Schon zu Hause, schon ein Brief

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Die Sonne wärmte mein Gesicht mit ihren warmen Strahlen und mein Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. Ja, so machten Ferien Spaß.
Nachdem ich meinen Vater begrüßt hatte, war ich sofort mit Charlie losgezogen.
Ganz in der Nähe unseres Gestüts lag ein kleiner See, der aus einer Quelle entsprang, und genau dieser war unser Ziel. Sofort hatten wir uns in das kühle Nass gestürzt und waren herumgetollt wie kleine Kinder. Es war einfach so schön, ihn endlich wiederzusehen, da war mir mein Verhalten auch herzlich egal. Außerdem beobachtete uns ja auch keiner, dementsprechend konnte sich auch niemand über uns wundern.

Nun, einige Stunden später, die mir wie wenige Minuten vorkamen, lagen wir zusammen auf einer Wiese und ließen uns von der Sonne trocknen. Die Stille war angenehm und beruhigend, und ich wünschte mir, dass dieser Moment niemals enden würde. Doch da hatte ich die Rechnung ohne meine Mutter gemacht. Diese hatte sich nämlich in Begleitung meines Vaters angeschlichen und fing an zu lachen, als sie uns beide erblickte.

Langsam öffnete ich meine Augen und musterte stirnrunzelnd die Beiden, die lächelnd auf uns herabblickten.
„Bitte lächeln!", rief meine Mutter, doch ehe ich auch nur im geringsten reagieren konnte, hatte sie schon auf den Auslöser der alten Kamera gedrückt.

Dabei verdrehte ich nur die Augen und schloss meine Lider wieder, versucht, einfach auf dem Bauch des Tieres neben mir einzuschlafen.
„Kathy, komm schon. Es ist gleich Zeit fürs Abendessen, das willst du doch nicht verpassen, oder?", hakte sie nach, woraufhin ich mich müde hochhievte.
Es brachte ja nichts, ich konnte hier nicht ewig liegen bleiben. Außerdem bemerkte ich erst jetzt das Grummeln meines Magens, höchste Zeit, ihn zu füllen.
„Okay", meinte ich und pfiff einmal kurz mit den Fingern.
Sofort rappelte sich das schwarze Pferd hoch und blickte mich neugierig an.
„Komm, lass uns gehen", erklärte ich ihm sanft und er versetzte sich in den Schritt.

Meine Eltern beobachteten das alles nur mit einem Lächeln und warfen sich einen verschwörerischen Blick zu, den ich nicht genau einordnen konnte.
Gemeinsam trotteten wir zurück zum Hof und ich begleitete Charlie noch zu seinem Auslauf. Dort angekommen versorgte ich ihn ausgiebig, ehe ich mich mit einer Umarmung verabschiedete und zurück ins Haus rannte.

Beim Essen fingen meine Eltern dann an, mich auszuquetschen wie eine Zitrone.
Sie wollten wissen, wie das Jahr lief, ob die Prüfungen schwer waren und wie es meinen Freunden so ging. Ich erzählte ihnen also, was ich alles Neues gelernt hatte, wobei sie die ganze Zeit fasziniert lauschten, dass die Proben ganz okay waren und dass ich jetzt immer etwas mit Rose, Scorp und Al unternahm.
„Wisst ihr, Albus Potter ist Roses Cousin und Scorpius Malfoy sein bester Freund. Wir verstehen uns einfach super, ein Wunder, dass wir uns noch nie davor angesprochen haben. Wir halten zusammen wie Pech und Schwefel, oft hängen wir auch noch mit Peeves ab", berichtete ich ihnen, während ich mein Essen in mich hinein schaufelte.
„Wer ist denn Peeves?", erkundigte sich meine Mutter begeistert und sah mich erwartend an.

„Ach, er ist so ein kleiner Geist, der schon ewig an unserer Schule ist. Er scheint zuerst ziemlich frech, ist aber eigentlich echt okay", brachte ich hervor und fokussierte mich weiter auf meinen Teller.
„Ein Geist?", hakte mein Vater nach und ich nickte zustimmend.
„Und...wie läuft es bei dir und deinem Freund so?"
Als meine Mutter dies aussprach, versteifte ich mich kurzzeitig.
War ja klar, dass sie dieses Thema noch auf den Tisch brachte. Jetzt würde sie sicher
gleich wieder anfangen zu erzählen, wie süß sie das ganze doch fand und verrückten Liebesscheiß reden. Echt nichts, was ich im Moment brauchte, aber es half ja nichts.

„Welcher Freund?", mein Vater richtete sich kerzengerade auf und musterte mich interessiert.
„Sie meint James", seufzte ich genervt und vergrub den Kopf in den Händen.
„Und wer ist dieser James?", bohrte er genauer nach.
„Na ihr Freund!", rief meine Mutter, bevor ich auch nur die Chance hatte, zu antworten.
„Ach, er ist wirklich ein gut aussehender Junge! Lad ihn und seine Familie doch mal zu uns ein, das wäre sicher lustig!"

Ja, sehr lustig...
Wahrscheinlich würden James und ich uns die ganze Zeit scherzhaft necken oder zanken, mein Vater würde den Potters die ganze Geschichte des Hofes erzählen und meine Mutter Al und seiner kleinen Schwester alte Kindheitsfotos von mir zeigen. Für mich ein absoluter Albtraum und eine leichte bis mittelmäßige Blamage. Nichts, was ich unter einem schönen Tag verstand.
„Mum, nein", meinte ich knapp und schüttelte dabei heftig den Kopf.

Nach einer kurzen Diskussion gab ich schließlich nach.
„Okay, aber ich werde ganz sicher nicht seine ganze Familie einladen. Er kann vielleicht alleine mal ganz, ganz kurz vorbeischauen. Aber es könnte auch sein, dass er keine Zeit hat!"
„Ach, das klingt doch auch schön", gab sie sich schlussendlich zufrieden und schenkte mir ein breites Lächeln.
„Oh, wie dumm, dass ich ihm nicht schreiben kann. Ich hab ja keine Eule", gespielt verwirrt schlug ich mir gegen die Stirn und lächelte sie schadenfroh an.
„Na was ein Glück, dass da gerade eine am Fenster sitzt", mischte sich jetzt mein Vater ein, der bisher nur schmunzelnd zugesehen hatte.
„Was?", riefen wir beide gleichzeitig aus, nur mit dem Unterschied, dass Mum fröhlich und ich entsetzt klang.
Denjenigen würde ich wohl oder übel verfluchen müssen.

„Los, hol sie schon rein!", spurtete meine Mutter mich an und ich ging kopfschüttelnd zum Fenster, um es zu öffnen.
Sofort kam eine kleine Eule hinein und ließ sich auf unserem Tisch nieder, nur, um sich über mein Essen herzumachen.
„Hey!", meinte ich leicht belustigt und fing an, ihr den Brief vom Bein zu lösen.
Meine Augen überflogen das Papier, das schon ziemlich zerknittert war.

Hey Kathy,
hier ist James! Albus will mir die ganze Zeit das Papier klauen und es ist echt nicht einfach, das hier zu... Kathy, was geht? Ach verdammt, James folgt mir doch jetzt nicht ernsthaft durchs ganze Haus, nur, um an dieses scheiß Papier zu kommen. Aber ich bin schneller...
So, ich habs wieder! Also, wie geht es dir? Ich weiß, es ist noch nicht lange her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben, aber ich dachte, dass... Hier ist wieder Al! Wieso kann man in diesem Haushalt nicht mal in Ruhe einen Brief schreiben? Ich seh schon, dass wir gleich etwas Anschiss bekommen, weil wir wie zwei Verrückte durchs Haus rennen und herumschreien. Ich finde, wir sollten uns in den Fer... James wieder am Apparat. Ach verdammt, das Papier ist schon total kaputt. Egal, also, hättest du Lust, dich... Hah, diesmal kriegt er mich nicht. Also, ich finde, wir sollten uns in den Ferien echt mal treffen, zusammen mit Rose und Scorp. Dann können wir eventuell... Ich muss mich kurzfassen. Also, hättest du Lust, dass wir uns mal treffen. Meine Eltern wollten natürlich sofort wissen, wer du bist und sind jetzt schon begeistert von dir, weil ich mich anscheinend so positiv verändert habe. Ich nehm das jetzt mal als Kompl... Okay, keine Ahnung, an wen der Brief geht, aber du musst ja ganz schön beliebt bei uns sein. Keine Ahnung wieso, aber ich mag dich jetzt schon. Ach verdammt, jetzt werde ich auch schon verfolgt. Was auch immer bisher passiert ist, ich muss jetzt Schluss machen, sonst werde ich noch zerfleischt.
Tschüss und viele Grüße von Lilly Luna Pott... Hier ist wieder Al, ich will jetzt auch noch zu Ende schreiben. Oh nein, da kommt meine Mutter, ich schick den Brief jetzt einfach ab, schreib mir zurück. Bye!

Mit hochgezogener Augenbraue musterte ich das demolierte Papier und musste leicht grinsen. Ja, das waren meine Freunde.
„Ich werd ihnen dann wohl mal zurückschreiben", teilte ich meinen Eltern mit und verzog mich, nachdem ich meinen Teller in die Spüle gestellt hatte, in mein Zimmer. Dort zückte ich sofort Pergament und Kugelschreiber und fing an, das Papier vollzukritzeln.

Das Pferdemädchen (Harry Potter, Next Generation ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt