98.Kapitel Eine unerwartete Freundschaft

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Zwei Monde waren seit dem Kampf mit dem Stamm vergangen. Im Clan war endlich ein wenig Ruhe eingekehrt. Birkenpelz und Nebelmond teilten sich die Aufgaben der Anführer und Zweiten Anführer nach wie vor auf, somit gab es für mich nicht viel zu tun. Laubfell erlaubte mir immerhin mittlerweile wieder, das Lager zu verlassen. Trotzdem hatte sie mich ständig im Blick, auch wenn ich den Grund dafür nur teilweise verstehen konnte. Ich versuchte also, das ganze Positiv zu sehen. Ich hatte mich sogar mit der anderen Kätzin im Heilerbau angefreundet.

Obwohl, angefreundet war wohl der falsche Ausdruck. Die ältere Katze war äusserst streitlustig und hatte sich die ersten Tage andauernd bei Laubfell beschwert. Da diese gerade nach dem Kampf alle Pfoten genug zu tun gehabt hatte, war die undankbare Aufgabe, sich um sie zu kümmern in meine Pfoten gefallen.

Ich hatte mich nie für eine besonders geduldige Katze gehalten, sonst wäre mein Leben anders verlaufen. Aber Donnerteich hatte mich schon nach zwei Tagen soweit gebracht, dass ich ihr gedroht hatte, ich würde die Ohren zu zerfetzen, wenn sie sich noch ein einziges Mal über ihr Nest beklagte. Seither kam ich gut mit ihr zurecht. Sie hatte mir schliesslich sogar ihre Geschichte erzählt. Der neue Anführer ihres Clans hatte alle Katzen verjagt, die nicht mehr für sich selber sorgen konnten. Nebelmond und Birkenpelz hatten sie auf mein drängen hin nach einem Mond als Älteste bei uns aufgenommen.

Die grünen Augen der Katze ruhten auf mir. „Ich habe schon einige bemerkenswerte Lebensgeschichten gehört, Federschweif. Aber deine übertrifft alles. Du standest vor dem nichts und hast das hier alles aufgebaut. Der Clan ist dein Vermächtnis, darauf solltest du stolz sein.!" Ich seufzte. „Und doch wurde mir alles genommen. Mein Gefährte ist verschwunden und alle meine Jungen sind im SternenClan. Ich bin nicht mehr die Anführerin, und doch bin ich noch hier. Ich verstehe das nicht."

Donnerteich brummte bedächtig und legte sich in ihr Nest. „Ich will jetzt nicht sagen, die Wege des SternenClans seien unergründlich, aber mehr fällt mir dazu nicht ein. Aber warum erzählst du deine Geschichte ausgerechnet mir, anstatt Nebelmond? Hätte nicht sie am meisten Recht darauf, diese Dinge über dich zu wissen?" „Sie ist sensibel, auch wenn man es ihr nicht anmerkt. Warscheinlich würde sie an sich selber zweifeln, wenn sie es wüsste." Der Gedanke daran, Nebelmond meine ganze Vergangenheit zu offenbaren gefiel mir überhaupt nicht. Es hatte sie erschüttert zu erfahren, dass sie nicht mein Junges war. Wie würde sie reagieren, wenn ich ihr alles erzählen würde?

Plötzlicher Lärm im Lager riss mich aus meinen Gedanken. Von überall her hörte ich feindseliges Knurren, aber es lag kein Angstgeruch in der Luft. Also konnte es kein Angriff sein, das beruhigte mich. Ich wies Donnerteich an im Ältestenbau zu bleiben und zwängte mich zwischen den Farnwedeln durch den Ausgang des Baus auf die Lichtung. Blumenfall hatte einen flammfarbenen Kater zu Boden gedrückt, zahlreiche andere Katzen hatten sich um die beiden versammelt. Ich versuchte mir irritiert einen Überblick zu verschaffen, als ich einen weissen Pelz bemerkte. Jetzt war mir klar, wer unsere unerwarteten Gäste waren. Erschrocken rief ich: „Blumenfall, lass Feuersturm los!" Die braune Kriegerin zögerte und war sich Offenbar nicht sicher ob sie meinem Befehl folgen sollte. Nur war mir das jetzt einerlei. Ich legte die Ohren an und knurrte: „Sofort." Dieses mal gehorchte Blumenfall und liess von dem Kater ab. Feuersturm war sofort auf den Pfoten und warf seiner ehemaligen Baugefährtin einen düsteren Blick zu, bevor er sich eilig vor mir verneigte. „Federschweif, es tut mir leid dass wir so unerwartet auftauchen, aber Tanzende Flocke braucht Laubfells Hilfe!" „Was ist passiert?" Feuersturm deutete besorgt auf die kleine weisse Stammeskatze. Ihr weisser Pelz war stumpf und in ihren blauen Augen war kein stolzes leuchten mehr zu sehen, sondern nur Erschöpfung zu sehen. „Sie hat immer wieder Hustenanfälle und kann dann kaum Atmen. Fallendes Blatt hat alles versucht, aber es wird nicht besser. Bitte, lass zu dass Laubfell sich um sie kümmert!" Ich nickte entschlossen. „Bring sie in den Heilerbau. Ich werde mit Birkenpelz und Nebelmond reden."

Silbersterns SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt