77.Kapitel

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77.Kapitel
Minzblatt legte mir ein paar Kräuter hin, die ich skeptisch beschnupperte. //Äusserst interessant. // „Was sind das für Kräuter?" „Himbeerblätter und Bachminze, zwar nicht mehr frisch, aber sie helfen dir trotzdem." „Ich bin zwar keine Helferin, aber ich kenne den Geruch von Kräutern. Wollzeist und Kamille hast du wohl vergessen zu erwähnen?" Minzblatt starrte mich voller Verwunderung an und wich meinem Blick dann aus. „Ich meine es doch nur gut. Du hast gestern einfach so ein Leben verloren, da will ich mir ganz sicher sein, dass du dich erholst."

Haseljunges, der zwischen meinen Vorderpfoten lag, beschnupperte die Kräuter eifrig und rümpfte dann geräuschvoll die Nase. Ich schnurrte und leckte dem Kater liebevoll über den Kopf. „Das ist nichts für dich." Dann wandte ich mich wieder an Minzblatt: „Ich habe kein Leben verloren weil ich schwach bin, sondern weil der SternenClan nicht wollte, dass ich Junge bekomme. Die Kätzin zuckte mit einem Ohr und setzte sich. „Das ergibt doch keinen Sinn, wenn es ihnen wichtig ist, dass du keine Junge bekommst, dann hätten sie doch verhindern sollen das du Trächtig wirst und nicht einfach dir kurz nach der Geburt ein Leben nehmen." „Ich verstehe es auch nicht, trotzdem musst du diese Wertvollen Kräuter nicht für mich verschwenden, es geht mir gut." „Silberstern, du hast ein Leben verloren und brauchst Ruhe, da sind diese Kräuter überaus sinnvoll. Ausserdem, der Clan ist nicht mehr so gross wie auch schon." //Warum ist sie bloss so unfreundlich zu mir?// „Naja, du hast sicher noch viel zu tun Minzblatt, daher werde ich mich jetzt ausruhen." Als sie den Bau verlassen hatte, verdrehte ich die Augen. //Heilerinnen meinen auch immer, alles am besten zu wissen.//

3 Monde später...
Ich genoss den Schatten, den die Bäume um mich herum spendeten. Die Jungen spielten im Lager mit Flammenherz, so hatte ich seit drei Monden das erste Mal Gelegenheit, das Lager für einige Zeit zu verlassen und mir die Beine zu vertreten. //Wenn Eulenfeder nächstens in die Kinderstube zieht, könnte es eng werden. Hoffentlich verstehen sich unsere Jungen dann gut und ärgern sich nicht die ganze Zeit gegenseitig.//
Als ich zum See kam, trank ich genüsslich von dem frischen, kühlen Wasser. //Wesentlich besser als Moos abzulecken.// Dann sah ich ins Wasser. Meine gelben Augen sahen mir nachdenklich entgegen. //Wie lange es wohl her ist, seit ich alleine im Territorium unterwegs war,  ohne mir Sorgen um den Clan machen zu müssen? // Schließlich wandte ich den Blick ab und ging Kopfschüttelnd weiter. //

Erst als mir der fremde Geruch in die Nase stach, bemerkte ich, dass ich an der Grenze zum Stamm angekommen war. //Seit sie uns gerettet haben ist schon bald ein Jahr vergangen. Wie es ihnen wohl geht?//

Eine vertraute Stimme riss mich aus meinen Gedanken: „Silberstern, bist du es?" Ich drehte mich um und sah Rubinpelz eilig auf die Grenze zukommen. //Warum ist er alleine gekommen?// Ich ging ihm entgegen und sah ein wenig verwirrt, wie der feuerrrote Kater sich auf Stammesart vor mir verneigte. „Welche Ehre dich hier zu treffen." //Ehre?// „Es freut mich auch dich gesund zu sehen Rubinpelz. Geht es dir gut?" Der Kater zögerte und warf einen misstrauischen Blick nach hinten. „Ich hatte gehofft, mit dir reden zu dürfen." „Warum solltest du nicht? Du bist gewissermassen noch immer ein Kater des Clans." Als Rubinpelz nicht antwortete musterte ich den Kater genauer. Er war deutlich muskulöser als ich ihn in Erinnerung hatte. „Rubinpelz? Was ist los?" Der Kater blickte abermals misstrauisch nach hinten, bevor er leise sagte: „Der Stamm ist in grosser Gefahr, der Clan auch bald wenn ihr uns nicht helfen werdet." „Was ist denn passiert?"

„Es geht um Mond. Er ist völlig ausser Kontrolle und wird jeden töten, der ihm im Weg ist." Ich musste sofort wieder an die Katzen denken, die Mond damals mit Gewalt zur Gefährtin genommen hatte. //Ich hätte ihr helfen müssen.// „Rubinpelz, was ist passiert?" „Ich kann nicht lange bleiben um alles zu erzählen. Wir müssen Mond gehorchen, egal was er befiehlt. Wenn nicht kann das deinen Tod bedeuten. Er hat einige Kater unter sich, die alles überwachen. Um die Kätzinnen mache ich mir am meisten Sorgen, sie sind freiwild für ihn." „Wie meinst du das?" „Es gibt einen kleinen Bau, in den die Kätzinnen geschleppt werden, man hört jede Nacht schreie." Mir lief ein Schauer über den Rücken, als ich das hörte. „Was ist mit den Gefährten der Kätzinnen? Beschützen sie sie denn nicht vor solchen übergriffen?" „Wie gesagt, wer sich gegen Monds Anweisungen stellt, kann froh sein, wenn er mit dem Leben davonkommt." „Verstehe. Ich muss zuerst mit Kupferkralle darüber reden, aber wir werden versuchen, euch zu helfen."
Rubinpelz neigte den Kopf, ihm war die Erleichterung deutlich anzusehen. „Wir erwarten euch. Ich muss jetzt gehen, sonst schöpfen die andern Verdacht." Er wollte sich zum gehen wenden, doch sah noch einmal zu mir. „Silberstern? Nimm keine Kriegerinnen mit, Bitte. Ich weiss das sie stark sind, aber die Kater sind unberechenbar."
Ich nickte und machte mich zügig auf den Weg zum Lager. //Niemand darf den Willen einer Kätzin missachten und sie sich einfach nehmen, niemand.//

Als ich wieder ins Lager kam, rannten Nebeljunges und Splitterjunges fröhlich auf mich zu. „Du bist wieder da Mama!" Ich schnurrte und leckte den beiden zur Begrüssung über den Kopf. „Wo habt ihr Haseljunges gelassen?" Splitterjunges zeigte mit dem Schweif auf Flammenherz, der vor der Kinderstube döste. Als ich genauer hinsah, entdeckte ich Haseljunges, der versuchte, sich aus dem Griff seines Vaters zu winden. Nebeljunges sah mich stolz an. „Wir haben ihm gesagt, er soll es nicht machen." Splitterjunges nickte bestätigend und konnte sich ein amüsiertes Schnurren kaum verklemmen. „Gut, dann versucht ihr jetzt auch euren Vater zu wecken. Ich muss jetzt mit Kupferkralle reden, danach bin ich wieder bei euch."

Ich winkte Kupferkralle, der neben Nebelschleier in der Sonne lag, zu mir. „Komm in meinen Bau, es ist wichtig." Als er mir in den Anführerbau gefolgt war, setzte er sich. „Was ist so dringend?" „Ich habe Rubinpelz an der Grenze getroffen. Es steht schlecht um den Stamm, laut Rubinpelz werden regelmässig Kätzinnen gegen ihren Willen bestiegen und niemand kann etwas dagegen bewirken." „Ich nehme an, du willst ihnen helfen?" „So ist es." „Wenn diese Kater wirklich so gefährlich sind wie du sagst, dann brauchen wir Informationen über sie." „Und die werden wir zusammen mit dem Stamm beschaffen." Kupferkralle seufzte. „So wie ich dich kenne lässt du dich nicht davon abbringen, oder?" „Der Stamm hat uns geholfen, jetzt helfen wir ihnen."

Silbersterns SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt