Achtunsesstig: Herz

665 26 11
                                    

"Mama....was....ist passiert?",fragte ich etwas angespannt und starrte vor allem Marten mit meinem Todesblick an, was er allerdings von draußen nicht sah. "Dein ehemaliger Chef aus der Bar ist ermordet worden. Er war wohl beruflich in Hamburg mit seiner Freundin und hatte Stress mit Männern einer Rockerbande, weshalb ihm dann vor deren Bleibe in die Brust geschossen wurde. Er ist wohl auf dem Bürgersteig noch verblutet.....so steht es zumindest heute in der Zeitung. Ist scheinbar erst gestern passiert....", erklärte sie und tatsächlich kamen mir die Tränen. Jetzt konnte ich mir allerdings auch die Schmerzen beziehungsweise das Druckgefühl auf der Brust erklären. "Wir haben Angst um dich.....wegen Marten...",meinte meine Mutter dann und ich verstand ihre Panik sofort. Ich überlegte also was ich jetzt am besten machen konnte, denn für mich war klar, dass ich hier weg musste. Ich musste nicht einfach nur wieder nach Hause, sondern auch von Marten weg, denn plötzlich prasselte auf mich ein mit was für eine Art Kerl ich überhaupt zusammen war, was für einen Kreis er um sich hatte. Natürlich waren nicht alle seine Brüder so radikal, aber meinen Eltern zur Liebe müsste ich aus einer vermutlichen Gefahrenzone fliehen.
"Ich komm so schnell wie ich kann nach Hause.",versprach ich also und lief schonmal hoch in das Zimmer von Marten & mir, um meine Sachen zu packen. "Mama, ich schreib euch wenn ich Flug und alles hab und auf dem Weg bin! Wir sehen uns.",sagte ich deshalb und nachdem sie sich ebenfalls von mir verabschiedet hatte packte ich in Lichtgeschwindigkeit meine Sachen. Ich schmiss alle Sachen von Marten aus dem Koffer und packte nur meine ein, dann suchte ich nach einem Flug und tatsächlich würde heute Nacht noch ein Flugzeug nach Frankfurt fliegen, also buchte ich mir ein Ticket, egal wie teuer es war.
"Jo, willst du auch noch was essen?",rief plötzlich John von unten und ich rief ein nein nach unten. Dann bestellte ich mir ein Taxi vor unsere Auffahrt und plante wie ich am besten verschwinden könnte, ohne das die anderen was merken würden. Ich musste auf jeden Fall durch die Vordertür raus, denn die anderen saßen sozusagen am Hinterausgang auf der Terrasse.
Ich hatte gerade die Nachricht bekommen, das das Taxi da war und schlich barfuß mit dem Koffer an mich gedrückt die Treppe runter. Die anderen drei saßen immer noch auf der Terrasse am Strand, also wären sie weit genug weg, um hiervon nicht viel mitzubekommen. Ich sah also ein letztes Mal zu ihnen und schlich dann aus der Haustür, hinter unserem Mietwagen lang und dann war nur noch die relativ lange Auffahrt vor mir. Mit ganz vorsichtigen leisen Schritten arbeitete ich mich also im Schutz der Palmen und Büsche bis zum Tor vor.
"Du gehst also? Ernsthaft? Wer hat es dir erzählt?",rief Marten plötzlich vom anderen Ende der Auffahrt, als ich gerade am Tor angekommen war. "Es ist egal von wem ich es weiß, aber ich will das nicht mehr Marten! Ich muss jetzt Angst um mein eigenes Leben haben...du bis zwar meist immer so lieb und nett und vorsichtig, aber in bestimmten Momenten bist du genauso wie deine Brüder und ich will nicht riskieren in so eine Situation zu geraten, um dann mein Leben zu verlieren. Ich will lieber wie ein Spießer auf dem Land leben mit Haus, Mann und Kinder. Ich weiß, dass wir das eigentlich zusammen wollten, aber ich glaube seit dem heutigen Tag geht das nicht ohne ein schlechtes Gewissen...",rief ich zurück und öffnete das Tor, da mein Taxi ja bereits auf mich wartete. Marten bewegte sich plötzlich auf mich zu, also öffnete ich schnell die Tür des Taxis, schmiss meinen Koffer rein und stieg ein, damit wir schnell los konnten. Der Fahrer verstand meine Panik und gab Vollgas noch bevor Marten das Auto erreichte. Ich sah durch die Heckscheibe noch einmal zu Marten, der im Laternenlicht der Straßenlaterne zu erkennen war, denn mittlerweile war es dunkel.
Als wir mit dem Taxi um die erste Ecke bogen machte sich langsam Erleichterung in mir breit, denn den ersten Schritt meiner Heimkehr hatte ich geschafft. "Bad Boyfriend?"fragte der Taxifahrer dann und ich musste schmunzeln bei seinem Akzent. "Yes, a bad boyfriend with a lot of bad friends...",antwortete ich also und der Fahrer nickte, bevor es wieder still wurde.
"Everything okay?",fragte er dann und ich nickte mit einem freundlichen lächeln, was er ja gar nicht sehen konnte. "Yes, everything is okay. I just have to go home as fast as I can. A friend of mine was killed last night.", erklärte ich und versuchte ein Gespräch aufzubauen, denn wir hatten noch ein gutes Stück Fahrt zusammen vor uns.

Wir beide kamen also tatsächlich ein wenig ins Gespräch und es machte mich irgendwie froh mit jemanden zu reden, da ich doch relativ angespannt war.
"The Airport is not far.",sagte er dann, als wir an eine Kreuzung ran rollten und ich erleichtert durchatmete. Gleich hatte ich es geschafft, dann müsste ich nur noch schnell am Flughafen voran kommen, aber mitten in der Nacht war sicherlich nicht viel los.

Als wir gerade wieder anfahren wollten, um anzubiegen hielt mit rasantem Tempo ein Van vor unserem Taxi. Der Taxifahrer begann irgendwas auf Spanisch zu fluchen, legte der Rückwärtsgang ein und gab Vollgas, sodass ich trotz Gurt etwas nach vorne flog. Ich hielt mich am Sitz vor mir fest und sah mich panisch um, bis plötzlich Schüsse fielen und ich mich duckte. Der Wagen wurde langsamer und rollte nur noch. Ich kam aus meinem Versteck hinterm Sitz vor und sah, dass der Fahrer mit dem Kopf auf dem Lenkrad lag. "Hey my friend! Are you okay?",fragte ich und rüttelte an ihm, doch er rührte sich nicht. Erst danach sah ich das Blut, dass auf seinen Schoß tropfte. Mir wurde sofort schlecht und erst dann realisierte ich, dass der Schütze von gerade sicherlich noch aufs Auto zielte, also duckte ich mich schnell wieder hinter den Sitz und begann einfach unkontrolliert zu weinen. Wo war ich hier gerade drin? War das ein Clankrieg?
Es wurde relativ still auf der Straße und ich hörte nur meinen eigenen Herzschlag mit einem Rauschen auf den Ohren. Meine Tränen liefen einfach unkontrolliert weiter und dann wurde plötzlich die Tür neben mir auf gerissen und ich auf Spanisch angeschrien. Ich verstand also kein Wort, aber erkannte an der Gestik des Kerls, dass ich aussteigen sollte.
Ich stieg also aus dem Taxi auf die Straße und sah dann, dass der Typ vor mir eine Waffe in der Hand hatte, genauso wie der Kerl, der rechts neben mir am Ende des Autos stand. Sie riefen sich gegenseitig etwas zu bis dann die Worte fielen:"¡El amor del ángel debe morir! ¡Disparales! ¡Por el club y la justicia de los Bandidos! BFFB!"
Darauf folgte ein Knall....

Deep Waters are Silent🌊🌑 A German LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt