Fiefuntwintig: Morgens

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Ich wurde langsam wach und öffnete kurz meine Augen. Meine Handy sagte, dass es erst 3 Uhr nachts war. Chopper schlief immernoch seelenruhig neben mir, obwohl aus dem Flur Geräusche zu hören waren, die definitiv nicht von Marten stammen konnten, denn es war einfach zu früh. Ich bekam ein wenig Angst und sah mich schnell nach etwas womit ich einem möglichen Verbrecher einen überbraten konnte um, bis mir einfiel, dass in Marten's Kleiderschrank ein Baseballschläger stand. Ich stand also ganz leise vom Bett auf, weshalb Chopper dann auch wach wurde. Ich schlich zum Kleiderschrank, öffnete diesen leise und griff den metallenen Schläger, um ihn dann aus dem Schrank zu nehmen.
Ich schlich weiter zur Schlafzimmertür und öffnete diese einen so kleinen Spalt, dass es fast nicht auffiel, aber ich hindurch in den Flur sehen konnte.
In den Flur fiel ein Lichtkegel, der aus dem Badezimmer kam, was mich wunderte, denn welcher Einbrecher suchte im Badezimmer nach Wertsachen?
Das kam mir alles etwas merkwürdig vor, weshalb ich überlegte Marten anzurufen oder mich bis zum Bad zu schleichen, um dann durch die offene Tür einen Blick zu riskieren.
Während ich noch mit meiner Entscheidung haderte sprang Chopper vom Bett, stieß die Tür mit seiner Pfote auf und lief seelenruhig Richtung Badezimmer, weshalb ich ihm hinterher schlich. Er blieb vor der offenen Tür stehen und setzte sich hin. Er beobachtete was vor ihm geschah und ich schlich neben den Türrahmen mit festem Griff um den Griff des Schlägers.
Man hörte ein schmerzliches Aufstöhnen der Person im Bad und als ich es analysiert hatte realisierte ich, wer da sehr wahrscheinlich im Bad war, denn das erklärte auch die Seelenruhe von Chopper.
Ich stellte mich also in den Türrahmen und sah tatsächlich Marten vor dem Spiegel stehen, der gerade seine rechte Hand verarztete.
"Marten....",flüsterte ich leicht erschrocken und ließ den Baseballschläger unabsichtlich fallen. "Hey Maus...",antwortete er und sah kurz zu mir rüber. "Ist was passiert?",fragte ich als ich auf ihn zu kam und sah, dass seine Knöchel an der rechten Hand bluteten. "Ach nichts wildes...musste nur jemanden rausschmeißen und dann gabs ne kleine Auseinandersetzung, also alles halb so wild, mach dir keinen Kopf.",antwortete er und gab mir einen Kuss, als ich neben ihm stand. "Warum bist du denn so früh Zuhause? Dachte erst du bist ein Einbrecher.",fragte ich und nahm ihm die Mullbinde ab, die er gerade vergeblich versuchte um seine Hand zu wickeln. Ich setzte also neu an und begann seine Hand einzuwickeln, während er erklärte:"Ach...sonst war heute nicht viel los und da haben wir beschlossen, dass ich gehen darf, um mich hier zu verarzten und bei dir zu sein." Ich sah ihn an und erkannte, dass er versuchte mich anzulügen. "Und jetzt bitte nochmal die Wahrheit Herr von Frieling!",bittete ich ihn deshalb, nahm seine Hand in meine nachdem ich fertig war und sah ihm tief in die Augen. "Okay bei dir zieht die Lügenschiene nicht, also bin ich ehrlich zu dir...die vom PK 15 lassen viel durchgehen auf dem Kiez, aber nicht, wenn ein vorbestrafter Angel einem anderen Kerl einen aufn Dötz haut.",gestand er und ich musste tatsächlich kurz wegen seiner Ausdrucksweise lachen. "Dann war es wohl aber auch berechtigt!...Hoffe ich zumindestens...",antwortete ich dann und sah ihn fragend an. Er legte seinen Kopf von links nach rechts und sagte dann:"Ich würde sagen ja." "Falls die Polizei kommt steh ich sowieso zu dir.",meinte ich dann und er sah mich plötzlich ernst an. "Wenn die kommen sagst du bitte gar nichts. Du darfst vor denen nicht singen und dich niemals von denen klein reden lassen, denn dann bekommen sie aus dir raus was sie wollen. Du weißt gar nichts, wenn die mit dir reden! Du weißt am besten nicht mal wer ich bin.",wies Marten mich ein und ich nickte. "Wer soll das sein? Marten? Ich kenn keinen Marten. Vielleicht war er mal Kunde, aber ich seh so viele Gesichter, da könnten Sie mir auch ein anderes Bild zeigen und ich könnte Ihnen nicht sagen ob ich die Person kenne oder nicht! Und jeder zweite von diesen Bikertypen sieht so aus wie der Kerl.",hielt ich ihm einen improvisierten Vortrag, den ich auch den Beamten erzählen würde, wenn sie vor mir stehen würden und es würde mir wahrscheinlich ziemlich zur gute kommen, dass ich gut lügen konnte.
"Respekt, ich kaufs dir ab und ich bin die Person, die du angeblich nicht kennst.",scherzte er und legte seine Hände auf meinen Hintern. "Uhh wer sind Sie denn, hübscher Mann?",spielte ich also wieder ahnungslos und grinste, während ich meine Arme um seinen Hals legte. "Ich bin Ihr größter Albtraum und Ihre größte Erfüllung in einem, mein Mäuschen.",raunte er und gab mir einen Kuss, welchen ich erwiderte. "Die Kombination gefällt mir...",antwortete ich und grinste zu ihm hoch, während er mich langsam immer mehr hoch zog, da er mich wohl tragen wollte. Ich hüpfte also einmal und er nahm mich auf den Arm. "Wir reden schon wieder Blödsinn, ich glaub wir sollten ins Bett.",kommentierte er sein Tun und begann Richtung Flur zu laufen, wo Chopper immernoch saß und uns ansah. Marten stieg also über seinen Hund hinweg und lief dann ins Schlafzimmer, wo er mich überraschend sanft auf meine Seite legte, bevor er sich dann ganz provokant komplett vor mir auszog und sich neben mich legte mit den Worten:"Wenn das so warm ist wie jetzt schlafe ich immer nackt!" Ich kuschelte mich also trotzdem an ihn ran und er legte seinen Arm um mich, sodass ich relativ schnell wieder einschlafen konnte, da ich mich ziemlich wohl, geborgen und geliebt fühlte.

Als ich wieder wach wurde war mir angenehm warm und ich spürte eine Hand um eine meiner Brüste und an meiner komplett Rückseite spürte ich von meinem Nacken, wo Marten's Nase meinen Hals berührte, bis zum Fuß jeden Milimeter an Haut, der mich von ihm berührte. Ich genoss also diese unglaublich angenehme Position und fuhr vorsichtig mit meiner Hand über den Arm, der an meiner Brust endete. Da Marten auch noch schlief, beschloss ich, meine Augen auch wieder zu schließen und vielleicht etwas weiter schlafen zu können.
Wirklich schlafen konnte ich allerdings nicht mehr, weshalb ich meine Augen einfach nur geschlossen hielt, um die Ruhe zu genießen, bis plötzlich mein Handy anfing zu klingeln. Ich versuchte mich also so vorsichtig wie möglich aus Marten's Griff zu befreien, um dann ans Telefon zu gehen.
Ich ging also ran und lief schnell in den Flur, um dann in die Küche zu verschwinden, damit Marten in Ruhe weiter schlafen konnte.
"Moin.",meldete ich mich also und lehnte mich mit einem Grinsen an die Küchzeile, da die Erinnerungen von gestern wieder hoch kamen. "Moin, Josie!",hörte ich Daniel sagen und meine Laune sank abrupt, da er mich im Urlaub immer nur anrief, wenn ich doch arbeiten kommen sollte. "Guten Morgen, Daniel. Was möchtest du?",fragte ich also leicht angefressen und er atmete tief ein. "Also das Festival ist doch heute zu Ende, oder? Ihr kommt also heute noch wieder! Kannst du heute Abend kochen für ne angemeldete Gesellschaft?",haute er direkt die Frage raus und ich verdrehte die Augen. Ich seufzte und antwortete:"Nein kann ich nicht. Ich habe bis einschließlich Mittwoch Urlaub und es ist auch nicht möglich, dass ich pünktlich zu Arbeitsbeginn wieder in Ostfriesland sein kann heute, denn ich bin mit dem Zug in frühestens vier Stunden erst am Bahnhof bei uns oben und von da muss ich dann ja noch 40min zur Arbeit fahren, also nein ich kann weder heute, noch morgen, noch übermorgen Arbeiten kommen! Wir sehen uns Donnerstag pünktlich zum Arbeitsbeginn in der Bar! Wir sehen uns! Tschüss!" "Hey Hey Hey warte!....Du bist in Hamburg, oder?",fragte er dann plötzlich. "Ich wüsste nicht was dich mein Privatleben zu interessieren hat.",konterte ich deshalb und verschränkte meinen freien Arm vor der Brust. "Ich weiß es von meinem Kumpel.",fügte er dann hinzu und ich rollte erneut mit den Augen. "Hat TomTom dir also alles schön erzählt? Top! Hoffentlich hat er auch erzählt was er für blöde Anmerkungen mir gegenüber macht, damit du siehst was das für ein Depp ist!",begann ich zu zicken und sah wie die Küchentür auf ging und Marten hereinkam.
"Hey! Er ist immernoch ein guter alter loyaler Freund! Zieh ihn nicht in den Dreck!",knurrte Daniel am Hörer und ich schüttelte fassungslos den Kopf. "Du weißt, dass wenn du mit ihm den Deal für den Support abschließt, ich ganz schnell weg bin, oder? Der Typ ist ekelhaft!",fragte ich ihn und sah zu Marten, welcher im Kühlschrank nach Essbarem suchte. Daniel seufzte erneut und sagte:"Ja das weiß ich...aber das zeigt nur wie unloyal und unkollegial du bist." "Ach ja? Ich bin unloyal und unkollegial?! Wer ist denn immer als erstes im Laden und macht alles für den Betrieb am Abend fertig? Ich! Wer läuft sich den ganzen Abend die Füße platt für die Zufriedenheit der Kunden und schlägt sich mit jedem noch so ekligen Menschen rum? Auch ich! Also werfen mir keine Eigenschaften vor, die eher für dich selbst sprechen, als für mich! Ich werde dir das Gegenteil aber trotzdem noch beweisen, denn ich werde eine gute Oldlady werden! Und wenn es sein muss werde ich selbst dem Club gegenüber loyaler sein, als du es jemals warst. Schönen Tag noch!",ließ ich meine Aggressivität raus und legte dann auf, was Marten alles erschrocken beäugte.
"Soll wir beide mal raus? Könnten an die frische Luft den Kopf frei kriegen, wenn wir mit Chopper gehen, denn der muss eh raus.",schlug Marten vor und ich nickte. "Dann lass uns jetzt gehen! Wenn wir wieder da sind koch ich was zu essen für uns.",fügte ich meiner Antwort hinzu und machte mich auf den Weg zu meinem Rucksack, um mich umzuziehen.

Deep Waters are Silent🌊🌑 A German LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt