Albus als Cinderella

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Das Feuer vor mir knisterte im Kamin und strahlte den Raum mit seiner Wärme an. Die Stimmung war entspannt, was auch daran liegen konnte, dass Scorp und ich uns ganz alleine im Gemeinschaftsraum befanden. Es war bereits spät und wir warteten schon seit gefühlten Stunden auf Albus, der immer noch nicht von dem Date mit Potter zurückgekehrt war. Langsam fing ich an mir Sorgen zu machen, war ihm vielleicht etwas passiert? Oder waren wir aufgeflogen?
Das und noch vieles anderes kreiste mir im Kopf herum, da ertönte das Klacken von Absätzen und keine Sekunde später öffnete sich der Eingang. Gespannt und erwartend lehnten wir uns nach vorne und Al tauchte in einem viel zu kleinem Outfit vor unseren Augen auf.

„Endlich bist du da, wir haben uns schon auf das Schlimmste vorbereitet", seufzte ich erleichtert und ließ mich wieder nach hinten fallen.
„Tut mir Leid, dass ich erst jetzt komme, aber ich musste noch was erledigen", entschuldigte er sich, doch ich winkte nur ab und er ließ sich neben uns fallen.
„Willst du dich nicht erst umziehen? Das sieht irgendwie sehr ungemütlich aus", gab Scorpius zu bedenken, woraufhin der Schwarzhaarige nickte und verschwand.
Nervös knibbelte ich an meiner Nagelhautentferner herum und wartete angespannt, was Al zu berichten hatte. Wahrscheinlich war überhaupt nichts spannendes passiert, aber es wer schon interessant zu wissen, was Albus in meinem Namen alles angestellt hatte.

Einige Minuten später, die mir wie Stunden vorkamen, waren wir wieder zu dritt auf dem Sofa, allesamt schweigend.
„Komm schon, spann uns nicht so auf die Folter. Was ist den jetzt noch mit dir und deinem Bruder passiert?", durchbrach ich nach einigen Sekunden die Stille, viel zu gespannt auf seine Antwort, als mich jetzt noch zusammenzureißen.
„Ist ja schon gut", lachte Al.
„Es war so..."
Und dann fing er an zu erzählen. Anscheinend hatte er, als ich getarnt, weiter im drei Besen gesessen und Butterbier getrunken, war dann noch beim Honigtopf und hatte dort tüchtig zugeschlagen, um dann wieder nach Hogwarts zurückzukehren. Da die beiden Geschwister die Kutschen zurück verpasst hatten, mussten sie den Rückweg laufen. Dabei hatte Al anscheinend nichts besseres zu tun gehabt, als Potter mit Schneebällen, Blättern und sonstigem Zeug, welches sich in seiner unmittelbaren Umgebung befand, abzuwerfen. Dann war anscheinend eine Art Schlacht entstanden, bei der Albus einen ordentlichen Sprint einlegen musste. Das hatte wiederum Potter verwundert, schließlich konnte ich davor nicht mal anständig drei Schritte laufen, und jetzt war ich schneller als er ohne die doofen Schuhe. Al hatte ihm dann erklärt, dass ich eben schnell lernte und er doch nur neidisch sei, dass ich so viel Talent hatte.

An dieser Stelle mussten wir alle herzlich lachen, was dann in einen kleinen Anfall meinerseits auslöste. Einmal angefangen konnte ich nicht mehr aufhören, so auch in dieser Situation. Hoffentlich hatten wir, insbesondere ich, niemanden aus seinem wohlverdienten Schlaf gerissen.
Nachdem ich mich einigermaßen erholt hatten, fuhr Albus fort:
„Jedenfalls sind wir dann wieder hier gewesen und ich hatte Hunger, weshalb wir in die Küche gegangen sind und uns da was kleines zum Naschen geholt haben. Ich muss zugeben, so übel war mein Bruder heute wirklich nicht. Aber vielleicht lag es ja auch an dir, Kathy", er wackelte anzüglich mit den Augenbrauen, worauf ich ihm nur lachend auf den Arm schlug.
Das glaubte er doch selber nicht.
„Und du hast den Trank auch jede Stunde genommen", erkundigte sich jetzt Scorpius.
„Klar, was denkst du denn? Aber als wir auf dem Rückweg waren, hat er nicht mehr gereicht, also hab ich mich schnell verabschiedet und bin geflüchtet. Den Rest wisst ihr ja."
„Das erinnert mich an diese Märchen, Cinderella, kennt ihr das?", die beiden schüttelten die Köpfe, woraufhin ich ihnen eine kurze Zusammenfassung der Geschichte erzählte.
„Dann bin ich eine Prinzessin!", stellte Al klar und ich musste wieder kichern.
„Wenn du meinst", gab Scorp schmunzelnd zurück.

Noch einige Zeit hockten wir vor dem wärmendem Kamin, ehe wir uns voneinander trennten und ich in meinen Schlafsaal verschwand. Es war lange nach der Ausgangssperre und so machte auch ich mich schnell fertig.
Nachdem ich das Bad gähnend verlassen hatte, schmiss ich mich aufs Bett und musterte die Decke. Doch sie war es nicht, die mich so faszinierte. Denn immer noch musste ich über Potters Freundlichkeit und das „Date" nachdenken. Es war seltsam, ihn kurz nicht als das größte Arschloch weltweit zu sehen, schon fast nett und hilfsbereit. Das war doch nicht der Potter, der Feind, den ich kannte. Wahrscheinlich machte ich mir einfach zu viele Gedanken, doch irgendetwas stimmte mit dem doch nicht. Und falls ich mit dieser Vermutung recht hatte, würden ich und die hotten Totten herausfinden, was faul war. Aber nicht mehr heute. Denn im Moment war ich viel zu müde, um noch einen klaren Gedanken zu fassen.

Das Pferdemädchen (Harry Potter, Next Generation ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt