Als ich die Augen aufschlug, hatte ich sofort ein gutes Gefühl. Heute würde ein guter Tag werden, denn heute würde ich nach Hause fahren und ihn wiedersehen. Ihn, das war mein bester Freund. Mit ihm konnte ich über alles reden, Spaß haben und etwas unternehmen. Und er war kein Mensch, nein, er war ein Pferd. Manche würden mich dafür wohl auslachen und darüber lästern, dass das ein Tier war und kein Verbündeter. Doch für mich war er das.
Meine Eltern besitzen ein großes Gestüt mitten in einem Park, der früher auch mal einen Wald beinhaltet hat. Dort kann man reiten lernen und seine eigenen Pferde unterstellen. Auch werden oft Ferienkurse angeboten, die ich persönlich aber nicht so gerne mag. Immer waren so viele laute Menschen da, das nervte mich meistens einfach nur.
Jedenfalls hatte ich mich damals weder für Pferde, noch für die Arbeit meiner Eltern interessiert. Bis er kam. Seine Mutter ist bei der Geburt gestorben, und er war ziemlich schwach. Die Ärzte glaubten, auch er würde es nicht schaffen. Ich war damals ganz verzaubert von dem kleinen schwarzen Wesen, das mich aus treuen Augen anblickte, und als ich das hörte, brach es mir das Herz. Also beschloss ich, mich um ihn zu kümmern. Was ich auch tat. Tag und Nacht saß ich bei ihm, sprach ermunternde Worte und gab ihm stündlich die Milch, die meine Eltern mir empfohlen hatten.
Und er starb nicht. Nein, er wuchs und wuchs und wurde immer stärker und gesunder. Ich hatte nie mit Puppen gespielt, wie andere damals in meinem Alter, sondern war draußen mit ihm. Meine Eltern übergaben mir die komplette Verantwortung an meinem fünften Geburtstag. Damals kannten wir uns schon ein Jahr und ich war überglücklich. Zwei Jahre später fing ich an auf ihm zu reiten. Davor hatte ich einige Reitstunden, war aber von der Technik der anderen nicht wirklich überzeugt. Sie schlugen die Pferde mit Gerten und langen Peitschen, das wollte ich nicht machen. Und so entwickelte ich meine eigene Art, nur mit einem kleinen Stöckchen. Aber ich benutzte es nicht zum peitschen, es zeigte in die Richtung, in die es gehen sollte. Ebenfalls baute ich Sachen wie Körpersprache, Sitzposition und Laute ein. Wir bauten immer weiter eine Bindung auf. Als ich eines Tages sah, wie ein Pferd flüchten wollte, hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich wollte ihn nicht festhalten, also holte ich ihn von seiner Weide und machte den Strick ab. Aber er rannte nicht weg, er blieb neben mir stehen und musterte mich interessiert.
Ab dem Tag an gingen wir immer öfter raus, gingen ohne Leine spazieren, ohne Sattel reiten. Meine Eltern waren anfangs nicht sonderlich begeistert, aber als sie sahen, wie glücklich ich war, ließen sie uns in Ruhe.
Als der Brief kam, wusste ich nicht, was ich tun sollte. Aber schließlich ging ich nach Hogwarts und kam, so oft es ging, nach Hause. So wie auch heute. Denn heute würden die Ferien beginnen, endlich. Ich mochte den Unterricht in Hogwarts ja, aber die anderen Leute hier waren nicht so meine Welt.
Schnell sprang ich aus dem Bett und machte Katzenwäsche, putzte mir die Zähne kurz und zog mir einen viel zu großen Pulli in Kombination mit einer schwarzen Jeans an. Fertig. Schminken tat ich mich nicht, da ich erstens eher der natürliche Typ war und es zweitens auch nicht wirklich nötig hatte. Ich hatte mittellange braune Haare, die ich meistens offen über meine Schultern fallen ließ, ungewöhnlich dunkelbraune, schon fast schwarze Augen, leicht gebräunte Haut, eine kleine Stupsnase und volle Lippen.
Meine Tasche stand schon gepackt neben meinem Bett und ich stopfte noch schnell meinen Schlafanzug hinein. Auch wenn der Zug erst heute Nachmittag abfahren würde, wollte ich das nicht in letzter Minute machen müssen. Schnell rannte ich aus dem Schlafsaal, durch den Gemeinschaftsraum, entlang der vielen Gänge und schließlich die Treppe rauf. Dort erwartete mich schon Rose und wir machten uns auf den Weg in die große Halle. Wie immer setzten wir uns an den gleichen Tisch, was uns ein paar merkwürdige Blicke einbrachte, die wir aber gekonnt ignorierten. Wir unterhielten uns noch weiter, bis plötzlich ein lautes krächzen ertönte.
„Juhu, es gibt Post!", meinte Rose enthusiastisch.
Mir war das egal, ich würde keinen Brief bekommen, schließlich fuhren wir heute nach Hause. Da war das für mich nicht sehr wahrscheinlich, noch einen Brief zu bekommen.Päckchen und Briefe landeten vor den Schülern und ich musste wie immer ein kleines bisschen lächeln. Die magische Welt war schon toll. Und sehr einfallsreich.
Eine kleine, braune Eule hatte vor meiner Freundin gelandet und übergab ihr stolz einen Brief. Rose lächelte sie warmherzig an, ehe sie den Brief öffnete und ihn laut vorlas:
„Liebe Rose, wir freuen uns schon so, dich endlich wieder zu sehen. Wie du dir wahrscheinlich schon gedacht hast, wird wie jedes Jahr wieder ein Familienfest gefeiert. Vielleicht willst du ja ebenfalls mal jemanden mitbringen, James macht das doch auch. Jedenfalls wird es dieses Jahr in dem Park stattfinden, in dem ich früher so gerne mit meinen Eltern war...."
Von da an schaltete ich ab. Ich weiß, Rose würde mich wieder versuchen zu überreden, und ich würde wie jedes mal nein sagen. So gerne ich meine Freundin auch mochte, aber so viel Zeit mit James und seinen Freunden zu verbringen, nein, darauf hatte ich wirklich keine Lust.
„Hey Kathy, du könntest doch mitkommen", meinte sie da auch schon.
„Niemals!", antwortete ich sofort und schüttelte energisch den Kopf.
„Aber warum den nicht?", fragte sie.
„Potter", knurrte ich nur.
„Ich versteh schon, ich werd's nicht schaffen, dich zu überreden."
„Absolut korrekt", pflichtete ich ihr bei.
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Das Pferdemädchen (Harry Potter, Next Generation ff)
FanficKathy ist eine ganz normale Hexe, die ihr vorletztes Jahr in Hogwarts macht. Wenn da nicht der Cousin ihrer besten Freundin, James Sirius Potter wäre. Der hat es sich anscheinend zur Lebensaufgabe gemacht, Kathy so oft es ging mit ihrer Liebe zu Pf...