Eislaufen mit Folgen

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„Potter, verfolgst du uns etwa?", begrüßte ich ihn ziemlich kalt.
„Kathy-Schatz, das hier ist nicht dein Gelände. Jeder darf sich hier aufhalten und..."
Oh nein, jetzt fing das schon wieder an! Ich wusste sehr wohl, dass das hier nicht mir gehörte. Und dann noch der bescheuerte Spitzname. Aber wenn ich mich jetzt aufregen würde, würde es ihn nur noch mehr freuen.
„Ich habs kapiert, Potter. Aber mal ehrlich, warum bist du immer da, wo wir sind? Langsam scheint das wirklich etwas auffällig."
„Ich gebe zu, heute bin ich tatsächlich aus einem speziellen Grund hier", er lächelte spitzbübisch und wir verdrehten synchron die Augen.
„Und der wäre?", hackte Rose vorsichtig nach.
„Ihr seht ja, das der See zugefroren ist."
„Wir sind nicht so dumm wie du, Potter", unterbrach ich ihn.
„Jedenfalls scheint das Eis ja ziemlich stabil zu sein, wenn es euch aushält."
Rose schüttelte nur den Kopf und ich dachte fieberhaft nach, was ich darauf erwidern könnte. Doch leider war mein Kopf gerade wie lehr gefegt, was Potter mit Genugtuung zur Kenntnis nahm.
„Fahr ruhig fort, wir wollen dich nicht am Reden hindern. Aber bitte geh danach wieder", versuchte meine beste Freundin die Stimmung zu entspannen.
„Ja, wir können nur nicht garantieren, dass wir zuhören."
„Kathy-Schatz, für dich könnte es aber interessant werden. Also, wie wäre es mit einer Wette?"
„Nicht schon wieder", stöhnte Rose, während Albus und Scorp interessiert zuhörten.
„Was schlägst du vor?", ignorierte ich meine Freundin.
Ein breites Lächeln bedeckte Potters Gesicht, kein gutes Zeichen. Aber davon würde ich mich jetzt nicht beunruhigen lassen. Man musste ja nicht immer vom Schlechtesten ausgehen. Obwohl, bei James Sirius Potter schon...
Kathy, denk gar nicht dran! Ich blinzelte schnell und setzte einen hochnäsigen Blick auf. Was der konnte, konnte ich schon lange.

„Kannst du Schlittschuh laufen?"
„Natürlich!"
„Sorry, aber woher soll ich das denn wissen? Denn das sah gerade echt nicht danach aus."
„Mach weiter", brummte ich leise, darauf bedacht, nicht zu viel Schärfe in meine Stimme zu legen.
„Wir habe zufällig Schuhe dabei, also, wie wäre es mit einem Wettrennen?"
„Rein zufällig", murmelte Al.
„Was ist der Einsatz?"
Man sah meiner besten Freundin an, dass sie am Rande der Verzweiflung war. Mittlerweile murmelte sie nur noch vereinzelte Wortfezen mit, so auch jetzt.
„Der Einsatz...", kam es leise von ihr und sie schüttelte mit geschlossenen Augen den Kopf.

„Wie wäre es damit: Du musst einen Tag immer bei mir sein. 24 Stunden. Und wenn du gewinnst, dann spiel ich einen Tag dein Diener."
Oh, das war verlockend. Ein Bild von Potter in einem Kleid mit Schürze schlich sich in meinen Kopf und ich musste augenblicklich grinsen. Das wäre zu lustig. Man könnte ihn vor allen bloßstellen. Eine große Chance. Aber was, wenn ich verlieren würde? Ich wog kurz die verschiedenen Möglichkeiten ab. Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass ich es einfach riskieren sollte.
„Ok, wo ist das Ziel?"
„Da", er zeigte auf einen kleinen Baum, der augenscheinlich auf den See geweht worden war.
„Fred gibt das Startsignal."

„Kathy, das war keine gute Idee. So sicher ist das auch nicht mehr, es ist schließlich schon bald Frühling", versuchte meine Freundin mich an meinem Vorhaben zu hindern, aber jetzt würde ich sicher nicht mehr kneifen. Das wäre eine Demütigung.
„Rose, entspann dich. Und wenn ich einbreche, darfst du mich gerne rausfischen und dann im Krankenflügel besuchen kommen", versuchte ich sie zu beruhigen, doch ich erkannte immer noch echte Sorge auf ihrem Gesicht.
„Ich werd aufpassen, versprochen."
„Das hoffe ich", sie seufzte auf.
„Dich kann man echt von nichts abbringen", schmunzelte sie dann.
Ich schnürte den zweiten Schuh nach, ehe ich mich erhob und eine kleine Proberunde fuhr.

„Ok, alle bereit?"
Ich nickte und begab mich in Position.
Ein Pfiff erklang und wir brausten davon. Es fühlte sich frei an, einfach großartig. Doch dann merkte ich, dass Potter schon einen gewaltigen Vorsprung hatte und legte einen Zahn zu. Schnell ließ ich ihn hinter mir, wir waren mittlerweile schon ziemlich weit draußen und das Ziel nur noch wenige Meter entfernt. Ich gab nochmal alles und gewann an noch mehr Geschwindigkeit. Alles lief reibungslos, doch plötzlich ertönte ein lautes Krachen und der Boden gab unter mir nach. Das nächste, was ich spürte, war eisige Kälte, die mir wie kleine Nadeln ins Fleisch stach. Und in dem Moment durchquerte Potter auch noch die Zielgraden. Ich hatte verloren. Tatsächlich verloren. Doch dann wurde mir die Situation bewusst, in der ich mich gerade befand und schrie das, was mir schon so lange auf der Zunge lag:
„James Sirius Potter, du Arschloch, hol mich sofort hier raus oder ich werde dich und deine beschissenen Freunde sowas von fertigmachen!"

Ich versuchte, mich aus dem Wasser zu bringen, aber das dünne Eis brach immer wieder weg und ich wurde langsam panisch. Auch meine Kleidung hatte sich vollgesogen und zog mich langsam Richtung Grund. Die Kraft verließ mich, aber ich musste hier raus. Und zwar so schnell wie möglich. Wenn ich hier sterben würde, wäre das alles Potters Schuld. Und auch meine, das musste ich mir eingestehen. Wie konnte ich nur so dumm sein? Das konnte nicht gut gehen, das wusste ich schon vorher. Aber ich musste ja unbedingt bei allem mitmachen. Aber wenn ich tot wäre müsste ich wenigstens nicht den Wetteinsatz einlösen.

Meine Körpertemperatur war schon tief gesunken und ich spürte nichts mehr. Noch ein letztes Mal versuchte ich mich hochzuhieven, meine Sicht wurde langsam verschwommen, aber ich schaffte es nicht. Ich erhaschte durch meine halb geschlossenen Lieder eine undeutliche Person, die vor mir auf die Knie kam und verzweifelt versuchte, mich aus dem See zu bringen. Wahrscheinlich war es Rose, Al oder Scorp, Potter würde mich wahrscheinlich hier lassen, es war ihm sowieso egal. Aber eins musste ich noch loswerden.
„Richtet Potter aus, dass ich ihn hasse. Und bitte sagt meinen Eltern und Charlie, dass ich sie über alles liebe", flüsterte ich brüchig, ehe ich die Augen ganz schloss und mein Schicksal dem Zufall überließ.

Das Pferdemädchen (Harry Potter, Next Generation ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt