Dreeunveertig: Entscheidung

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Ich drückte Marten leicht von mir weg und sah wieder zwischen Daniel und ihm hin und her, denn ich wusste nicht wem ich glauben sollte.
Daniel hatte mich in den letzten drei Jahren eigentlich immer nur fair und gut behandelt und hatte mich nie belogen, aber seitdem Marten an meiner Seite war, war er so absolut merkwürdig und arschig, dass ich langsam keine Lust mehr hatte für ihn zu arbeiten.
Und Marten kannte ich jetzt etwas mehr als zwei Monate, ich kannte ihn mittlerweile zwar gut, aber bei Längen nicht so gut wie Daniel. Ich konnte mich aber jetzt auch schlecht gegen meinen eigenen Freund stellen, auch wenn ich Bedenken musste, dass hinter ihm der ganze Club stand gegen den Daniel sich damals entschieden hatte.
Würde ich mich jetzt für Daniel entscheiden würde Marten wahrscheinlich gehen und würde ich mich für Marten entscheiden würde Daniel mich wahrscheinlich rausschmeißen, allerdings wäre das jetzt bei unser momentanen Lage und Beziehung zueinander wahrscheinlich besser, also entschied ich mich.
"Daniel...ich würde dir ja auch gerne glauben, weil wir eigentlich immer gut miteinander konnten und ich dich eigentlich mag, aber in den letzten Wochen hat mir vieles von deiner Seite aus nicht gepasst und deshalb glaub und vertrau ich dann doch eher Marten als dir...es tut mir leid...und alles was du gegen ihn bis jetzt gesagt hast konnte ich nicht bestätigen, denn egal wie tyrannisch und gewalttätig du ihn beschreibst, zu mir war er bis jetzt immer nur lieb und nett und er behandelt mich ziemlich gut, sonst wäre ich wohl nicht so gerne bei ihm.",sagte ich und stellte mich neben Marten, sodass wir beide jetzt zu Daniel rüber sahen. "Dann sag ich dir nur zwei Dinge, meine liebe Josie. Liebe macht blind und Hochmut kommt vor dem Fall!",meinte Daniel und ging dann wieder rein.
"Gefeuert hat er dir trotzdem nicht, komisch.",meinte Marten dann und gab mir einen schnellen Kuss, bevor wir wieder in die Küche verschwanden.

"Achja, wir haben heute Abend nur für eine geschlossene Gesellschaft mit ungefähr 50 Leuten auf. Ist wohl eine Art Betriebsfeier. Die wollen ala carte essen, also bereitet euch lieber auf alles vor. Amilla kommt später zum kellnern.",erklärte Daniel nach ungefähr 30min durchs Servierfenster und ich nickte mit einem gehobenen Daumen, während ich den Ofen und Herd auf Hitze brachte.
"Willst du überhaupt hier bleiben, Baby?",flüsterte Marten mir ins Ohr, als er mit einer Kiste voll Gemüse an mir vorbei lief. Ich seufzte und antwortete:"Naja, ich mag den Job an sich ja eigentlich schon, aber in den letzten Wochen ist alles so komisch. Auf der Seite mit dir ist alles noch relativ klar und ich bin glücklich, aber meine eigentlich vorheriges Leben, vor dir sozusagen, dass ist irgendwie komisch. Ich mach halt eigentlich nichts anderes außer arbeiten, weshalb ich ja auch nicht viel mit meinen Freunden mache, aber hier ist immernoch meine Heimat und ich kann doch nicht einfach von heute auf morgen von hier weg." Marten stellte die Kiste ab und umarmte mich von hinten, bevor er sagte:"Du musst hier ja auch nicht ganz weg. Du kannst deine Wohnung hier ja behalten und du kommst ein paar Wochen mit zu mir, dann musst du auch keine Miete bezahlen, und dann suchen wir dir einen Job auf den du richtig Bock hast und wenn es dir dann befällt und du dich wohl fühlst kannst du ja deine Wohnung kündigen und komplett zu mir ziehen, wenn du möchtest natürlich, sonst besorg ich dir auch ne eigene Wohnung in Hamburg." "Ich weiß nicht, ob zusammenziehen nach zwei Monaten schon eine gute Idee wäre...",gab ich zurück und Marten gab mir einen Kuss auf die Schläfe. "Dann telefonier ich morgen ein bisschen und besorg dir eine hübsche Wohnung mit guter Lage.",erklärte er dann und ich nickte nur, bevor er von mir abließ und wir mit den Vorbereitungen weiter machten.

Der Abend mit der geschlossenen Gesellschaft war Gott sei Dank relativ ruhig, sodass Marten und ich nicht nur am hin und her hetzen waren, aber für mich war es irgendwie auch kontraproduktiv, denn ich überdachte in der ungenutzten Zeit sehr viel und verwirrte mich selbst somit nur noch mehr.
"Baby?",fragte Marten mich dann, als ich völlig Gedanken verloren auf den Boden starrte. Ich blinzelte ein paar Mal und sah dann fragend zu ihm.
"Alles gut?",fragte er und legte seine Hände in meinen Nacken, um ihn etwas zu massieren. Ich sah zu ihm hoch und schüttelte dann den Kopf.
"Machst du dir da so einen Kopf drüber?",fragte er weiter und ich nickte. Marten seufzte, bevor er mich dann küsste, ich erwiderte und dann sagte er:"Du musst nicht mit nach Hamburg. Wir bekommen es ja scheinbar auch relativ gut mit der Distanz hin. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich dich nicht bei mir haben will, aber wenn du hier einfach nicht weg kannst, dann bleib...es ist nicht so schlimm, solange du mich regelmäßig besuchst und wir abends telefonieren...ich liebe dich Jo und deshalb möchte ich nur das beste und angenehmste für dich." "Ich möchte ja gerne mir dir nach Hause, aber obwohl ich hier ja nicht so sonderlich viele Freunde habe, würde es mir schwer fallen hier einfach weg zuziehen...ich bin hier aufgewachsen und meine Familie und Freunde sind hier...natürlich hätte ich in Hamburg dich und vielleicht noch John & Panya, aber es wäre ja trotzdem ein Neuanfang und irgendwie hab ich Angst davor...es könnte halt auch richtig floppen." "Ach Mäuschen...",seufzte Marten und umarmte mich ganz eng, während er meinen Kopf gegen seine Brust drückte. Ich erwiderte seine Umarmung und schloss die Augen, während ich tief durchatmete und seinen Geruch einatmete.
Ich wusste wirklich nicht für was ich mich entscheiden sollte, denn ich hatte Angst. Angst vor einer Zukunft in meiner Heimat vielleicht ohne Job und ohne Marten, aber gleichzeitig auch Angst vor einer Zukunft mit Marten zusammen in Hamburg.
"Sonst klären wir morgen mal ein paar Sachen für dich und dann kannst du es dir nochmal durch den Kopf gehen lassen mit ein paar Aussichten, die ich dir organisiere...selbst wenn Daniel dich nicht feuert...ich denke hier gehst du nur noch kaputt an der Arbeit, Jose...", flüsterte Marten, bevor er mir über das Kopftuch strich und mir einen Kuss auf die Stirn gab, weshalb ich zufrieden ausatmete und schwach lächelte.
"Hey....können wir vielleicht nochmal kurz miteinander reden?",fragte dann plötzlich Daniel, welcher in der Schwungtür stand und uns beide mitfühlend ansah. Marten ließ von mir ab und ich sah kurz zu ihm. Er nickte mir zu und ich ging mit Daniel Richtung Umkleide, um unter vier Augen nochmal mit ihm zu reden.

Deep Waters are Silent🌊🌑 A German LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt