97.Kapitel Morgendämmerung

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Ich blinzelte in das helle Licht, das durch die Bromeerranken auf mein Gesicht traf. Langsam hob ich den Kopf und versuchte mich zu orientieren. Es war noch zu dunkel, um den Bau um mich herum ausmachen zu können. Die Gerüche von vielen verschiedenen Kräuter stiegen mir in die Nase, also musste ich im Laubfells Bau sein. Kaum war ich zu diesem Schluss gekommen, hörte ich Pfotenschritte hinter mir. Die junge Heilerin legte mir einen Ball aus nassem Moos vor die Pfoten und legte sich neben mich. „Federschweif, du bist wach. Eigentlich sollte ich dich ausschimpfen. Weisst du eigentlich, was für ein Mäusehirn du bist? Hast du schon vergessen, das du vor weniger als einem halben Mond deine Anführerleben verloren hast und beinahe zum SternenClan gegangen wärst?" Ich schüttelte den Kopf. „Glaub mir, das werde ich dem SternenClan nie vergessen." „Hör mir zu. Dein Körper braucht Zeit um sich zu erholen. Du bist während dem Kampf zusammengebrochen. Und es war nicht das erste Mal, habe ich recht?" Ihre grünen Augen leuchteten im schwachen Licht. Sie wusste es sowieso, also nickte ich.

„Ja, du hast recht. Wenn ich mich anstrenge fühle ich ein stechen in der Brust. Es fällt mir dann schwer zu atmen." Zu meinem erstaunen schimpfte Laubfell nicht weiter, sondern putzte mir den Rücken. Erst jetzt merkte ich, das mein Nacken unangenehm kribbelte und meine Schwanzspitze schmerzte.

„Laubfell, wer hat den Kampf gewonnen?" Sie seufzte. „Typisch Krieger. Etwas anderes als Kämpfen interessiert euch nicht. Birkenpelz hat zum Rückzug gerufen, Schatten nur einen Herzschlag später. Keine unserer Katzen wurde schwer verletzt, dem SternenClan sei dank. Ich bete zu unseren Ahnen, dass sowas nicht mehr passiert." Ich murmelte etwas zustimmendes und schloss die Augen. Etwas Ruhe hatte ich mir schliesslich verdient.

Laubfell sah das scheinbar anders. „Federschweif, du darfst dich nicht so anstrengen. Meine Kräuter können dir nicht helfen. Du brauchst bis auf weiteres hauptsächlich Ruhe. Unsere Zweite Anführerin muss stark sein." „Laubfell. Ich weiss deine Sorge zu schätzen, aber du hast unrecht. Nebelmond und Birkenfell wurden vom SternenClan mit je vier Leben beschenkt. Sie müssen jetzt stark sein, nicht ich. Meine Aufgabe ist es jetzt, ihnen mit Rat zur Seite zu stehen." Die Heilerin schien nicht überzeugt. „Und wenn ihnen etwas zustösst? Dann bist du wieder die Anführerin." Bei diesen Worten sträubte sich mir das Fell, Panik stieg in mir auf. „Alles noch einmal durchleiden? Niemals! Bist du eigentlich mäusehirnig geworden Laubfell? Die beiden werden ein langes, glückliches Leben führen und dem Clan gut dienen! Unsere Ahnen werden sie beschützen." Die Kätzin erwiderte meinen Blick unbeirrt. „Wie du meinst. Aber was ist mit -?"

„Laubfell!" Ein Ruf unterbrach sie. „Du bleibst hier!", zischte sie mir zu und sprang aus dem Bau. Es roch nach einer fremden Katze, und auch nach Krankheit.

Kurz darauf hatte Laubfell den Neuankömmling in ein Nest gebracht und ihr Kräuter gegeben. Von meinem Nest aus konnte ich nicht viel mehr als einen Haufen Fell erkennen. Ich ertappte ich mich im gleichen Moment dabei, wie ich mir das richtige Vorgehen in solchen Fällen in Erinnerung rief. Dann fiel mir ein, dass das jetzt nicht mehr meine Pflicht war und entspannte mich ein wenig.

Ich musste eingeschlafen sein, denn ich schrak aus wirren Gedanken hoch, als sich ein Pelz an mich drückte. „Laubfell hat mich erst jetzt zu dir gelassen, ich hatte solche Angst um dich!" Blinzelnd sah ich zu ihr. Ihr Nackenfell war gesträubt, ihre Augen gross vor Sorge. „Wenn ich gewusst hätte dass es dir nicht gut geht, hätte ich dir ganz sicher nicht erlaubt mitzukommen! Schatten hätte dich töten können!" Der Gedanke war mir noch gar nicht gekommen. Ich hatte nur noch ein Leben, dann würde ich dem SternenClan beitreten. Aus unerfindlichen Gründen beruhigte mich das. Aber das konnte ich niemandem sagen. Schliesslich räusperte ich mich. „Nebelmond, es tut mir leid dass ich nicht ehrlich zu dir war. Flammenherz wollte immer, dass du die Wahrheit kennst. Ich... ich wollte dich beschützen."

Sie schnurrte leise und drückte sich fest an mich. „Du wirst immer meine Mutter bleiben Federschweif. Ich kenne dich seit ich denken kann und habe dich furchtbar lieb. Aber jetzt musst du erstmal gesund werden, dann reden wir noch einmal über alles."

Silbersterns SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt