Glück gehabt, Potter!

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„Na, wen haben wir den da?", hörte ich James Sirius Potter durch die Gänge von Hogwarts rufen und seine  Freunde, die Trollen zum Verwechseln ähnlich schienen, fingen schallend an zu lachen.
„Ist das nicht unser Pferdemädchen?"
Wieder ertönte Gelächter und ich biss mir auf die Lippe. Wenn ich jetzt wütend werden würde, würde sich auch nichts ändern, außer, dass sich alle noch mehr amüsieren würden.
„Keine Sorge, du siehst deinen hässlichen Gaul ja bald wieder."
Das war zu viel. Blitzschnell fuhr ich herum und holte mit der Faust aus.
„Kathy, nicht!", schrie mir eine bekannte Stimme hinter mir zu.
„Glück gehabt, Potter", knurrte ich und wandte mich zum Ursprung der Stimme um. Da stand meine beste und einzige Freundin, Rose Weasley. Schnell lief ich auf sie zu und wir schlenderten in Richtung Innenhof.

„Was hat er dieses Mal schon wieder gesagt?", seufzte meine Freundin.
„Er hat ihn wieder beleidigt, und mich noch dazu!", regte ich mich auf.
Wieder seufzte sie.
„Du musst ihn ignorieren, erst dann verliert er die Lust daran, dich zu ärgern", meinte Rose.
Ich hasst es, so etwas als Antwort zu bekommen. Das stimmte sowieso nicht, und das wusste sie auch. Aber sie war schon immer so, optimistisch und sieht in jedem Menschen bloß das Gute. Das genaue Gegenteil von mir.

Ich war oft launisch oder genervt, hasste es unter Leuten zu sein und war auch nicht selten etwas arrogant. Doch wenn man mich besser kannte, wusste man, dass ich nicht immer so war. Es war etwa so wie eine Schutzwand, die ich um mich errichtet hatte, um nicht verletzt zu werden. Nur wenige Menschen kannten mich richtig, und ich öffnete mich auch nicht einfach jedem. Die meisten verloren die Geduld schon nach einigen Tagen, andere nach Wochen. Doch Rose nicht. Sie hatte immer öfter mit mir geredet, auch, wenn sie eigentlich nur Selbstgespräche geführt hatte. Und irgendwann hatte ich geantwortet. Das war dann auch schon die Geschichte unserer Freundschaft und der Grund, warum wir heute gemeinsam durch Hogwarts streiften.

„Ich werd es versuchen, zufrieden?", gab ich mich geschlagen.
Würde ich nicht, aber ich wollte nicht weiter über so ein Thema diskutieren. Das war mir Potter einfach nicht wert, um meine kostbare Zeit mit so einem Idioten zu verschwenden.
„Und jetzt Themenwechsel: Was machst du in den Ferien denn so?"
„Ach, wahrscheinlich nichts besonders. Aber so, wie ich die Erwachsenen kenne, steht wieder ein Familienfest an."
Sie verzog genervt das Gesicht.
„Aber es ist doch schön, die Zeit mit der Familie zu verbringen", meinte ich, wieder einigermaßen gut gelaunt.
„Ja, aber rate wer da auch sein wird", sie wartete meine Antwort gar nicht ab, sondern fuhr einfach fort, „Mein doofer Cousin James mit seinen nervigen Freunden."
„Ok, ich versteh dich. Aber wir wollten doch über was anders reden. Alles, aber nicht Potter!"
Sie lachte auf und meinte dann:
„Wetten, am Ende kommt ihr zusammen und seid das glücklichste Pärchen der Welt."
Ich würgte bei dem Gedanken, Potter und ich, das war doch absurd. Und eklig. Wieder bekam ich einen Brechreiz bei dem Gedanken.
„Ich sehe, du bist nicht so erfreut über meine Idee."
„Ganz und gar nicht", ich verzog angeekelt das Gesicht.
„War sowieso nur ein Scherz. Aber egal. Wo waren wir? Ach ja, bei dem Fest."

Und so redete ich weiter über Gott und Welt. Bis wir an der Treppe zum Kerker kamen. Ganz zu Roses und meinem Unmut war Rose nach Gryffindor und ich nach Slytherin gekommen. Nicht nur, dass wir damit einen ganz anderen Aufenthaltsort hatten, nein, dazu kam auch noch, dass die Häuser schon seit ewiger Zeit verfeindet waren. Wir galten oft als Außenseiter oder Verräter, doch das interessierte uns herzlich wenig. Ich war froh, so eine gute Freundin gefunden zu haben. Doch leider trennten sich unsere Wege jetzt schon. Sie nahm mich noch einmal in die Arme und murmelte mir noch ein gute Nacht zu. Mit schnellen Schritten rannte ich die lange Treppe hinunter. Als ich schließlich am Gemeinschaftsraum ankam, war es sicher schon einige Minuten nach Ausgangssperre, aber ich wurde ja nicht erwischt. Plötzlich ertönte ein Rums, aber als ich mich umwandte, war niemand zu sehen. Schulterzuckend drehte ich mich wieder um, nannte leise das entsprechende Passwort und betrat den menschenleeren Raum. Auf leisen Sohlen schlich ich in meinen Schlafsaal, wo schon die gesamten Mädchen schliefen. Sie waren alle ziemlich eingebildet, und jede hatte schon etwas mit Potter. Langsam fragte ich mich, warum sie alle auf ihn reinfielen. Er war der beliebteste Junge der Schule, und das nicht nur bei den Jungen. Die Mädchen lagen ihm zu Füßen, was er auch ausnutzte. Er hatte gefühlt jede Woche eine andere. Wenn er keine Lust mehr auf ein Mädchen hatte, nahm er sich die nächste. Und brach damit immer mehr Herzen. Aber selbst Schuld. Mitleid hatte ich jedenfalls nicht.

Schnell machte ich mich fertig und legte mich in mein Bett. Als mir die Augen schließlich schloss, dachte ich noch daran, wie sehr ich mich freute, ihn wieder zu sehen.

Das Pferdemädchen (Harry Potter, Next Generation ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt