Twintig: Tattoo

1.1K 47 2
                                    

"Moin Adam! Haben wir gerade nen Raum frei?",fragte Marten, als wir in das Tattoostudio kamen und ich mit Chopper an der Leine mich erstmal ein wenig umsah. "Eh...ja kannst hier vorn rein, mein Kunde hat abgesagt wegen Sonnenbrand. Was hast du vor, wenn ich fragen darf?",antwortete dann der Kerl hinter der Theke und erkannte erst dann, dass ich hinter den breiten Schultern versteckt war. "TomTom macht Stress! Muss meine Frau kennzeichnen! Adam das ist Josephine.",erklärte Marten, während er anfing durchs Studio zu laufen, um irgendwelche Sachen zusammen zu suchen. Adam lächelte mich freundlich an und reichte mir die Hand, welche ich nahm und sie lächelnd schüttelte. "Die süße Kellnerin von der Ausfahrt vor ein paar Wochen?",fragte er nach und ich nickte. "Wow, dann gings ja relativ schnell bei euch.",stellte er fest und wir ließen unsere Hände los. Ich zog die Schultern hoch und antwortete:"Naja ist ja alles irgendwie ein bisschen gezwungenermaßen. Kennen uns jetzt drei Wochen und haben heute morgen noch darüber geredet, dass wir es nicht zu früh offiziell machen wollen, sondern erstmal probieren wollen und dann kommt der Roadcaptain mit seinen Anspielungen und Marten dreht durch." Adam begann zu lachen und Marten sah mit finsterem Blick zu uns. "Wenn du nicht lieb bist stech ich dir gleich irgendwas hässliches!",fauchte er mich an und ich grinste frech zurück. "Was will er dir denn überhaupt stechen?",fragte Adam dann und ich zog die Schultern hoch. Ich ließ Chopper von der Leine und er trottete seinem Besitzer hinterher. Dann kam Marten aber auch schon wie ein verrückter Erfinder wieder aus dem Raum raus mit einem Blatt Papier in der Hand. "Minimalistischer Engel oder einen kleinen Flügel?",fragte er und zeigte mir zwei Entwürfe. "Wenn du mir den Flügel in meinen Sleeve mit einbauen kannst, dann gerne den Flügel.",antwortete ich und mir wurde jetzt erst bewusst wie nah wir aneinander standen, als ich zu ihm hoch sah. "Na klar schaff ich das...",antwortete er und blieb an meinen Augen hängen. "Dann bin ich mal gespannt.",gab ich zurück und lächelte zu ihm hoch, bevor er sich mein Gesicht packte und mich küsste. "Boar Leute, kein Wunder, dass TomTom Stress macht ihr seid ja wie Teenager!",scherzte Adam und wir lösten uns erschrocken voneinander, als wäre der Kuss gerade ohne Einfluss von uns beiden passiert. "Na komm, dann lass uns mir den Stempel aufdrücken!",sagte ich und zog Marten in den Raum, in dem er alles vorbereitet hatte.

"Mäuschen...ich will dich eigentlich nicht objektifizieren....",gab Marten zu, als er bereits alles vorbereitet hatte und mich musterte. "Ach ist doch nur ein kleines Flügeltattoo!",hielt ich das Thema klein und er rollte mit seinem Rollhocker nah an mich ran. "Ich hab dich vorhin als mein Eigentum betitelt und jetzt drück ich dir mit dem Tattoo mehr oder weniger den 'Eigentum von...' Stempel auf.......ich find das kacke, dass das jetzt alles so merkwürdig ist und so schnell gehen muss...wäre jetzt lieber mit dir am Strand und würde dich begucken, wenn du ganz sexy aus dem Wasser auf mich zu läufst...",erklärte er und legte seine Hände auf meine Oberschenkel. "Dann lass uns zum Strand fahren, wir müssen das mit dem Tattoo ja nicht machen...wenn ich ab Donnerstag wieder Zuhause bin wird mir TomTom schon nichts können!",versuchte ich ihm das ständige Rattern in seiner Birne zu nehmen, doch es beschäftigte ihn ziemlich, was ich irgendwo nachvollziehen konnte, aber vielleicht machte er doch etwas zu viel Stress um das Ganze. Ich legte meine Hände an seinen Kopf und begann über seine kurz rasierten Seiten zu streichen und zu massieren. Er schloss genüsslich die Augen und seufzte einmal tief aus, bevor er sich dann doch etwas entspannte. "Engelchen...es wird nichts passieren, wenn ich Zuhause bin...da kann mir keiner was...und glaub mir, als Ostfriesin kenn ich manche Stellen wo ich mich selbst oder ich meine Leichen verstecken kann, sodass sie keiner findet...wenn TomTom mich kriegen will, dann wird er es nicht in meiner Heimat schaffen und auch nicht hier, denn ich hab dich! Er hat also gar keine Chance! Außerhalb von Zuhause werde ich mich nämlich nicht mehr ohne dich bewegen, denn wenn ich in meiner Freizeit irgendwo hin will, dann in Zukunft nur nach Hamburg.",flüsterte ich, während ich ihn weiter verwöhnte. "Ich werde dich beschützen! Und wenn es mein Leben kostet!",antwortete er dann und ich schüttelte lächelnd den Kopf. "Marten, du ziehst in keinen Krieg oder ne Schlacht! Übertreib also nicht so. Du übertreibst heute nämlich schon genug mit deinem ganzen Denken.",sagte ich und er lehnte lachend seine Stirn gegen meine. Wir verweilten eine Weile der angenehmen Stille so, bis Marten sich wieder aufrichtete und mir einen Kuss gab, bevor er alle Sachen wieder wegräumte, die er sich bereit gestellt hatte. Gott sei Dank hatte er noch keine Tinte geöffnet oder sonst was, was sonst ungenutzt weggeworfen werden müsste.

"Schon fertig?",fragte Adam verwirrt, als wir wieder zu ihm an den Tresen kamen und Marten schüttelte den Kopf. "Wir warten doch noch lieber...er wird sie mir schon nicht aus den Armen stehlen können.",fügte er hinzu und ich leinte Chopper wieder an.
"Er steht zwar über uns Bruder, aber wer seine Finger nicht bei sich lässt bei Oldladys, der muss dafür bluten...",sagte Adam, als er zum Abschied mit Marten einschlug und ich musste kurz schlucken. Als erstes wegen der Anspielung auf ziemliche Brutalität und als zweites, weil Adam mich jetzt schon als Marten's Oldlady bezeichnete, obwohl wir nicht einmal richtig offiziell ein Paar waren. Eine Oldlady sollte man wirklich nur die Partnerin eines Bikers nennen, die mit ihm schon alles mögliche durchgemacht hat und sich die Bezeichnung wirklich verdient hat, aber bestimmt nicht ich. Ich hatte zwar für mich selbst beschlossen ihm so loyal wie eine Oldlady zu sein, aber nein...ich war den Titel noch längst nicht wert. "Nenn mich bitte nicht so, ich bin den Titel nicht wert.",sagte ich deshalb zu Adam und die beiden Herren sahen mich verwirrt an. "Woher...",begann Adam seine Frage, doch ich antwortete sofort, da ich wussste, dass er wissen wollte woher ich die Bedeutung kannte. Ich antwortete:"Ich arbeite immernoch in einer bei Bikern beliebten Bar! Ich hab Augen im Kopf und höre ab und zu den ein oder anderen Gästen zu, wenn sie lautstark erzählen was für große Dinger ihre Frauen haben oder sie die Weiber gleich mitbringen, inklusive 'Property of...' Kutte oder Shirts. Warum hab ich wohl kein Problem damit, dass Marten mich sein Eigentum nennt?" "Stimmt, ab und zu vergess ich, dass du da eigentlich relativ viel mitbekommst....und dir macht das nichts, wenn ich dich verbal objektifiziere?",fragte Marten und ich schüttelte den Kopf.
Damit war die Frage für ihn wohl geklärt und nach einem kurzen 'Ciao' verließen wir das Tattoostudio. "Marten...",sagte ich dann draußen zu ihm und er drehte sich mit fragendem Blick zu mir. "Ich finds sogar relativ ansprechend, wenn du sagst, dass ich deins bin und dass du mich mit deinem Leben beschützt...das....ja...das macht mich schon ein wenig geil...",flüsterte ich ihm dann ins Ohr und am Auto blieb er leicht verwirrt neben mir stehen. "Kaum noch Jungfrau, schon kommt sowas aus deinem Mund...du bist die erste, die mir zu dem Thema keinen Vortrag hält, sondern sogar sagt, dass es sie anmacht...aber ich werd es trotzdem privat nicht tun, sondern nur in Gegenwart von bestimmten Brüdern." "Nicht mal im Bett, wenn ich dich darum bitte?",hackte ich kokett nach und er kam mit seinem Gesicht nah an mein Ohr. "Du wirkst sehen...und jetzt schwing deinen hübschen Hintern in das Auto! Ich will zum Wasser und Chopper glaub ich auch.",sagte er und gab mir einen Klaps auf den Hintern, während er mir mit der anderen Hand die Autotür öffnete.

Deep Waters are Silent🌊🌑 A German LovestoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt