93.Kapitel

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93.Kapitel

Ich sah zu Nebelmond und Birkenpelz, die gleich ihre erste Clanversammlung halten würden. Ich war nervös; vielleicht sogar nervöser als Nebelmond. Es waren drei Tage vergangen, seit mir der SternenClan die restlichen Anführerleben genommen hatte. Ich hatte mich bisher kaum davon erholt und fühlte mich noch immer so schwach und hilflos wie ein Junges.

Birkenpelz räusperte sich, worauf die Gespräche der übrigen Clankatzen verstummten.

„Heute haben Nebelmond und ich euch zusammengerufen, um uns als die neuen Anführer des FlockenClans vorzustellen."

Innert Herzschlägen redeten die Katzen wild durcheinander. Einige suchten mit den Augen die versammelte Gruppe ab, vermutlich suchten sie nach mir. Blumenschweif jaulte erschrocken auf. „Du lügst!"

Nebelmond, die bis jetzt schweigend neben Birkenpelz gestanden hatte, rief: „Hört uns doch erstmal zu!" Es dauerte zwar etwas, aber nach und nach verstummten die Katzen und schauten erwartungsvoll zu den Anführern hinauf.

Erneut erhob Nebelmond die Stimme; „Es ist sicher ungewohnt für euch, dass nur Birkenpelz und ich hier oben stehen. Aber bitte hört mir zu. Der SternenClan hat Silberstern ihre restlichen Leben genommen und sie wieder zu einer Kriegerin werden lassen. Silberstern heisst von nun an Federschweif. " Sie hielt inne und blickte zu Birkenpelz, der bestätigend nickte. „Wie es das Gesetz der Krieger verlangt, ernennen wir jetzt einen zweiten Anführer."

Laubfell, die neben mir im Eingang des Heilerbaus sass, lehnte sich zu mir herüber und fragte: „Hast du ihnen jemanden empfohlen?" Ich sah sie nur verständnislos an und schüttelte den Kopf. //Warum sollte ich das tun? Alle meine Stellvertreter sind tot. Der SternenClan hat mir zuerst gegen meinen Willen neun Leben gegeben und sie mir dann ohne Grund genommen. //

Nebelmond erhob die Stimme, worauf ich den Blick wieder zu ihr wendete. „Die nächste Zweite Anführerin des FlockenClans... wird Federschweif sein!"

Im ersten Augenblick realisierte ich nicht, was gerade passiert war, dann lief es mir kalt den Rücken herunter. Die versammelten Katzen stecken die Köpfe zusammen und tuschelten, einige sahen sich suchend um.

//Wie konnte ich Mäusehirn nur nach allem was passiert ist, erwarten, eine ganz normale Kriegerin sein zu können? //

Laubfell stupste mich an. „Geh schon, der Clan wartet auf dich." Ich zögerte, ging langsam auf den Hochstein zu und spürte die neugierigen Blicke meiner Clankameraden auf meinem Pelz. Schliesslich kletterte ich mühevoll auf den Stein und setzte mich eine Schwanzlänge entfernt neben Birkenpelz.

Zu meinem Erstaunen erhob Brombeerkralle die Stimme: «Der SternenClan hat uns eine Anführerin genommen, dafür eine weise und gerechte Stellvertreterin geschenkt! Lang lebe der FlockenClan!»

Ich war davon so verblüfft, dass ich erschrocken zusammenzuckte, als Nebelmond und Birkenpelz in den Ruf einfielen: «Lang lebe der FlockenClan! Lang lebe Federschweif!» Es dauerte keine zwei Herzschläge, bis der ganze Clan eingefallen war.

Ich sah stolz zu den Katzen herab. //Wer hätte gedacht, dass die anderen solchen Respekt vor mir haben? Das ist so viel mehr, als ich mir als junge, heimatlose Kätzin jemals erträumt habe! //

Wenig später...

Nebelmond lag neben mir und fuhr mit der Zunge sanft über mein noch immer ziemlich zerzaustes Fell. „Meinst du, Flammenherz wird zurückkehren?" Ich legte die Ohren an und stand ruckartig auf. //Warum soll ich ihr vergebens Hoffnung machen? Ich werde ihn lieben, solange ich lebe. Aber wenn er noch leben würde, wäre er niemals gegangen. // „Nein. Vermutlich hat er uns schon längstens vergessen und ersetzt." Die graue Kätzin riss die Augen auf und fauchte: „Wie kannst du das nur sagen? Er ist unser Vater!"

Haselschweif, der gefolgt von Ginsterschweif gerade mit zwei Mäusen und einem Kaninchen vom Frischbeutehaufen zurückgekommen war, sah etwas irritiert zwischen Nebelmond und mir hin und her. „Muss ich jetzt sofort wissen, warum ihr euch fast den Pelz zerfetzt?" „Glaubst du, dass Flammenherz zurückkehren wird?" Nebelmond sah die beiden Kater abwartend an. Haselschweif warf mir einen entschuldigen Blick zu, bevor er den Kopf schüttelte.

Nebelmond sträubte das Fell und fauchte: „Das kannst du nicht ernst meinen!" Haselschweif erwiderte nichts, tappte zu mir herüber, leckte mir kurz über den Kopf und verliess das Lager wortlos.

Nebelmond war jetzt völlig ausser sich und drehte sich zu mir und Ginsterschweif um, ich wich dem Blick betrübt aus. //Flammenherz, wo bist du nur? //

„Ginsterschweif, bitte! Glaubst immerhin du daran, dass Flammenherz zurückkommen wird?" Ginsterschweif seufzte. „Nebelmond, du bist jetzt meine Anführerin. Wenn du mir befehlen willst, dich anzulügen zu müssen, dann mach es."

Die graue Kätzin machte einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. „Du auch? Warum... warum bin ich die einzige, die davon überzeugt ist, dass Flammenherz zurückkommen wird?" Ginsterschweif leckte sich anstelle einer Antwort verlegen über das Brustfell. Dann neigte er zuerst den Kopf vor Nebelmond, anschliessend vor mir. „Haselschweif wartet mich wahrscheinlich." Nachdem er mir noch einen entschuldigenden Blick zugeworfen hatte, ging er aus dem Lager.

Es würde ein Abschied für immer werden...

Silbersterns SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt