95.Kapitel

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95.Kapitel

Der Tag darauf...

Ich beobachtete Feuersturm und Nebelmond schweigend. Die graue Kätzin lief mit gesträubtem Nackenfell durch den Anführerbau, während der rothaarige Kater ihr eindringlich auf sie einredete. Sie hatte mich nur zu dieser "vVrsammlung" einberufen, weil ich die zweite Anführerin war, das gab sie mir deutlich zu merken. Birkenpelz, der in gewohnter Ruhe neben mir sass, folgte seiner Baugenossin mit seinem Blick und hörte weiterhin zu. Der Stamm war auf Krieg aus, daran liess Feuersturms Bericht nicht den leisesten Zweifel.

//Die Stammeskatzen wissen von dem Erdrutsch und trotzdem sind sie uns feindlich gesinnt. Was ist nur aus diesen Katzen geworden?// So sehr ich auch versuchte, mich zu konzentrieren, meine Gedanken schweiften immer wieder zu Haselschweif und Ginsterschweif. //Hat der SternenClan sie aufgenommen? Werden sie mich dafür hassen, dass ich ihnen nicht erzählt habe, dass Nebelmond ein Findeljunges ist?// "Silberstern?"

Ich erwiderte den stechenden Blick des roten Katers und schüttelte langsam den Kopf. „Feuersturm, es ist viel passiert..." Ich suchte etwas hilflos nach Worten, ging dann aber schweigend aus dem Bau, ich hatte genug gehört. //Wenn Schatten im schon während dem Blattfall beginnt, Nebelmond mit falschen Anschuldigungen zu provozieren, wird es spätestens in der Blattleere eskalieren. //

Da ich wusste, dass ich hier nichts ausrichten konnte, lief ich zielstrebig in den Wald, um in Ruhe trauern zu können. Es fühlte sich an, als hätte ich alle, die mir lieb und teuer waren, verloren, inklusive Nebelmond. Beim Fluss angekommen trank ich zuerst einen Schluck Wasser, bevor ich mit Anlauf über das Wasser setzte. Meine Brust zog sich bei der Landung unangenehm zusammen, ich schnappte hastig nach Luft. Ich murmelte ein: "Das wird schon wieder.", und hoffte nur, dass das auch stimmte.

Auch wenn sich mein gesamter Körper dagegen zu wehren schien, rappelte ich mich auf und trotte die letzten paar Schwanzlängen zu einem dicken Baumstumpf, neben dem ich mich in das weiche Moos sinken liess und den Kopf ablegte. Ich schloss die Augen und dachte daran, wie sehr mir meine Jungen fehlten. //Nebelmond ist gekränkt und will an die Kater, die sie immer wie ihre Schwester behandelt haben, keinen einzigen Gedanken mehr vergeuden. Ob ihr Finsterpfote und Disteljunges schon kennengelernt habt?//

Das nächste, was ich mitbekam, war ein warmer Pelz an meiner Seite. Einen kurzen Moment hoffte ich, mich im SternenClan neben Flammenherz wiederzufinden, doch als ich die Augen öffnete, war es Feuersturm, der sich neben mich gelegt hatte.

„Habe ich dich geweckt?" Ich schüttelte den Kopf. „Und?"

„Ich würde dir gerne bessere Neuigkeiten überbringen. Nebelmond will diesen Kampf, genau wie Schatten. Birkenpelz hat zugestimmt, wenn auch widerwillig."

„Für wen wirst du kämpfen?"

Feuersturm sträubte das Nackenfell und sah mich entrüstet an. „Für niemanden! Für welche Seite ich mich auch entscheiden würde, es wäre Verrat."

„Wann ist es soweit?"

„In zwei Sonnenaufgängen."

Das hatte ich nicht erwartet. „Sie haben es sehr eilig, einander das Fell zu zerfetzen..."

Der Kater nickte. „Dem SternenClan sei Dank hat Flocke erst vor einem Viertelmond Junge bekommen, so bleibt sie sicher im Lager."

Bei dem Gedanken daran, wie sich zwei oder drei klitzekleine Junge an den Bauch einer erschöpften, aber glücklichen Kätzin schmiegten, scharrte ich am Boden. Der Tod von Haselschweif und Ginsterschweif kam mir im Vergleich dazu wie purer Hohn des SternenClans vor.

„Entschuldigung Silber...", der Kater korrigierte sich schnell, „Federschweif. Ich habe nicht nachgedacht, bevor ich gesprochen habe. Birkenpelz hat mir erzählt, was dir widerfahren ist."

Ich schüttelte abermals den Kopf, als könnte ich meine trüben Gedanken auf diese Weise vertreiben. „Es lässt sich nicht ändern. Tu es dem ganzen Clan gleich und schweig es tot."

Der Beutejäger nickte und sah auf seine Pfoten. Niedergeschlagen miaute er: „Ich muss zurück. Wenn ich nicht rechtzeitig bei Schatten im Lager ankomme... Ach, was weiss ich, was er tun wird! Er traut mir noch immer nicht."

„Feuersturm?", fragte ich neugierig. "Eine Sache möchte ich noch wissen."

Er sah mich an. „Was denn?"

„Liebst du Tanzende Flocke?"

Zu meinem Erstaunen schüttelte er den Kopf und wich meinem Blick aus. Der Kater wirkte beschämt. „Das ist nicht Teil unserer Abmachung. Ich bin ihr Gefährte und damit auch ihr Besitzer, so ist es im Stamm gebräuchlich. Sie wird von mir vor anderen Katern beschützt, im Gegenzug dafür hat sie mir Junge geschenkt."

Er erhob sich und neigte den Kopf. "Ich muss jetzt gehen, sonst erreiche ich den Stamm nicht mehr vor Einbruch der Nacht."

Silbersterns SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt