Lesenacht-Teil 1

537 33 5
                                    


„Okay, wir brauchen einen neuen Streich", stellte ich fest, als wir uns alle mal wieder in der kleinen Kammer versammelt hatten und die anderen nickten betrübt.
„Ich habe aber keine Idee", jammerte Albus und wieder stimmten alle zu.
Alle, außer ich.
„Was für ein Glück, dass ihr mich habt. Ich habe nämlich schon eine grobe Idee, die wir nur noch gemeinsam ausbauen müssen", erklärte ich ihnen und ihre Gesichter hellten sich auf.
„Und zwar dachte ich, dass man den Ball doch etwas puschen könnte. Und zwar..."
„Kathy, wehe, du ruinierst den Ball", ermahnte mich Rose und ich hob beschwichtigend die Hände.
„Und ist das Fest nicht schon heute? Um genau zu sein, in sechs Stunden?", erkundigte sich Scorpius stirnrunzelnd.
„Hatte ich nicht vor, keine Sorge. Und was deine Sorge betrifft, Scorp, es ist jetzt nichts großes. Außerdem sind sechs Stunden eine verdammt lange Zeit, das wird schon hinhauen."
„Okay, was hast du vor", fragte jetzt Peeves und ich weite sie in meinen Plan ein.

„Das ist genial!", schrie Al leise, soweit das überhaupt möglich war, und ich nickte bescheiden.
„Weiß ich doch", meinte ich dann aber doch hochmütig und Rose musste leise kichern.
„Aber ich hab noch so ein kleines Problem", nervös knibbelte ich an meiner Nagelhautentferner herum und wich Rose verwirrten Blicken aus.
„Ich kann immer noch nicht tanzen", teilte ich ihnen dann aber doch mit und Rose zog die Luft geschockt ein, als wäre es das schlimmste der Welt.
Mir war es ehrlich gesagt ziemlich egal, doch meiner Freundin war dieser Abend sehr viel Wert und ich wollte keinesfalls Ärger mit ihr, nur wegen so einem bescheuertem Ball.
„Das ist zwar relativ knapp, aber das schaffen wir schon", meinte sie dann optimistisch und zog mich auf die Beine.
„Dann üben wir eben. Jetzt."

„Autsch", Rose verzog das Gesicht und ich sprang sofort von ihrem Fuß, den ich schon wieder knapp erwischt hatte.
„Sorry", entschuldigte ich mich zum tausenden Mal, und sie winkte schmerzverzerrt ab, worüber Al, Peeves und Scorp nur lachen konnten.
„Kathy, du hast gar kein Talent", sprach Al das offensichtliche aus und ich musste ihm leider zustimmen.
Ich konnte mir zwar die Schritte einigermaßen merken, sie aber nicht richtig umsetzten. Es sah weder elegant, noch in irgendeiner Weise harmonisch oder spaßig aus, so Scorpius. Der Poltergeist unter uns hatte natürlich nichts besseres zu tun, als sich über mich lustig zu machen und mit den beiden Jungs zu lachen. Sie konnten natürlich alle perfekt tanzen, sogar Peeves meinte, dass er es einbahnfrei beherrschte, was ich ihm allerdings nicht so ganz abkaufte.
„Wir machen weiter", gab Rose verbissen bekannt und ich sank erschöpft und genervt an der Wand herunter.
„Wir haben nur noch vier Stunden Zeit und müssen noch den Streich vorbereiten", teilte ich ihr mit und ihre Augen weiteten sich.
„Nur noch vier Stunden?", echote sie aus und ich nickte.
„Aber dann haben wir doch fast keine Zeit mehr, uns fertig zu machen!"
„Dafür brauchen wir doch höchstens zehn Minuten", schätzte ich, doch sie schüttelte energisch den Kopf.
„Wir haben vielleicht noch eine Stunde, bis wir uns umziehen müssen! Schnell, wir machen jetzt schnell den Streich, dann schaffen wir es hoffentlich noch rechtzeitig!"
Diesmal packte sie uns alle gleichzeitig und zog uns mit sich, um alles schnell aufzutreiben.

——————————

„Kathy, mach mir bitte mal den Reisverschluss zu", bat mich meine Freundin und ich kam ihrer Aufforderung genervt nach.
Ich saß jetzt schon eine geschlagene Stunde in ihrem Schlafsaal und das einzigste, was wir geschafft hatten war, unsere Kleider samt Schuhe anzuziehen. Besser gesagt Rose, denn ich lag noch immer im Pulli und Jeans auf ihrem Bett und starrte auf die Decke. Wir hatten noch zwei Stunden Zeit, wieso also die Eile?
„Jetzt mach dich auch mal fertig, wir haben nicht mehr viel Zeit!"
„Rose, hast du mal auf die Uhr gesehen? Wir haben noch eine Ewigkeit."
Darauf schüttelte sie allerdings nur den Kopf und ich seufzte auf.

Nach einer weiteren halben Stunde schaffte sie es dann doch, mich dazu zu überreden, dass Kleid anzuziehen, was schätzungsweise drei Minuten dauerte. Laut meiner Meinung war ich nun fertig, doch ich hatte die Rechnung ohne Rose gemacht.
„So, jetzt schminken wir dich noch etwas und machen deine Haare. Dann können wir Schuhe aussuchen und..."
Was hatte sie bitte noch alles mit mir vor? Doch da ich keine Lust auf eine weitere Diskussion hatte, ließ ich sie einfach machen und wäre fast eingeschlafen, da rief sie:
„Ta da! Und fertig!"
Träge öffnete ich meine bis dahin geschlossenen Augen und blickte ohne große Erwartungen in den Spiegel vor mir. Doch plötzlich stockte mir der Atem. Vor mir war nicht mehr die übliche Kathy, der ihr Aussehen total egal war. Rose Künste hatten mich verändert. Jedenfalls äußerlich. Zu einem schöneren Menschen. Und auch, wenn ich es nie laut zugeben würde, es gefiel mir.
„Tja, du kannst mir später danken. Ich such jetzt Schuhe für uns beide aus und dann können wir auch schon los."
„Hab ich doch gesagt, dass wir nicht lange brauchen", belehrte ich sie, doch meine beste Freundin grinste nur.
„Dir ist schon klar, dass wir nur noch eine Stunde Zeit haben, oder?"
Genervt schüttelte ich den Kopf.
„Rose, um meine Schuhe anzuziehen, brauch ich vielleicht eine Minute. Was hast du bitte für Pläne? Hast du etwa verlernt, Schuhe zu binden?"
„Wieso binden?", wollte sie wissen, was mich verwirrte.
In was wollte sie denn zum Ball, in High Heels? Ganz sicher nicht.

Langsam schlüpfte ich in meine Turnschuhe und betete, dass meine Freundin es nicht merkte. Doch natürlich fuhr sie genau in dem Moment, indem ich leise meinen zweiten Schnürsenkel band, herum und ich stockte mitten in der Bewegung.
„Nein, Kathy, du ziehst ganz sicher nicht diese Schuhe an", meinte sie ruhig, zu ruhig.
„Und wieso?"
„Weil das nicht typisch ist. Zieh gefälligst die hier an", beendete sie ihre Predigt und warf mir ein Paar Ballerinas zu. Wenigstens keine Absatzschuhe.

Um eine Streit mit ihr zu vermeiden, schlüpfte ich protestlos in die Schuhe und stand auf.
„Wieso brauchen wir bitte so viel Zeit, wir haben jetzt noch eine Dreiviertel Stunde."
„Ja, aber ich muss noch meine Frisur fertigmachen und mich schminken", erklärte sie mir und ich fragte mich, was sie in den vorherigen Stunden getan hatte. Man kann ein Kleid doch nicht in zwei Stunden anziehen, oder doch?

Dann, eine halbe Stunde später, hatte sie ihr Meisterwerk endlich beendet. Das Ergebnis konnte sich blicken lassen. Ihre Augen schienen regelrecht zu strahlen und man konnte die Vorfreude in ihnen erkennen. Schon dieser Anblick machte mich glücklich und ich beschloss, ihr den Abend unter keinen Umständen zu verderben. Egal, wie viel Anstrengung es mich kosten würde.

Das Pferdemädchen (Harry Potter, Next Generation ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt