72.Kapitel

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72. Kapitel

Ich konnte meinen Blick nicht von Rindenherz abwenden. //Sie war noch so jung...// Löwenkralle leckte ihr immer wieder über den Kopf. ,,Ich habe sie im Stich gelassen..."

Ich legte mich schweigend neben Minzblatt, die sich wie ein Junges an mich drückte und leise wimmerte: «Warum passiert das? Wieso sterben alle, die mir nahestehen?" ,,Das weiss, wenn überhaupt nur der SternenClan."

Minzblatt hob den Kopf und sah mich aus dunkeln Augen an. ,,Ich habe keine Familie mehr und meine beste Freundin ist mir einfach unter den Pfoten weggestorben, Du hast mir immer wieder gesagt, die Zeit um zu trauern sei nicht jetzt..." ,,Minzblatt." Ich wählte meine Wort vorsichtig: ,,Du bist Heilerin, das bedeutet, dass du immer zuerst an den Clan denken musst, bevor du dich zum Trauern zurückziehen kannst. Du hast alles getan, um Rindenherz zu helfen, doch..."

Meine Stimme brach, ich brauchte einen Moment, bevor ich mich sammelte: ,,Ich habe Rindenherz gesäugt, als sie und Blizzardmond noch Junge waren. Minzblatt sah verwundert auf. ,,Deshalb also hast du immer ein Auge auf die beiden gehabt... Aber wie kam es dazu?" ,,Das ist lange her und tut jetzt nichts zur Sache. Schlaf ein wenig, wir halten Morgen Nachtwache für sie, dann hat Löwenkralle noch ein wenig Zeit, sich von ihr zu verabschieden."

Ich verliess den Heilerbau und sah zu den Katzen, die sich vor den Bauen versammelt hatten. ,,Diejenigen die können, sollten noch bis Sonnenaufgang schlafen gehen, die anderen..." Mir kam nichts Vernünftiges in den Sinn, als nickte ich nur und ging zu Flammenherz, der wohl am Rand der Lichtung auf mich gewartet hatte.

,,Du hättest weiterschlafen sollen." Er schüttelte leicht den Kopf. ,,Nein, wie auch? Ich bin noch nicht lange im Clan aber glaub nicht, dass mir der Tod einer Baugenossin gleichgültig ist. Es wäre ihr und ihrer Familie gegenüber respektlos, sich einfach umzudrehen und weiterzuschlafen."

Er zog mich, wie so oft, sanft zu sich und glättete mein Nackenfell. ,,Wie geht es dir wirklich? Die letzten Monde musstest du vieles mitansehen und trotzdem bist du immer ruhig geblieben." Zuerst wollte ich nichts sagen, doch dann brachen die Ereignisse der letzten Zeit über mich herein: Abendsterns auftauchen, die Geburt seiner Jungen, sein plötzlicher Tod, Rindenherz' kurzer, verzweifelter Kampf ums Überleben, meine verstorbenen Jungen, meine zukünftigen Jungen...

Ich vergrub mein Gesicht in Flammenherz' Gesicht Fell und schluchzte hemmungslos. Dieses Mal fühlte sich alles anders an als sonst. Flammenherz versuchte gar nicht erst, mich zu trösten. Er liess seinen Schweif um mich schützend um mich gelegt und putzte mir ab und zu über den Kopf. Ich glaubte ihn murmeln zu hören: ,,Warum hast du bloss immer alles totgeschwiegen?", aber ich brauchte viel Zeit, bis ich wieder bewusst wahrnahm, was um mich herum passierte.

Silbersterns SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt