Eenunveertig: Frühstück

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"Und was machen Sie beruflich, Marten?",fragte mein Vater als wir bereits begonnen hatten mit dem Essen. Marten kaute deshalb erst mal sein Brötchen zu Ende, schluckte es runter und antwortete dann:" Ich arbeite auf den Kiez in einem Club als sozusagen 'Mädchen für alles'. Ich schmeiß Leute raus, pass auf, dass keiner Blödsinn macht und sowas alles." "Sie führen aber kein Bordell oder ähnliches?",fragte dann meine Mutter nach und ich spürte, wie Marten's große raue Hand sich auf mein nacktes Bein legte. Er schüttelte den Kopf und sagte:"Nein ich führe keins, aber wenn ich sagen würde, dass ich damit nichts zu tun habe, dann würde ich Sie belügen. Sie müssen allerdings keine Sorgen um Ihre kleine Maus haben, die halt ich da fein säuberlich raus, sodass sie da fast nichts von mitbekommt." Mit dieser Ehrlichkeit hatte ich irgendwie nicht gerechnet, auch wenn Marten immer derjenige ist, der gerade heraus sagt was er denkt und einen nicht bescheißt, wenn es um ernstere Dinge geht.
Meine Eltern sahen sich deshalb skeptisch an, bevor sie dann in aller Ruhe weiteraßen.
"Möchtest du noch ein Brötchen?",fragte er und ich nickte, weshalb er ein Brötchen aus dem Korb nahm, es auf schnitt und mir dann hinlegte. Ich merkte natürlich, dass er jetzt extra auf Vorzeigeschwiegersohn machte, aber ich hatte kein Problem damit, wenn er der weiche, nette Mann war und nicht einen auf aggroganter, sturer Rocker machte.
"Und Sie sind also Mitglied in einem Motorradclub?",fragte Mama dann, als ich Marten als Dank ein Lächeln schenkte. Auf diese Frage hatte ich die ganze Zeit gewartet, denn das war eins der ersten Dinge, die ich meinen Eltern von Marten erzählt hatte.
"Unschwer zu erkennen, schätze ich.",scherzte Marten und musterte seine Tattoos. "Und wie ist das so bei Ihnen im Club?",wollte mein Vater dann wissen und Marten trank schnell einen Schluck Saft, bevor er begann fast wie in einer Werbung vom Club zu erzählen. Natürlich wussten alle Mitglieder was für ein Ruf ihr Verein hatte und so wusste auch jeder wie man zu antworten hatten, wenn ein Fremder nach dem Club fragte.
Die Worte von Marten stimmten meine Eltern etwas positiver, nur weil er genau wusste, die man ein paar unschöne Dinge gut umgehen oder umschreiben konnte, was bei mir aber auch schon mehrfach gewirkt hatte.

"Es war schön dich kennenzulernen!",sagte mein Vater zu Marten, als es bereits auf den Nachmittag zu ging und ich bald los musste zur Arbeit. Nach Stunden langen Fragereien fanden meine Eltern ihn wohl schwer in Ordnung und hatten sich mit ihm auf das Du geeinigt. Sie gaben sich zum Abschied alle gegenseitig die Hand und schon waren meine Eltern wieder verschwunden.
Als ich hinter ihnen die Tür schloss und ich mich zu Marten umdrehte bekam ich einen bösen Blick von ihm. "Das war jetzt irgendwie ziemlich spontan und komisch.",sagte ich und er kam auf mich zu. "Sie mögen mich eh nicht! Deine Mutter am aller wenigsten.",sagte er dann und ich sah ihn an, während er seine grimmige Miene zog, die er immer auf dem Gesicht hatte, wenn man mit ihm in der Stadt unterwegs war. Ich griff um deine nackten trainierten Oberarme und sagte dann:"Gut, dass du nicht mit ihr zusammen bist, sondern mit ihrer Tochter." "Die beiden haben mich direkt verurteilt und in ihre Schubladen für Klischees gesteckt, als sie mich im Türrahmen gesehen haben, Jose....",meinte Marten und ich musste ihm leider Recht geben, denn so waren meine Eltern immer. Natürlich urteilt jeder in den ersten Millisekunden über eine neue Person, aber bei meinen Eltern wurde nach Klischees und alten Ansichtsweisen geurteilt, worüber ich mit ihnen schon Stunden lange Diskussionen hatte.
"Das tut mir Leid, Babe...die beiden sind aber nun mal so und glaub mir, sie haben bis jetzt nie jemanden von den Leuten gemocht, die ich mit nach Hause gebracht habe, nicht mal meine beste Freundin, weil sie haben immer was zu meckern und am besten ist es dann, wenn sie mir ihre Meinung aufdrücken wollen, wobei Mama da am schlimmsten ist.",erklärte ich ihm und strich ihm zärtlich über die Arme, bis er mich in den Arm nahm und schmunzelte. "Wir würden das bestimmt besser machen, unserem Kind gegenüber...",nuschelte er in meine Haare und ich wurde hellhörig.
"Was für Kinder denn?",fragte ich deshalb und er kicherte leicht. Er begann mit seiner Hand über meinen Bauch zu streicheln und erzählte:"Naja, die süßen hübschen Kinder, die wir beide zusammen machen und die da drinnen wohl behütet und geliebt aufwachsen und dann in die coolste Familie der Welt eingeborenen werden, mit den wohl coolsten Eltern und noch cooleren Paten! Am besten wären zwei große starke Jungs und eine kleine süße Prinzessin..." Ich begann bei seinen Worten zu grinsen und stellte mir bildlich vor, wie Marten mit einen Baby auf dem Arm aussehen würde. "Das hat aber noch etwas Zeit!",sagte er dann und holte mich aus meinen Gedanken an das niedliche Bild.
"Du möchtest also Kinder?",fragte ich leicht dämlich nach und er nickte, während er seine Stirn gegen meine lehnte. "Und du bist seit neustem mein Freund, hab ich gehört?",fragte ich nach und wir begannen beide zu lächeln. Er legte seine Hände an meine Wangen und antwortete:"Der wäre ich wohl gerne, wenn du das auch möchtest!" "Natürlich möchte ich das.,",flüsterte ich dann gegen seine Lippen und begann eine kleine Knutscherei inklusive Gefummel.

"Wir müssen eigentlich in 10min los....",sagte ich leicht außer Atem, als wir uns kurz lösten, doch Marten verstand was ich meinte und nahm mich sofort hoch, um mich dann auf der Kommode in meinem Flur durchzumehmen.

"Ihr seit beide zu spät.",sagte Daniel etwas angepisst und sah auf seine Armbanduhr, als wir am Tresen ankamen. "Ja sorry, meine Eltern waren zum Frühstück da und irgendwie hat sich das mit dem Kennenlernen ein wenig in die Länge gezogen.",begründete ich unsere Verspätung und dann verschwanden Marten & ich in der Küche, um uns umzuziehen.

Als wir gerade anfangen wollten mit der Vorbereitung für heute stand Daniel in der Pendeltür und fragte:"Josie, könnten wir beide kurz miteinander sprechen?"
Ich sah erst zu Marten, welcher mir mit einem Nicken sagte, dass ich ruhig gehen durfte, also legte ich das Messer aus meiner Hand und folgte dann Daniel. Von Amilla hatte ich heute noch gar nichts gesehen oder gehört, aber vielleicht war sie ja krank.
Daniel verschwand mit mir auf der Terrasse und seufzte, bevor er sagte:"Ich glaube Marten ist nicht nur wegen dir hier....TomTom hat mir gestern Abend Bescheid gesagt, dass wir jetzt Support sind...und....ich glaub Marten soll nur gucken, wie das hier läuft und ob man über unsere Bar noch andere Geschäfte abwickeln könnte."

Deep Waters are Silent🌊🌑 A German LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt