Eine lange Zugfahrt

514 27 16
                                    


„Viel Spaß dieses Jahr, mein Schatz! Bitte vergiss nicht, mir wenigstens ein Mal zu schreiben", schrie mir meine Mum hinterher, worauf ich augenverdrehend ein letztes Mal wank, ehe sich die Türen hinter uns schlossen.
„Tja, dann treten wir wohl nun unser letztes Mal an", seufzte Rose, woraufhin ich nickte und sie hinter mir her in ein leeres Abteil zog.
„Komm, bevor die Verrückten uns finden", lachte ich leise, woraufhin sie mit einstieg und immer noch kichernd die Tür leise hinter sich zuschob.

Wir blieben natürlich nicht verschont, denn keine fünfzehn Minuten später wurde unser Versteck enttarnt.
„Da seid ihr ja! Wisst ihr, dass wir durch den ganzen Zug gelaufen sind, nur, um euer Abteil zu finden?", fragte Al außer Atem, während sie sich auf die Sitze fallen ließen.
„Genau", stimmte Scorp seinem Freund beleidigt zu, konnte sich das Grinsen allerdings nicht lange verkneifen.
„Und ihr wart ja so schnell verschwunden!", Albus warf die Hände in die Luft und schüttelte mehrmals den Kopf.
„Wir haben nur kurz gesehen, wie Kathys Mutter euch hinterhergerufen hat, aber dann wart ihr schon weg. Wie vom Erdboden verschluckt", fuhr er dramatisch fort und wir kicherten munter weiter.
„Okay, entspann dich. Können wir ja nichts dafür, wenn ihr einfach zu unaufmerksam seid und uns nicht seht. Strengt euch das nächste Mal einfach besser an, dann wird das schon", zwinkerte ich ihm zu und er zog einen Flunsch.
„Aber es wird kein nächstes Mal geben", jammerte er und erst jetzt wurde mir bewusst, dass das hier das letzte Mal war, dass wir nach Hogwarts, mein zweites zu Hause, fahren würden.
Das letzte Mal, dass wir aussteigen würden und uns der Dampf ins Gesicht wehen würde. Wir würden nie mehr dieses Gefühl haben, unbesiegbar zu sein, und wir würden nie wieder gemeinsam eine so tolle und unvergessliche Zeit haben. Die Ereignisse waren nur so an uns vorbeigerannt, mitsamt der vielen Momente, die ich in mich aufgesogen hatte.

„Du hast recht. Deswegen lasst es uns genießen und das Beste draus machen", meinte ich geistesabwesend und lächelte dann leicht in die Runde.
Alle erwiderten es, doch dann fiel mir etwas ganz anderes ein.
„Was wird eigentlich aus den hotten Totten?", wollte ich entgeistert wissen und die Augen der anderen weiteten sich.
Anscheinend hatten auch sie bisher noch keinen Gedanken daran verschwendet, was aus unserer Gruppe werden sollte, wenn wir die Schule verlassen würden.
Doch in einer Sache waren wir uns alle einig:
„Wir dürfen die hotten Totten auf gar keinen Fall auflösen", stellte Albus klar und schlug mit der Faust auf den Sitz.
Leider etwas zu fest. So fest, dass er schmerzend das Gesicht verzog und sich die rote Faust hielt.
„Ah, ach verdammt!", fluchte er, doch anstatt zu warten, bis es ihm besser ging, haute er einfach nochmal auf die Fläche, diesmal allerdings etwas sanfter.
„Für den dramatischen Effekt", erklärte er uns kurz und wir nickten ebenso ernst.
Rose war die erste, die sich nicht mehr zusammenreißen konnte. Ohne Vorwarnung prustete sie los und ließ sich langsam die Lehne hinuntergleiten.

„Was ist denn mit euch los?", wollte eine Stimme wissen, denn mittlerweile kugelten wir uns alle nur so vor Lachen auf dem Boden und hielten uns die Bäuche.
Als ich mir die Lachtränen aus dem Gesicht wischte, stellte ich fest, dass es James war, der sich lässig gegen die Tür lehnte. Hinter ihm konnte ich Fred ausmachen, der versuchte, sich ebenfalls vorbei an Potter ins Abteil zu drängen. Als er es endlich geschafft hatte, rieb er sich zufrieden die Hände und bekam von James einen verwirrten Blick zugeworfen.
„Was?", hakte der Weasley nach und schaute ebenso fragend zurück.
„Was hast du gerade gemacht?"
„Na ja, ich hab das Abteil betreten, was sonst?"
Verständnislos zog er die Augenbrauen zusammen und zuckte mit den Schultern.
„Und wieso fragst du nicht, ob du durch kannst?"
„Na ja, wieso einfach, wenn es auch schwierig geht?", grinste Fred seinen besten Freund an, welcher einfach nur die Augen verdrehte und sich wieder uns zuwandte.

„Eigentlich wollten wir nur kurz Hi sagen, aber wer..."
„Lüge", unterbrach ihn Fred frech und zwinkerte uns zu.
„Eigentlich brauchte er nur mal wieder eine Ausrede, um Zeit mit einer ganz bestimmten Person zu verbringen", posaunte er herum und warf mir bedeutungsschwere Blicke zu.
„Ich will ja nichts sagen, aber...", er ließ den Satz unvollendet und wackelte nur kurz mit den Augenbrauen.
Ohne auf den Kommentar seines Freundes einzugehen, fuhr James fort:
„Wer hätte ahnen können, dass euer Abteil so gut versteckt ist."
„Ha!", schrie Al laut und alle Augen lagen auf ihm.
„Ich sagte doch, dass ihr eure Ruhe wolltet. Aber nicht so mit mir. Uns", fügte er mit einem Blick auf den Blonden hinzu und legte eine Hand auf die Brust.
„Ich glaube, die drehen jetzt vollkommen durch", flüsterte Rose mir ins Ohr und ich nickte zustimmend.
„Hey, hey! Wenn andere Leute dabei sind, darf man nicht flüstern", rief Albus und mittlerweile war ich mir sicher, dass der ganze Zug uns hören konnte.
Rose hatte anscheinend eine ähnliche Vorstellung, denn sie vergrub peinlich berührt den Kopf in den Händen.

Das Pferdemädchen (Harry Potter, Next Generation ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt