84.Kapitel

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84.Kapitel

Als ich wieder zu mir kam, brachen die Ereignisse der letzten Stunden gleich über mir zusammen. „Du bist wieder wach!" Ginsterpfote hatte sich neben mich gelegt und sah mich mit grossen Augen an. Ich nickte. „Darf Minzblatt jetzt nicht mehr zurückkommen? Laubpfote ist die ganze Zeit bei Flammenherz, aber ich glaube, sie hat Angst." //Mäusedreck, was habe ich angerichtet? Eine Anführerin erhebt ihre Stimme doch nicht gegen die Heilerin! //
„Natürlich darf sie zurückkommen, sie ist die Heilerin. Wo ist Kupferkralle?" „Ich glaube, er ist Minzblatt gefolgt." „Ich muss zu „ihr und mich entschuldigen... Weisst du, in welche Richtung Kupferkralle gegangen ist?" „Ja, zur Stammesgrenze."

Ich sprang sofort auf und rannte aus dem Lager, die Berge immer im Blick. Dort angekommen, schloss ich die Augen und prüfte die Luft. //Beide Gerüche sind schal, ich bin zu spät. // Allerdings stieg mir ein anderer Geruch in die Nase, dem ich irritiert folgte. Als ich den Waldrand erreicht hatte, staunte ich nicht schlecht Feuersturm lag eine Schwanzlänge von der Grenze entfernt im Gras und schaute zu den Felswänden, die sich unweit der Grenze erhoben. „Feuersturm?" Der Kater zuckte erschrocken zusammen und wirbelte mit gesträubtem Fell herum, legte es aber sofort beschämt an, als er mich erkannte. „Silberstern, entschuldige bitte, ich habe dich nicht gehört. Geht es dir wieder besser?" Am liebsten wäre ich im Boden versunken, der Clan musste mich jetzt für eine schwache, jähzornige Anführerin halten. „Ja, es geht mir wieder gut, danke. Was machst du hier? Ich will keinen Ärger mit dem Stamm riskieren." „Ich wollte mir nur die Berge von nahem ansehen." „Du musst mir nicht sagen, was du hier getrieben hast, aber schau, dass es nicht wieder vorkommt. Wir sollten die Freundschaft von Schatten nicht auf die Probe stellen." „Ich bin vor Sonnenuntergang wieder im Lager." „Gut so." Ich nickte dem roten Kater noch kurz zu, bevor ich nach meiner erfolglosen Suche zurück ins Lager ging.

Später im Lager...
Minzblatt hatte sich mittlerweile bei mir entschuldigt, verhielt sich mir gegenüber aber noch immer frostig. Es dämmerte bereits, als ich in den Anführerbau schlüpfte. „Flammenherz?"Er hob den Kopf und schnurrte. „Ich dachte schon, du hast mich vergessen." Ich schnurrte leise und legte mich, entgegen aller Vernunft, neben ihn. „Nein, ich habe dich nicht vergessen." Eine Weile lagen wir einfach schweigend nebeneinander, dann meinte Flammenherz: „Was war mit dir und Minzblatt los? Ihr müsst ja sämtliche Beute vertrieben haben." „Nichts wichtiges." Flammenherz murmelte etwas unverständliches, sprach mich aber nicht mehr darauf an.
Auch, wenn es mir widerstrebte ihn zu verlassen, verliess ich den Bau nach kurzer Zeit wieder und lief zum Kriegerbau. Als ich vor dem Eingang stand, zögerte ich kurz. //Ich habe seit ich Anführerin bin praktisch nie mehr mit anderen Katzen am gleichen Ort geschlafen. // Da mir schlussendlich keine Wahl blieb, betrat ich den Bau etwas nervös. Als sich meine Auggen an das schwache Licht gewöhnt hatten, sah ich, dass die Mehrheit der Krieger schon in ihren Nestern lagen und schliefen. Am hinteren ende des Baues waren noch zwei Nester frei, eines davon musste Flammenherz' sein. //Heute nicht noch einmal aufzufallen kann ich wohl vergessen.// Ich prüfte noch einmal die Luft und kletterte dann regelrecht über meine schlafenden Clankameraden.
Gerade als ich dachte, ich hätte das Nest erreicht, erklang plötzlich von hinten eine Stimme: „Silberstern?"

Ich erschrak dermassen, dass ich über meine eigenen Pfoten stolperte, und der länge nach auf Sprenkelblatt fiel, die erschrocken fauchte. //Na toll...// „Tut mir leid Sprenkelblatt!"

Ich rappelte mich wieder auf und warf Staubwolke einen bösen Blick zu, bevor ich mich in Flammenherz Nest legte. Leider war mir noch keine Ruhe vergönnt. Sprenkelblatt hatte sich in ihrem Nest aufgesetzt und schaute zu mir herüber.„Was machst du im Kriegerbau Silberstern?" „Flammenherz ist krank und kann solange in meinem Bau bleiben, damit sich niemand ansteckt." Da das Thema für mich erledigt war, legte ich den Kopf ab und lauschte den Geräuschen der anderen Katzen. Hier und da hörte ich, wie Krieger leise miteinander redeten, am anderen Ende des Baues schnarchte jemand.

Ein Schrei riss mich abrupt aus dem Schlaf. Die anderen Katzen waren ebenfalls aufgewacht und spitzten die Ohren.
Ich war sofort auf den Pfoten, lief aus dem Kriegerbau und suchte mit den Augen nach Moospelz und Frostwind, die Wache gehalten hatten. //Wo sind die beiden? // Birkenpelz folgte mir aus dem Kriegerbau und prüfte die Luft mit offenem Maul. „Es riecht nach Fuchs!" //Fuchs? Bitte nicht!//
„Wir müssen zu Frostwind und Moospelz! Vielleicht haben sie den Fuchs vom Lager weggelockt!" Ich nickte und winkte Kupferkralle zu mir, der auch gerade aus dem Kriegerbau gekommen war. „Stell den Lagereingang sicher, Birkenpelz und ich folgen der Fährte. Wenn es zu lange dauert, schick zwei weitere Krieger." Ich wartete nicht auf seine Antwort, sondern rannte zusammen mit Birkenplelz los.

Es war nicht einfach, eine brauchbare Fährte zu finden. Der Gestank des Fuchses überdeckte beinahe jeden anderen Geruch, auch den von Frostwind und Moospelz. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörten wir das kreischen eines Fuchses. Schliesslich setzte ich, gefolgt von Birkenpelz über einen Graben und konnte Frostwind gerade noch zur Seite stossen, bevor die massige Pranke des Fuchses sie getroffen hätte. „Wo ist Moospelz?" Die weisse Kätzin sah gehetzt zum Fuchs, der sich mit einem Knurren auf Birkenpelz stürzte, der im letzten Moment einen Satz zur Seite machte und dem Fuchs die Krallen über die Schnauze zog. „Lass ihn in Ruhe!" Frostwind drängte sich an mir vorbei und sprang zu meinem Entsetzen auf den Rücken des Fuchses und verbiss sich in seinem Nacken.
„Frostwind!" //Hat sie den Verstand verloren?// Der Fuchs liess sich von Frostwind nicht aufhalten, sondern Brüllte und versuchte, die Katze loszuwerden. Da kam mir eine Idee. //Hofentlich erweist sich Frostwind so zäh wie Abenstern!// Ich sprang an Birkenpelz Seite und erhob mich mit gebleckten Zähnen auf die Hinterpfoten. Bevor der Fuchs wusste, wie ihm geschah, hatte ich ihm einen Krazter an der Schnauze verpasst. Birkenpelz verlagerte sein Gewicht ebenfalls auf seine Hinterpfoten und schlug im Gleichen Rhytmus wie ich auf den Fuchs ein, der wütend brüllte, aber viel zu langsam war, um einen von uns ernsthaft zu verwunden.
Frostwind hatte die Zeit genutzt und rannte nachdem sie dem Fuchs die Ohren zerkratzt hatte, zu uns. „Wir müssen ihn loswerden! Zur Zweibeinergrenze!" „Was? Nein!"

Schon war es passiert. Einen Moment hatte ich mich nicht mehr auf den Fuchs konzentriert, was mir zum Verhängnis wurde. Der Fuchs drängte uns nach hinten. Darauf war ich nicht vorbereitet gewesen. Ich versuchte vergebens mein Gleichgewicht zu halten und fiel rückwärts. Ich drehte mich instinktiv auf den Bauch, wie man mir es als junge Katze beigebracht hatte. Keine Sekunde zu früh, der Fuchs hatte seine massige Pranke bereits erhoben und schlug zu, erwischte aber nur meine Flanke.

In diesem Augenblick änderte sich alles. Ich kneifte die Augen zusammen und sah vor meinem inneren Auge, wie Finsterpfote von einem Fuchs weggeschleudert wurde. Ich rollte mich zur Seite, um der Pranke des Fuchses zu entkommen und rief Frostwind und Birkenpelz zu: „Los, zur Zweibeinergrenze, rennt!"
Frostwinds Augen leuchteten auf. Sie verpasste dem Fuchs einen schlag auf den Hintern, was ihn zur Weissglut brachte. Er brüllte und wollte sich auf sie stürzen. Vergebens. Frostwind schlug Haken wie ein Kaninchen und rannte los, der Fuchs folgte ihr brüllend.
Birkenpelz warf mir einen entsetzten Blick zu, bevor er seiner Gefährtin nachsetzte.
Ich atmete erstmal aus, blickte kurz in den Himmel und folgte den beiden Kriegern schliesslich, wohlwissend, dass dieser Fuchs sich nie wieder mit uns anlegen würde. //Danke, SternenClan.//

Silbersterns SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt