James POV:Schon von weitem erblickte ich Albus und Scorpius, doch auch mit ihnen stimmte etwas nicht. Um das herauszufinden musste ich nicht mal mit ihnen reden, denn ihre Veränderung war kaum zu übersehen. Sie beide hatten sich mit Hörnern bestückte Helme auf den Kopf gesetzt, ihre Wangen in dunklen Rottönen angemalt und weiße T-Shirts mit einem auffälligen Print angezogen. Ich wusste ja schon immer, dass mein Bruder und sein Freund nicht mehr alle Tassen im Schrank hatten, aber das hätte ich nicht mal ihnen zugetraut.
Ein Schmunzeln schlich sich auf mein Gesicht und ich schüttelte den Kopf. Sowas konnte auch nur von Al und seinen Freunden kommen. Sofort schoss mir ein Bild von Rose, Albus, Scorp und Kathy durch den Kopf, wie sie alle verkleidet grimmig nach vorne starrten, und ich musste mir das Lachen verkneifen. Trotzdem entwich ein kaum hörbarer Laut meiner Kehle, doch anscheinend nicht leise genug für Al und Scorpius. Sie fuhren wie von der Tarantel gestochen herum und während mich mein Bruder mit einem offensichtlich abwertenden und ärgerlichen Blick anblickte, merkte man deutlich, wie sein blondhaariger Freund versuchte, seine Gefühle zu verstecken.
Was hatte ich jetzt schon wieder falsch gemacht? Irgendwas stimmte heute doch nicht.
Doch ehe ich noch weiter grübeln oder eine Begrüßung murmeln konnte, hatte mich Al schon heftig gepackt und druckte mich mit einer Kraft, die ich ihm niemals zugetraut hätte, gegen die Wand.
Okay, das kam jetzt unerwartet. Das schien sich auch in meinen Augen widerzuspiegeln, den
Albus Griff verstärkte sich kaum merklich.
„Du!", schrie er anstelle einer Begrüßung und ich hob fragend eine Augenbraue.
„Ich", bestätigte ich einfallslos, was seine Wut noch zu vergrößern schien.
„Wie kannst du es wagen?"
Nun verstand ich gar nichts mehr. Was um alles in der Welt hatte ich getan, dass mich alle so offensichtlich verabscheuten? Was war passiert, was ich nicht mitbekommen hatte? Oder war dann alles ein schlechter Scherz?Doch Albus wartete gar nicht, bis ich ihm seine Frage beantwortete. Stattdessen warf er mich einfach über seine Schulter und rannte los. Zuerst war ich zu perplex, um irgendetwas zu tun. Seit wann war mein Bruder bitte so stark? Und wieso trug er mich überhaupt durch die Gegend?
„Al, was wird das?", erkundigte ich mich möglichst gelassen in Anbetracht dessen, dass ich keine Ahnung hatte, was das hier sollte.
„Nenn mich nicht Al, das dürfen nur meine Freunde", fauchte er angsteinflößend, doch ich hob nur eine Augenbraue.
„Albus, lass mich sofort runter", verlangte ich, jetzt auch etwas wütend.
„Niemals!"
„Wenn du mich nicht sofort absetzt, dann setz es hier aber gewaltig was!"
„Oh, da hab ich jetzt aber Angst", meinte mein Bruder mit tonnenweise Ironie in der Stimme.
„Was passiert denn sonst? Gehst du zu Mommy und Daddy petzen?", fragte er in Kleinkindersprache und spätestens da wurde es mir zu bunt.
„Mit einem Griff hatte ich mich von Albus losgerissen und ihn zu Boden gedrückt.
„Was ist denn heute nur mit euch allen los?", schrie ich endlich die Frage aus, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge lag.
„Irgendwie scheint es so, als würden alle etwas wissen, was mir keiner sagen möchte. Fred ist auch einfach abgehauen und hat wirres Zeug geredet, von dem ich allerdings kein einziges Wort verstanden habe. Auch Kathy und Rose habe ich heute noch nicht gesehen, und langsam mache ich mir echt Sorgen", empörte ich mich weiter und merkte, wie gut es eigentlich tat, sich das alles von der Seele zu reden.
Albus allerdings lachte nur einmal kurz rau auf und musterte mich überlegen.
„Und was ist mit dir. Du bist vom netten, lustigen und nervigen Bruder über Nacht zum aggressiven Vollidioten geworden, der gar nicht mehr an den Jungen von früher erinnert.
Wieder hallte ein Lachen durch die Gänge, welches sich zu einem hämischen Kichern entwickelte.
Doch es stoppte genauso schnell, wie es gekommen war.
„Weißt du, James, ich habe mich nicht verändert. Aber wenn es um meine Freunde geht, ist der Spaß vorbei. Du hast dir die falsche ausgesucht. Du hättest alle verletzten können, und du hättest nur ein Kopfschütteln kassiert. Aber nein, du musstest dir ja unbedingt Kathy heraussuchen. Eine meiner besten Freunde. Als du mir gesagt hast, dass du sie ehrlich liebst, hab ich Dummkopf dir auch noch geglaubt. Wie konnte ich nur so dumm sein?", seine Augen verhängten sich zu Schlitzen, während er versuchte, sich zu befreien, vergeblich.
Ich wollte Antworten haben, und zwar jetzt. Ich konnte nicht allen hinterherlaufen, um dann doch nichts zu erfahren. Und Albus würde mir sagen, was hier los war, früher oder später. Ich entdeckte eine neue Seite von mir, die ich gar nicht kannte, doch der Gedanke, Kathy sei etwas zugestoßen, ließ mich blindlings handeln.
„Was ist mit Kathy?", bohrte ich sofort besorgt nach, und Albus Gesicht verdunkelte sich.
„Das hat dich jawohl mal gar nichts zu interessieren", schnaubte er wütend und ich runzelte die Stirn.
„Albus, sie ist meine Freundin, ich will doch nur wissen, ob es ihr gut..."
Doch bevor ich meinen Satz beenden konnte, brach mein Bruder in schallendes Gelächter aus.
Er kringelte sich vor Lachen am Boden und ich stand langsam auf und betrachtete das Schauspiel. Was war denn jetzt so wichtig.
„Sie ist deine Freundin, der war gut", brachte er hervor und in meinem Gehirn begann es zu rattern.
„Verwechselst du sie da nicht mit deiner neuen Tusse? Wie heißt sie noch gleich? Miri? Miriam? Ja, richtig, Miriam heißt deine Neue. Kathy hat auch echt etwas Besseres verdient. Vielleicht den Kapitän unserer Hausmannschaft."
Ich kannte Miriam. Früher war sie mir immer hinterhergelaufen, war anhänglich wie eine Klette und lauerte Kathy und mir sogar bei unserem ersten Date auf.
„Was soll das denn jetzt wieder bedeuten? Du weißt, dass Kathy und ich zusammen sind", erklärte ich langsam und mit brüchiger Stimme.
Es stimmte doch nicht, was er da sagte, oder? Er wollte mich veräppeln, mir einen Schreck einjagen. Ich konnte Kathy nicht verloren haben. Nicht so plötzlich, wobei ich doch gar nichts getan hatte.
„Nein. Ihr seid zusammen gewesen. Find dich damit ab."
Mit diesem Satz riss er mich um, doch ich merkte nichts davon. Ich war wie in Trance. Ich nahm nichts um mich herum wahr. Es war mir egal. Denn wenn das stimmte, was mein Bruder da von sich gab, war mein Leben nicht mehr das, was es davor war.Kathy POV:
„Und, was willst du heute noch so machen?", hakte meine Freundin nach, doch ich zuckte nur mit den Schultern.
Es war mir egal. Solange wir James nicht begegnen würden, ist alles okay. Im Moment ging es mir gut, doch schon, wenn ich sein Gesicht vor Augen hatte, erschienen wieder Bilder vor meinem inneren Auge und ein Schmerz durchfuhr meinen ganzen Körper. Sofort verbannte ich ihn wieder aus meinen Gedanken und wandte mich Rose zu.
„Entscheide du", meinte ich und strich mir eine nervige Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Wie wäre es, wenn wir mal wieder einen richtig schönen Mädelsabend machen?", schlug sie vor und ich nickte gleichgültig.
Eigentlich hasste ich solchen Schnickschnack, doch im Moment hätte ich sogar einem zehnstündigen Dokumentarfilm über Veränderung des Zeichnens der verschiedenen Jahrhunderte freudig gelauscht, etwas, woran ich normalerweise so gar nicht interessiert war.
„Wirklich? Ich freu mich so", Rose hüpfte freudig auf und ab und zog mich in eine schnelle Umarmung, was ich maulend über mich ergehen ließ.
„Und da ich schon gehofft hatte, dass du ja sagst, hab ich bereits alles dabei", grinste sie scheinheilig und ich boxte sie kurz in die Schulter.
„Wir gehen in deinen Gemeinschaftsraum, ich will nicht wissen, wen wir bei mir alles treffen", erklärte sie und ich stimmte sofort mit einem heftigen Nicken zu.
Es gab nämlich eine ganz bestimmte Person, die ebenfalls nach Gryffindor ging und ich unter keinen Umständen treffen wollte.
„Nennen wir ihn einfach der, dessen Namen nicht genannt werden darf", schlug ich vor und Rose entfuhr ein Kichern.
„Voldemort 2.0 oder wie?", brachte sie heraus und ich stimmte mit ein.Schnell rannten wir die Treppen hinunter und bogen immer noch lachend um die Ecke in Richtung des Gemeinschaftsraums der Slytherins.
Doch uns erwartete nicht wie erwartet ein leerer Gang. Auf dem Boden lagen zwei Gestalten, und obwohl ich es hätte merken müssen, bemerkte ich erst nach einigen Minuten, dass es sich um Albus und Voldemort 2.0 handelte.
Einige Sekunden starrten wir nur auf das Szenario, was sich uns bot. Sie redeten etwas, doch ich konnte die Wörter beim besten Willen nicht entziffern. Erinnerungen durchfuhren mich, ich war wie in Trance.
‚Reiß dich zusammen Kathy, du benimmst dich wie ein kleines Mädchen!', rief ich mich selbst zurecht und schüttelte den Kopf.
Auch Rose kam wieder zu sich und eilte zu den beiden Jungs, um sie auseinander zu zerren.
„Al, komm mit, wir haben besseres zu tun. Scorp, du kommst auch mit!", befahl sie den Jungs und wandte sich an Scorp, der gerade um die Ecke bog.
Al rappelte sich eilig auf und strich seine Kleidung glatt, während sein Bruder auf dem Boden liegen blieb. Erst nach einigen Sekunden tat der Potter es dem anderen nach und strich sich die zerzausten Haare aus dem Gesicht. Irgendwie süß. Okay, Kathy, halt mal die Luft an!
Sein Gesichtsausdruck wirkte leer, doch als seine braunen Augen mich erblickten, leuchteten sie kurz auf. Nun hieß es die Flucht ergreifen.
„Kathy", ertönte es hinter mir und ich drehte mich langsam um.
„Was?", fragte ich schroff, doch gleichzeitig tat es mir im Herzen weh, so mit ihm umzugehen.
„Können wir kurz reden?"
„Nein", fasste ich es kurz und wirbelte wieder herum.
„Lasst uns gehen", sprach ich zu meinen Freunden und rauschte an Potter vorbei.
Albus rempelte seinen Bruder noch mit der Schulter an und folgte mir sofort, hinter ihm Scorp und Rose. Ich sah nur noch diese schönen braunen Augen, die mir so vertraut wie fremd waren und die ich so liebte.
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Das Pferdemädchen (Harry Potter, Next Generation ff)
FanfictionKathy ist eine ganz normale Hexe, die ihr vorletztes Jahr in Hogwarts macht. Wenn da nicht der Cousin ihrer besten Freundin, James Sirius Potter wäre. Der hat es sich anscheinend zur Lebensaufgabe gemacht, Kathy so oft es ging mit ihrer Liebe zu Pf...