99.Kapitel die dunkelste Stunde

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Donnerteich schnurrte amüsiert, als Tanzende Flocke ihren Bericht beendete. Ich schmunzelte schweigend vor mich hin und versuchte mir den empörten Gesichtsasudruck von Feuersturm und Birkenpelz vorzustellen. Tanzende Flocke hatte sich unter der Pflege von Laubfell und ihrer Schülerin Mondpfote schnell erholt und war wieder gesund geworden. Die Beutejägerin hatte sich erstaunlich schnell im Clan eingelebt und trainierte fleissig mit Frostwind Kampftechniken. Weder sie noch Feuersturm hatten ein Wort über den Stamm verloren, seit sie hier waren. Den Streich den die beiden ihren Gefährten letzt Nacht gespielt hatten, zeugte davon, wie wohl sich die Katze bei uns fühlte. Da beide Kätzinnen einen weissen Pelz hatten, hatten sie kurz vor dem Morgengrauen das Nest getauscht. Somit war Feuersturm neben Frostwind und Birkenpelz neben Tanzende Flocke aufgewacht. Die beiden stapften schon den ganzen Tag missmutig herum, während ihre Gefährtinnen äusserst gut gelaunt waren.

Fuchsschweif platzte mit gesträubtem Fell in den Ältestenbau. „Federschweif, das musst du sehen!" Donnerteich ringelte den Schweif und funkelte Nebelmonds Tochter an: „Kannst du uns nicht einen Tag in frieden lassen? Gestern bist du wegen einem Schmetterling hereingeplatzt, was ist es jetzt? Eine Fliege?" Ich deutete der Ältesten, sich zu beruhigen und wandte mich dann an die rote Kätzin. „Du neigst wirklich dazu die Dinge dramatischer zu machen, als sie sind. Was ist denn los?" Fuchsschweif sah mich unbeirrt an. „Komm auf die Lichtung, du musst das sehen!" „Das hast du schon gesagt, aber was muss ich denn so dringend sehen?" „Flammenherz ist wieder da!" Die Wort liessen mich erstarren. Konnte das wirklich sein? Fuchsschweif schob mich ungeduldig aus dem Bau als ich keine Anstalten machte, mich zu bewegen. Auf der Lichtung angekommen sah mir ein grosser, flammfarbener Kater mit sanften Grünen Augen entgegen. Er war mager und hatte eine kleinere Wunde an der Schulter, aber es war unverkennbar Flammenherz. Ich stürzte unüberlegt auf ihn zu, drückte mich an sein Fell und zog seinen vertrauten Geruch ein.

„Ich habe doch gesagt dass ich dich nie verlassen würde, Silberstern.", schnurrte er mir leise ins Ohr. „Wo warst du nur?" Meine Stimme war nicht viel mehr als ein Flüstern.

„Die Zweibeiner haben mich gefangen. Auch Minzblatt und Kupferkralle waren dort, und ganz viele fremde Katzen. Sie haben uns einzeln in kleine Baue gesperrt, manchmal wurden Katzen abgeholt. Die haben wir dann nie wieder gesehen. Ein Zweibeiner hat meinen Käfig nicht richtig verschlossen, darum konnte ich mich befreien. Ich habe auch versucht andere Katzen zu befreien, aber diese Dinger waren zu stark. Aber lass uns später darüber reden. Wo ist unsere kleine Familie, Silberstern? Eine der gefangenen Katzen hat gesagt, sie hätte jenseits der Grenze mit Hasleschweif gesprochen, bevor sie gefangen wurde. Hat er den Clan verlassen?"

„Er und Ginsterschweif wurden zusammen mit anderen von einem Erdrutsch erfasst. Keine Katze hat überlebt." „Silberstern, bist du dir sicher? Wann war das?" Erst jetzt bemerkte ich, dass er mich Silberstern nannte. Wie sollte ich ihm das nur erklären? „Vor drei Monden, warum?" „Diese Katze war noch keinen Mond gefangen und hatte kurz davor mit ihm geredet! Das heisst er lebt noch! Und wenn Haselschweif diesen Erdrutsch überlebt hat, dann besteht auch noch Hoffung für Ginsterschweif und die anderen!"

„Flammenherz!" Nebelmond und Eichenschweif kamen durch den Lagereingang gerannt und drückten sich von beiden Seiten an ihn, dass ich dabei fast zerquetscht wurde, wurde galant ignoriert. //Was ist, wenn Ginsterschweif und Haselschweif wirklich noch leben?// Ein Funken Hoffnung keimte in mir auf.

Doch noch während Flammenherz von den beiden Katzen ausgefragt wurde, fiel mir das Atmen schwerer. „Eichenschweif, hol Laubfell!", raunte ich dem Kater neben mir zu. Er verstand sofort und rannte zum Heilerbau. Kaum einen Herzschlag später gaben meine Pfoten nach und ich fand mich nach Luft ringend am Boden wieder. Nebelmond war sofort auf den Pfoten und rannte ebenfalls los, vermutlich um Wasser zu holen. Flammenherz kauerte sich neben mich, ich konnte seinen Angstgeruch riechen. „Es...geht...gleich...wieder!", presste ich mühselig hervor.

Nach einer schieren Ewigkeit war Laubfell bei mir und gab mir Kräuter, die mir das Atmen erleichterten. Keiner sagte etwas. Wir beide wussten, dass es wieder vorbeigehen würde. Nebelmond und Eichenschweif hatten sich mit etwas Abstand hingelegt und warteten angespannt darauf, dass ich mich wieder erholen würde. Nur Flammenherz und Laubfell waren bei mir. Die Heilerin berichtete Flammenherz leise, was seit seinem Verschwinden alles geschehen war. Er hörte Aufmerksam zu, liess mich aber nicht aus den Augen. Ich schloss erschöpft die Augen und fand mich Polarmond gegenüber wieder. „Federschweif." Ihre schönen blauen Augen leuchteten mitfühlend. „Wir erwarten dich. Verzage nicht, du hast nichts zu befürchten."

Als ich die Augen wieder öffnete, lag ich noch immer neben Flammenherz. Ich fühlte mich komplett ruhig, auch wenn mir das Atmen noch immer schwer fiel. Schliesslich krächzte ich: „Flammenherz, ich liebe dich über alles..." Ich legte den Kopf auf seine Pfoten und merkte, wie weit entfernt alles zu sein schien. Ich konzentrierte mich ausschliesslich auf seine energischen Zungenstriche, dann fühlte ich nichts mehr.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 28, 2021 ⏰

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