Rose, die Kupplerin

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Meine beste Freundin stand vor mir, hinter ihr das gesamte Quidditchteam von Gryffindor.
Ganz zum Missfallen meiner Kollegen.
„Ich wusste gar nicht, dass ihr heute auch hier seid! Was eine schöne Überraschung", rief Rose erfreut aus und fiel mir sogleich stürmisch um den Hals, als hätten wir uns Jahre nicht gesehen.
„Na ja, für manche mehr, für manche weniger", wurde ganz leise hinter mir getuschelt, hoffentlich so leise, dass Rose es nicht verstehen konnte, selbst, wenn sie Ohren wie ein Lux hätte.
„Warum hast du nicht gesagt, dass ihr heute Training habt, ich hätte euch so gerne zugesehen", plapperte sie fröhlich weiter, was mich zu dem Ergebnis brachte, dass sie kein Wort verstanden hatte, und schob gespielt beleidigt ihre Unterlippe vor.
„Genau aus diesem Grund", murmelte ich leise und Sascha fing an zu kichern, während Rose zu Scorpius hinübereilte, um ihn ebenfalls in seiner liegenden Position hochzuraffen und in eine knochenbrechende Umarmung zu ziehen.
Meine Bemerkung ignorierte sie dabei gekonnt.
„Keine Sorge Rose, wir sind hier auch noch lange nicht fertig. Das war gerade mal das Aufwärmen", motiviert sprang unser Kapitän auf und ab, wie ein aufgeregtes Kind, was uns einen verwirrten Blick der gegnerischen Mannschaft einbrachte.
„Ach nö", jaulte Scorpius geschafft auf, der sich nach dem Erdrücken von Rose wieder kraftlos auf den Boden hat fallen lassen.
„Okay", brachte Rose langgezogen heraus, wobei ich mir nicht sicher war, ob sie Scorp oder unseren Anführer meinte, und schüttelte nochmals verwirrt den Kopf, ehe sie wieder ihr abwartendes Lächeln aufsetzte und den Kopf schief legte.

„Dann kommen wir einfach später wieder. Oder besser gesagt mein Team", sie zwinkerte uns scherzhaft zu, und boxte den bisher schweigenden Potter neben ihr gegen die Schulter, der wie in seiner eigenen Welt schien.
„Hey, ich bin der Kapitän, wenn überhaupt ist es mein Team", beschwerte er sich nun und schlug sachte zurück.
„Verdient hast du es trotzdem nicht", entgegnete sie nur gelassen und streckte ihm angeberisch die Zunge heraus, was ihn mit den Augen rollen ließ.
Mein Blick haftete dabei wie gebannt auf ihm, mir war gar nicht bewusst, dass ich ihn vermutlich wie eine Verrückte angestarrt hatte.
Doch ein schmerzhafter Schlag, der mir plötzlich durch den Fuß das Bein hinaufschoss, riss mich aus meiner kleinen Traumwelt und ein gequältes Jaulen entfuhr mir.
Scorpius, der sich seit meinem letzten prüfenden Blick nicht mehr von der Stelle bewegt hatte und nun wieder ganz still dalag, als würde er niemals auf die Idee kommen, jemanden gegen die Knöchel zu treten, schnalzte nun einmal mahnend mit der Zunge.
Nun war es an mir, die Augen zu verdrehen, und dabei immer noch auf einem Bein herumzuhüpfen.

„Hey Kathy, alles in...", erkundigte sich Rose, doch weiter kam sie nicht.
Wie es nicht anders hätte kommen können, hopste ich einen weiteren Schritt nach hinten, und stolperte dabei über die ausgestreckten Beine des faulen Malfoys. Der Boden wurde mir unter den Füßen weggerissen. Schon bereitete ich mich darauf vor, auf dem harten Grund aufzuschlagen, und kniff fest die Augen zusammen. Eine Sekunde verstrich, zwei, drei...
Langsam, ganz langsam, öffnete ich erst das eine, dann das andere Auge und realisierte, dass ich weiterhin in der Luft schwebte, als wäre die Zeit angehalten worden. Doch dann bemerkte ich die beiden Arme, die sich schützend um mich geschlungen hatten und nun wieder auf die Füße zogen. Erleichtert atmete ich die angehaltene Luft wieder aus und fuhr in Zeitlupe zu meinem Retter herum. Es war der Typ im Blümchenpyjama, äh, ich meine natürlich Hektor, der mir leicht zulächelte und dann einen Schritt zurücktrat.
„Danke Hektor", brachte ich immer noch leicht geschockt heraus, während hinter mir ein hämisches Lachen erklang.
„Kein Problem", erwiderte er nur.
„Sascha, das ist kein bisschen lustig!", rief ich etwas zu laut, sodass es über den halben Platz schallte, und mein Gesicht wurde von der einen Sekunde auf die andere unendlich heiß.
„Irgendwie schon", kicherte Rose, einschließlich der beiden Teams, die normalerweise nur einen feindlichen Blick füreinander übrig hatten.
Alle lachten, sogar ich, nachdem ich mich einigermaßen erholt hatte.
Alle, außer James. Sein Kiefer wirkte unnatürlich angespannt, seine braunen Augen mit den goldenen Sprenkeln waren zusammengekniffen. Seine ganze Körperhaltung war versteift, fast schien es so, als wäre er unendlich wütend.

„Wie auch immer, wir müssen weitermachen. Wir werden schließlich nicht vom Rumliegen besser", dabei wandten sich alle Augen zu Scorp, der sich grummelnd aufraffte und sich schleppend langsam an mir hochzog.
„Dir ist schon klar, dass ich kein Geländer bin, oder?"
„Ich glaube, du solltest später mal eins werden. Du hast unnatürliches Talent, dass sollte gefördert werden", murmelte der Jüngere schläfrig und legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab.
„Obwohl, als Stütze bist du auch ganz gut geeignet."
Wieder prusteten wir los, und wieder lachte James nicht mit uns. Seine Augen zuckte nur unruhig hin und her, wie die eines gestressten Tieres.

„Hey großer Chef, wann trainieren wir eigentlich?"
James schüttelte kurz den Kopf und wandte sich seinen Teamkollegen zu.
„Die Slytherins sind gerade hier, wir sollten sie ihr Training absolvieren lassen. Kommt, gehen wir", meinte er wieder, hatte aber anscheinend immer noch nicht ganz die Fassung zurückerlangt.
Doch auch unser Team schien diese gerade zu verlieren, ihre Münder standen sperrangelweit offen, als sie den maulenden Gryffindors nachblickten.
Nur Rose fuhr noch einmal herum, formte etwas mit ihren Lippen, was ich allerdings beim besten Willen nicht entziffern konnte, und fuhr wieder enthusiastisch herum.
„Was...ist gerade passiert?", die Stimme Benedicts stockte, weiterhin starrte er geradeaus.
„Die Gryffindors...lassen uns trainieren."
„Aber das ist sicher das letzte Mal vor einem Jahrzehnt passiert", hauchte Scorp und ich konnte mir ein ironisches Lachen nicht verkneifen.
„Jungs, so ein großes Weltwunder ist das jetzt auch nicht. Sie sind echt nicht übel und..."
„Kathy, du verstehst nicht! Quidditch steht bei den Gryffindors über allem."
„Na ja, vielleicht nicht über allem", grinste Sascha schelmisch und deutete mit seinem Zeigefinger gemächlich auf mich.

Rose POV

„Und?", fragte ich langgezogen und mit einem fetten Lächeln auf den Lippen an James gewandt, der wütend neben mir her stapfte.
„Was und?", fragte er und ich bildete mir ein, einen Hauch Verzweiflung aus seiner Stimme herauszuhören.
„Wieso hast du nicht wie immer eine Genehmigung vorgelegt und den anderen das Spielfeld genommen? Nicht, dass ich das nicht gut fände, ich bin begeistert", versicherte ich sofort und seufzte wohlig auf.
Ach James und Kathy, die beiden waren echt zum Verzweifeln! Höchste Zeit, dass ich den beiden einen kleinen Schubs in die richtige Richtung gab. Ich hatte mir das jetzt echt schon zu lange mitangesehen, nun war es Zeit zu handeln.
„Ich bin der Meinung, dass sie das Training dringender brauchen als wir, sonst wird es im Kampf ja langweilig", meinte er und ich merkte wie er versuchte, jegliche Form von Emotionen aus seiner Stimme zu verbannen.
„Ach so, natürlich", ironisch klopfte ich ihm auf die Schulter.
„Es hat sicher nichts mit der Tatsache zu tun, dass das Team erneuert wurde und du einer bestimmten Person darin nicht blöd kommen wolltest. Und die Tatsache, dass du unglaublich neidisch bist, selbstverständlich auch nicht."
„Ich und eifersüchtig? Das ich nicht lache", gab er trocken zurück, fuhr sich allerdings zum wiederholten Mal genervt durch die Haare.
Zu meinen weiteren Vorwürfen entgegnete er nichts.
Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf meine Lippen und ich beschloss, etwas mehr auf ihm rumzuhacken.
„Was hältst du eigentlich von Hektor?"
Ehrlich gesagt war ich verwundert und gleichzeitig verwirrt von mir selbst.
Was tat ich hier bloß?

Doch meine Worte zeigten die gewünschte Wirkung.
„Der ist ja mal extrem unsympathisch", begann er sofort sich über den anderen Jungen aufzuregen und ich lächelte einmal zufrieden in mich hinein.
„Eine falsche Schlange, meiner Meinung nach. Hast du mal seinen Blick gesehen? Gruselig", redete er sich langsam aber sicher in Rage.
„Und falsch noch dazu. Dieser Typ erinnert mich an Miriam, nur in männlich, die würden sich sicherlich großartig verstehen. Aber nein, stattdessen macht er sich an Kathy ran, obwohl...", er verstummte, und als er realisierte, was er da gerade indirekt zugegeben hatte, verfärbten sich seine Wangen in ein knalliges rot.
„...Obwohl sie etwas besseres verdient hätte", beendete er seinen Satz mit glühenden Wangen und wandte sich eilig ab.
„Interessant", erwiderte ich nur.
Wirklich, sehr interessant.

Das Pferdemädchen (Harry Potter, Next Generation ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt