Eine unfreiwillige Einladung

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„Bitte Kathy", flehte mich Rose zum gefühlt tausendsten Mal an und ich seufzte genervt aus.
„Nein, Rose, zum wie vielen mal denn noch?"
„So lange, bis du mitkommst", antwortete sie und ich vergrub den Kopf in den Händen.
Schon seit einer Stunde versuchte meine beste Freundin mich zu diesem bescheuertem Ball zu überreden. Am morgen war noch alles okay gewesen, wir hatten alle beisammen in der großen Halle gesessen und gefrühstückt, über neue Streiche und Pläne geredet. Bis sich Professor McGonagall erhoben hatte und ans Sprechpult getreten war. Schon da war die gesamte Schülermenge verstummt, sodass das Klopfen an ihr Glas gar nicht mehr nötig gewesen wäre. Und dann ließ sie die Bombe platzen. Wir würden bald zu Ehren der Schule einen Ball feiern. Denn bald war der Tag, an dem die große Schlacht von Hogwarts stattgefunden und Harry Potter uns alle gerettet hatte. Wir wollten mit diesem Tag allerdings nicht nur den Sieg feiern, sondern auch die Toten beehren und dankbar sein, dass die Zeiten nicht mehr so dunkel sind wie damals.

Natürlich waren sofort alle Mädchen ganz aus dem Häuschen und machten sich schon Gedanken, mit wem sie am liebsten hingehen wollten und was sie anziehen sollten. Auch meine beste Freundin war leider von der Idee sehr angetan, ganz im Gegensatz zu mir. Ich wollte weder in einem hässlichen und protzigen Kleid über die Tanzfläche wanken, noch brauchte ich dazu irgendeine Begleitung. Ich hatte schon am Anfang der Rede beschlossen, diesen schönen Tag mit einer Tasse Tee oder Kakao in meinem Zimmer zu verbringen und ein gutes Buch zu lesen. Wer weiß, vielleicht würde ich mich auch in die Bibliothek verkrümeln und mich dort mit Dumbledore treffen. Aber ich würde mich ganz sicher nicht in der großen Halle stellen, tun, als ob ich tanzen könnte und verliebten Pärchen beim kuscheln zusehen. Das war mal so gar nicht meine Vorstellung von einem schönen Tag, eher eine Zeitverschwendung, bei der ich mich schrecklich langweilen würde.

Doch Rose hatte anscheinend schon für uns beide beschlossen, dass wir hingehen würden. Als ich ihr mitteilte, dass ich diese Veranstaltung sicher nicht besuchen würde, war sie mehr als schockiert und hackte seitdem auf mir rum. Al und Scorp hatten augenscheinlich auch nichts besseres zu tun, als uns amüsiert zu beobachten, anstatt mir irgendwie zu helfen.

Ich hatte schon längst probiert, einfach die Flucht zu ergreifen, was aber nur dazu geführt hatte, dass wir nun nicht mehr in der Halle, sondern draußen am See saßen.
„Komm schon, du kannst mich doch nicht alleine hingehen lassen", maulte sie weiter.
„Wieso holst du dir nicht einfach eine Begleitung, wie alle anderen auch", argumentierte ich, woraufhin sie kurz so tat, als müsste sie überlegen.
„Tja, das werde ich auch machen, aber du sollst trotzdem mitkommen. Das wird sicher super! Meine Eltern hatten auch einen Ball in der Schule, sie erzählen manchmal davon. Und wer weiß, wann sich so eine Gelegenheit nochmal bietet?", ratterte sie so schnell herunter, dass ich sie kaum verstand.
„Hoffentlich nicht mehr so oft, dann muss ich dir nicht jedes Mal erklären, warum ich nicht mitkomme", murmelte ich und Albus und Scorp brachen in Gelächter aus.

„Hey, das ist nicht lustig", protestierte Rose vollkommen ernst, wodurch die beiden aber nur noch mehr lachen mussten.
„Was kann ich denn sonst noch tun, damit du mitkommst?", wollte sie verzweifelt wissen.
„Was würdest du denn dafür tun?", meinte ich spaßhalber, was sie anscheinend nicht scherzhaft gemeint aufschnappte.
„Alles", erwiderte sie nämlich ohne zu zögern und meine beiden anderen Freunde fingen an, mir Sachen zuzuflüstern, die ich mir wünschen konnte.
Da ich aber nichts sagte, übernahmen sie meine Part zu antworten:
„Ein Kleid!"
„Schuhe!"
„Süßigkeiten!"
„Scherzartikel!"
„Butterbier!"
„Neue Schulsachen!"
Bei diesem Kommentar verstummte Al kurz und blickte fragend zu Scorp, der nur die Schultern zuckte. Dann ging es schon weiter.

Als ihnen schließlich nichts mehr einzufallen schien, verstummten sie und blickten Rose abwartend an, der die Kinnlage nach unten geklappt war.
„Das kann doch nicht euer Ernst sein", echote sie und jetzt war ich es, die sich das Lachen nicht mehr verkneifen konnte.
„Doch", meinten sie synchron und grinsten sich dabei spitzbübisch an.
„Und dann kann Kathy uns gerne alles, außer die Schuhe und das Kleid schenken", verlangte Albus frech und zwinkerte mir zu.
„Sonst noch irgendwas, was ich Kathy besorgen soll, und ein Grinsen schlich sich auf Scorps
Gesicht.
„Wenn du schon so fragst. Ich bräuchte neues Shampoo und Al sind glaube ich die Hausaufgaben ausgegangen. Und was Kathy betrifft, die könnte ein Date sicher auch gut vertragen. Ich meine, wie soll das denn sonst laufen? Du stehst auf der Tanzfläche und Kathy sitzt daneben und langweilt sich? Da würde ich auch nicht mitkommen."

Bis zum letzten Teil hatte ich gelacht, vor allem Albus Gesicht bei der Stelle mit den Haarbürsten war grandios, aber dann stockte ich und schenkte ihm einen scharfen Blick.
„Rose, wenn du das machst, dann..."
Aber sie ließ mich gar nicht ausreden, sondern fing an wie eine Verrückte zu plappern:
„Das ist die Idee! Wenn ich Kathy ein Date beschaffe, dann muss sie mitkommen, ob sie will oder nicht."
„oh nein, das werde ich ganz sicher nicht machen! Rose, schlag dir das aus dem Kopf, sonst werde ich dich...", ich kam aber nich weiter, denn ich wurde wieder unterbrochen.
„Hey, wie gehts?", fragte Potter, den letzten Menschen, den ich gerade sehen wollte.
„Gut, dann, bis dann", verabschiedete ich ihn, aber Rose hatte scheinbar andere Pläne.
„Hallo James, mit wem gehst du denn zum Ball?"
Oh nein, das ging in die komplett falsche Richtung.
„Potter, verschwinde!", herrschte ich ihn erneut an, doch er blieb natürlich.

„Ach, das ist mir eigentlich egal. Hauptsache jemand, der nicht den ganzen Abend an mir hängt wie eine Klette. Und du Cousinchen?"
Okay, Plan B.
„Potter, du solltest jetzt echt gehen", meinte ich und probierte dabei, ihn wegzuschieben. Vergeblich.Ich wurde eiskalt ignoriert und bewegen tat er sich auch keinen Schritt. Wieso musste er auch so viel größer sein als ich?
„Oh, das passt ja perfekt. Unsere liebe Kathy ist nämlich noch frei."

Okay, heute war der Tag meines Untergangs. Ich ließ mich auf den Boden fallen und schickte ein Gebet zum Himmel, dass er nein sagen würde. Besser einen Korb als einen Abend mit Potter.

„Klar, das wäre doch nett. Näheres können wir doch später besprechen", hörte ich ihn sagen und schlug mir die Hände über dem Kopf zusammen.
Nein, das hatte ich mir doch nur eingebildet. Das war doch nur ein böser Albtraum, aus dem ich nicht erwachen konnte. Doch auch zwicken half nichts und als ich die Augen öffnete, die ich bis dahin geschlossen hatte, sah ich das Gesicht meiner besten Freundin, das fröhlich grinste.
„Super, dann können wir ja übermorgen Kleider kaufen gehen", freute sie sich und ich blickte zu den Jungs, die schadenfroh kicherten.
„ Na vielen Dank auch", meinte ich sarkastisch, doch alle lächelten mich nur dumm an und meinten:
„Bitte!"

Das Pferdemädchen (Harry Potter, Next Generation ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt