetzt als du von der Küche nach Vorne gewechselt hast und er würde jeden Tag vor oder pünktlich mit dir bei der Arbeit auftauchen und nicht kurz vor Ladenöffnung. Und weißt du was das schlimmste ist....er enthält dir wichtige Sachen...",redete er auf mich ein und ich war immer verwirrter. Ich sah Marten nur verwirrt an und da ich nicht antwortete redete er weiter:"Was glaubst du warum, die letzten Jahre immer im Sommer ne Truppe von uns so ungefähr um die gleich Zeit kommt? Weil das Wetter dann immer schön ist oder weil die allererste Ausfahrt hier her in 1980 und irgendwas auch dann war? Nein, Jose! Es ist, weil eure Bar seit zwei Jahren Support werden will! Daniel will eine richtige 81 Support Bar, um aus seinem Badstanding zu kommen, weil er dann eine Chance hat wieder aufgenommen zu werden und sagen tut er dir nichts, weil er ganz genau weiß, dass du dann wahrscheinlich abspringen würdest, denn dann hättest du Arbeit, die wäre noch undankbarer und anstrengender als eh schon. Daniel & du müssten nach Pfeife tanzen und dich würden sie so dermaßen auseinandernehmen, dass du nach zwei Wochen schon sagst, dass es reicht....deswegen möchte ich dich da auch raus haben...es ist tatsächlich irgendwo Verrat an den Club, aber wenn ich dir damit ein wenig Lebensqualität bewahren kann und du so weiterleben kannst wie jetzt, dann reicht mir das vollkommen als Ausgleich für alle Strafen, die ich dafür kriegen könnte.",erzählte Marten und ich konnte ihm nicht wirklich glauben. Er versuchte in meinen Augen ablesen zu können, ob ich es verstanden hatte, doch ich verstand irgendwie gar nichts mehr.
"Aber...warum machst du das für mich? Wir kennen uns doch erst seit gestern...",fragte ich ihn deshalb und er ließ seine Hände von meinen Schultern zu meinen Händen gleiten, welche er dann in seine nahm. Er lächelte mich an und sagte dann:"Weil ich dich mag..." "Aber trotzdem, du gefährdest damit vielleicht was!",eselte ich dagegen und er zog mich einfach an sich ran und küsste mich. Ich war so überrascht von seiner Handlung, das ich vor Schreck fast hinten über kippte, aber Marten schlang schnell seine Arme um mich und hielt mich fest. Er küsste mich zweimal und sah mir dann in die Augen. Es fühlte sich wunderschön an von ihm geküsst zu werden, denn von meiner Brust aus verteilte sich dabei ein ganz warmes, wohliges Gefühl. Ich hielt mich an seinen Oberarmen fest und musterte sein Gesicht. "War das zu früh?",flüsterte er dann etwas unsicher und ich schüttelte leicht den Kopf, während ich mit meinem Gesicht näher an seins kam, um ihn ebenfalls zu küssen. Er erwiderte ganz vorsichtig und nach ein paar Sekunden lösten wir uns schon wieder voneinander. "Wow...",seufzte er und stupste mit seiner Nasenspitze gegen meine, was dieses warme Gefühl noch extremer werden ließ. Wir ließen langsam voneinander ab und Marten sah erst auf seine Uhr und dann zu seinem Bike. "Ich glaub der Bus, denn du hättest nehmen müssen ist abgefahren....schade....dann musst du wohl mit mir fahren.",meinte er und grinste dabei verräterisch, bevor er mir meinen Helm gab. Wir setzten uns unsere Helme also wieder auf und stiegen aufs Motorrad. "Ich versuch mal die Fahrt zu genießen!",sagte ich zu meinem Vordermann, als ich mich festhielt und wir langsam Richtung Hauptstraße rollten.
Tatsächlich war ich auf dem Rückweg etwas entspannter und genoss den Wind, der mir um die Nase zog, wenn ich mein Gesicht nicht in Marten's Schulter vergrub, um die schöne warme Sonne zu genießen.

Als wir an der Bar ankamen, stand tatsächlich schon Daniel's Motorrad neben meinem Wagen und ich war leicht verwirrt, den er kam eigentlich nie schon um 14Uhr, sowie ich.
Als Marten seine Maschine abstellte ließ ich langsam von ihm ab und stieg vom Sattel. "War besser, oder?",fragte er dann und wir nahmen gleichzeitig die Helme ab.
Ich nickte grinsend und bedankte mich für die schöne Fahrt, bevor ich schnell meinen Helm wieder in meinen Kofferraum legte.
"Hast du eigentlich...",begann Marten zu fragen, doch wurde durch Daniel unterbrochen, der durch die offene Tür der Bar meinen Namen rief.
"Josephine! Wir müssen reden!",rief Daniel gleich hinterher und ich sah Marten entschuldigend an. "Was wolltest du denn noch?",fragte ich ihn also noch und er lachte kurz beschämt. "Ehm...ich...ich wollte gerne deine Nummer...",stammelte er plötzlich wie ein nervöser Schuljunge und ich suchte sofort meinen Kugelschreiber aus meiner Tasche, um dann nach einer freien Stelle zum schreiben an Marten's Körper suchte, doch er hielt mir im Gegenzug schon sein entsperrtes Handy hin, weshalb ich dann dieses nahm, um mich abzuspeichern.
"Du musst schwören, dass du die Nummer niemandem weiter gibst! Nicht deinen Brüdern, deiner Familie oder sonst wem! Die bleibt nur für dich bestimmt.",sprach ich meine Bedingungen aus und gab dann dem breit grinsendem Kerl sein Handy wieder. "Wie Sie wünschen, Madame! Ich schwöre auf mein Bike, dass nur ich die Nummer haben und behalten werde!",schwor er, als er sein Handy wieder verstaute und ich musste wieder lächeln.
"Na dann, musst du wohl rein...",meinte er daraufhin und mein Lächeln verschwand, denn jetzt müsste ich mich verabschieden. Ich nickte also nur und kam auf Marten zu, welcher immernoch auf seiner Harley saß.
Ich schlang meine Arme um ihn und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, bevor ich ihn noch fester umarmte. Er erwiderte die Umarmung und flüsterte:"Bitte komm mich so schnell wir möglich besuchen!"

Deep Waters are Silent🌊🌑 A German LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt