„Äh Kathy, bei dir ist alles gut, oder?", erkundigte sich meine Freundin am nächsten Tag und ich nickte zustimmend.
„Was soll schon sein?", fragte ich nach und sie fing an, mich von oben bis unten zu mustern.
„Naja, du sitzt hier komplett in schwarz, sogar mit Mütze, Handschuhen und Schal, hast deine Haare in die Mütze gestopft und trägst diese komische Brille", zählte sie auf und ich stoppte sie mit einer Handbewegung.
„Nicht so laut, ich bin Undercover unterwegs", flüsterte ich leise und jetzt schien sie mich für komplett verrückt zu halten.Gerade befanden wir uns mal wieder am Tisch der Slytherins, doch diesmal ohne Albus und Scorp. Die lagen gerade bestimmt in ihren Betten und schliefen seelenruhig.
Ich hatte allerdings darauf bestanden, so früh wie nur irgend möglich zu frühstücken, damit ich noch abhauen konnte, bevor Potter hier aufkreuzte.„Du bist bitte was?", wollte Rose wissen und zog dabei beide Augenbrauen hoch.
„Undercover. Anonym. Unentdeckt. Such ihr eins von diesen Wörtern aus, oder finde ein Synonym für geheim", meinte ich mampfend und stopfte weiter Müsli in mich rein.
„Und seid wann trägst du eine Brille?"
„Tu ich nicht, da ist Fensterglas drinnen", erklärte ich ihr, was sie vollends verwirrt aussehen ließ.
„Okay Kathy, was ist passiert? Du bist seid gestern Abend irgendwie komisch", stellte sie fest und sah mich dabei fachmännisch an.
„Mir gehts super, was soll sein?", lachte ich nervös, doch ihr Blick änderte sich kein bisschen.
„Ach komm schon, ich wollte nur mal einen neuen Kleidungsstiel ausprobieren, das ist alles", beruhigte ich sie, allerdings wirkte sie immer noch leicht misstrauisch.
„Aber du würdest mir doch sagen, wenn was wäre, oder?"
„Ich sag's dir später, aber jetzt muss ich erstmal was essen", stimmte ich schließlich zu.„Das ist jetzt deine fünfte Schüssel Müsli", erklärte mir Rose vorsichtig.
„Was, erst? Dann kann ich ja mindestens noch sechs essen", meinte ich schulterzuckend, doch plötzlich wurde die Tür aufgestoßen und Potter trat, gefolgt von seiner Clique, in den Raum.
Einige Sekunden blieb mein Blick an ihm hängen, und ich erinnerte mich an den Kuss. Es war, als würde ein Feuerwerk in mir explodieren und ich fühlte mich frei. Und er roch so gut und...
Kathy, was machst du da? Er ist ein Idiot, und das wird er auch immer sein. Außerdem war ich auch nur eine von vielen, und ich wollte Potter auf gar keinen Fall anhimmeln oder sabbernd zuschauen, wie er mal wieder eine neue Freundin hatte. Schon der Gedanke schmerzte mir, aber ich verdrängte das Gefühl schnell wieder.„Kathy! Hallo?", riss mich Rose aus meinen Gedanken und schnipste wie eine Irre vor meinem Gesicht herum.
„Äh...hi? Weißt du was, mir ist jetzt doch ganz schön schlecht. Wie wäre es, wenn wir hier verschwinden und was anderes machen?", schlug ich vor, wartete ihre Antwort aber gar nicht erst ab und zog sie mit mir aus der Halle.„So, und jetzt raus mit der Sprache. Was ist passiert?", bohrte sie fünf Minuten später nach, als wir zusammen in einem winzigen Abstellraum saßen.
Ich beschloss, sie nicht länger auf die Folter zu spannen. Schließlich war sie meine beste Freundin, da konnte ich ihr so etwas schlimmes doch nicht verheimlichen.
„JameshatmichgesternAbendgeküsst", ließ ich die Bombe, zugegebenermaßen recht schnell, platzen.
„Okay, und jetzt nochmal in langsam."
„James hat mich geküsst. Und ich hab ihn nicht weggestoßen und eine runtergehauen, sondern hab es erwidert", zum Ende hin wurde ich immer leiser, weil es mir so peinlich war.
„Du hast bitte was? Ich hätte erwartet, dass du ihm bei sowas eine runterhauen würdest!"
„Ja, und die Gelegenheit wäre auch echt günstig gewesen."
Schließlich hätte mich niemand zurückhalten können, weder Rose noch sonst irgendwer.
„Aber das ist doch...schön?", fragte Rose vielmehr und ich vergrub den Kopf in den Händen.
„Nein, eben nicht! Rose, ich bin nur eine von sehr, sehr vielen. Und er ist mir auch egal."
„Du lügst", entarte sie mich gnadenlos und ich hätte mich selbst ohrfeigen können.
„Aber jetzt mal zu deiner ersten Sorge. Wenn James dir wehtut, dann sieht es nicht gut für ihn aus", versprach sie mir, und ein kleines Lächeln schlich auf mein Gesicht.Wir hockten noch einige Zeit in dem Versteck und quatschten über dies und das, nur nicht über meinen Kuss mit Potter. Ich hatte es nach kurzer Diskussion zum Tabuthema erklärt, was Rose seufzend hingenommen hatte. Man sah ihr deutlich an, dass sie am liebsten noch mehr erfahren werde, doch sie hielt sich zurück. Das war eine der vielen Eigenschaften, die ich so sehr an ihr schätzte. Sie akzeptierte die Bitten und Meinungen anderer, so auch jetzt.
Als wir uns schließlich wieder auf den Weg machten, war es schon etwas später und die Schüler waren alle in der großen Halle. Naja, jedenfalls Glaubte ich das. Doch schon, als ich um die nächste Ecke bog, sah ich Potter, der mich anscheinend, trotz meiner super Verkleidung, sofort erkannte.
„Kathy, warte Mal!", rief er zu meinem Missfallen noch und ich trat die Flucht an. Ich wollte und konnte nicht mit ihm reden, noch nicht. Und am liebsten auch nie wieder. Ob ich es schaffen konnte, mich vor ihm noch meine gesamte Schulzeit vor ihm zu verstecken? Vermutlich nicht, ich hatte ja schon heute Probleme.Leider nahm er die Verfolgung auf, und so sprintete ich Richtung Bibliothek. Der vertraute Duft von Büchern schlug mir entgegen, als ich die Tür öffnete und unauffällig in meine Ecke verschwand. Hinter dem Stuhl fand ich ein ziemlich schlechtes Versteck, aber was soll man machen.
„Kathy? Wo bist du? Bitte, ich muss mit dir sprechen!"
‚Ich aber nicht mit dir', fügte ich in Gedanken hinzu und hätte fast schon gelacht, konnte es aber noch rechtzeitig unterdrücken.
„Falls du es dir anders überlegst, komm einfach zu mir."
Kurz herrschte Schweigen, ehe er anfügte:
„Und du kannst dich auch nicht ewig vor mir verstecken, glaub mir. Ich bin einfach unwiderstehlich."
Ich konnte mir sein Grinsen bei diesem dermaßen schlechten Witz regelrecht vorstellen und hätte am liebsten Würglaute gemacht, ließ es dann aber doch sein.Minuten später war ich mir endlich vollkommen sicher, dass er nicht mehr da war und plumpste erschöpft in den Sessel.
„Hallo Kathy, wie geht es dir denn? Nicht so gut, wie dein Gesicht verlauten lässt. Freust du dich etwa nicht über den Erfolg eures neuen Streiches?"
Erst wollte ich ganz normal antworten, doch dann fiel mir ein Detail auf. Ein gar nicht mal so unbedeutendes.
Hatte er gerade ‚unseres neuen Streiches' gesagt?
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Das Pferdemädchen (Harry Potter, Next Generation ff)
FanfictionKathy ist eine ganz normale Hexe, die ihr vorletztes Jahr in Hogwarts macht. Wenn da nicht der Cousin ihrer besten Freundin, James Sirius Potter wäre. Der hat es sich anscheinend zur Lebensaufgabe gemacht, Kathy so oft es ging mit ihrer Liebe zu Pf...