Tschüss Schule, hallo Ferien!

514 26 6
                                    


Der Rauch, den die rote Lok ausstieß, wehte mir etwas ins Gesicht und vernebelte kurzzeitig meine Sicht. Die Schülermengen drängten aus dem Zug und es war ein Wunder, dass ich noch nicht umgerannt wurde. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Rücken, die mich sanft, aber bestimmt aus der Tür und schob mich in Richtung der wartenden Schüler. Mein Kopf schnellte herum und ich sah in das Gesicht meines Freundes, der mich warm anlächelte. Ich grinste genauso zurück und kurz verlor ich mich in seinen Augen, welche ein so schönes Braun hatten.
Okay, stopp!

Schnell wandte ich mich wieder ab und blickte mich um. Sofort fiel mir der Haarschopf meiner Mutter ins Auge und ich begann, wie eine Verrückte zu winken, was sie mir nachtat. Dabei hätte ich James fast ein Auge ausgestochen, doch er wich rechtzeitig aus und sah sich nach seinen Verwandten um. Auch diese waren nicht zu übersehen, sie standen zusammen mit den Eltern von Rose, welche direkt zu ihnen stürmte.

„Okay, bye!", rief ich, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und wollte weglaufen, direkt in die Arme meiner Mutter, doch er hielt mich zurück.
„Krieg ich keine richtige Verabschiedung?", schmollte er wie ein Kleinkind und ich verdrehte die Augen.
„Meinetwegen", gab ich nach einem einminütigen Blickduell nach und zog ihm zu mir runter, um ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen zu hauchen.
„Geht doch", meinte er zufrieden und umarmte mich kurz wie ein Teddybär, und ich ließ es einfach über mich ergehen.
Widerstand hatte sowieso keinen Zweck, wieso sollte ich dann so viel Energie darin verschwenden? Außerdem fühlte es sich ehrlich gesagt ziemlich gut an, auch, wenn ich es nie laut zugeben würde.

„Ich schreib dir", flüsterte er mir noch ins Ohr, ehe er sich abwandte und zu den zwei Personen spazierte, die uns interessiert musterten.
Oh nein, schnell weg hier. Nicht, dass sie noch auf die Idee kommen würden, sich die neue Freundin ihres Sohns mal genauer anzusehen.
Mit großen Schritten rannte ich auf meine Mutter zu und schloss sie in die Arme. Es fühlte sich so gut an, sie nach einer gefühlten Ewigkeit wiederzusehen und den Duft ihres Parfüms einatmen zu können.
„Schön, dass du wieder das bist", nuschelte sie in meinen Pulli und ich drückte sie einfach noch fester an mich.

Als wir zusammen im Auto saßen, hakte meine Mutter natürlich sofort genauer nach:
„Wer war denn der gut aussehende junge Mann vorhin bei dir? Dein Freund?"
Dabei wackelte sie übertrieben mit den Augenbrauen und mir fiel erst jetzt ein, dass ich ihr noch gar nichts von Potter erzählt hatte.
Aber wer sollte er sonst sein? Glaubte sie etwa, ich würde einfach so einen wildfremden Jungen küssen? Eher nicht.
„Ja", meinte ich kurz angebunden und sie quietschte auf, wie ein Teenager, der sein Idol live und in Farbe sehen durfte.

„Wie schön! Wie heißt er denn? Ach Kathy, ich freu mich so sehr für dich!", schrie sie mit leicht erhöhter Stimme und ich musterte sie kritisch von der Seite.
Sie war wohl begeisterter als Rose und ich zusammen.
„Er heißt James. James Potter", erklärte ich und ihre Augen weiteten sich.
„Der James Potter? Den du immer gehasst und verabscheust hast?", fragte sie ungläubig nach und ich nickte.
„Ja, ich weiß selbst nicht, wie das passieren konnte", seufzte ich glücklich und starrte verträumt aus dem Fenster.

Das Schuljahr hatte geendet und Potter und ich waren, ganz entgegen den Annahmen der restlichen Schüler, noch immer ein Paar. Viele hatten sich damit abgefunden, doch Andere trauerten James noch immer hinterher und bedachten mich, wann immer ich ihnen über den Weg lief, mit einem bösen Blick. Diese ignorierte ich allerdings weiter gekonnt und führte mein Leben ganz normal weiter. Okay, ganz gewöhnlich wie früher vielleicht auch nicht, aber ähnlich. Nur besser. Wir trafen uns regelmäßig und lachten viel, egal, um was es ging.

„Ach, du siehst so süß und glücklich aus", durchbrach meine Mutter meine Gedanken und ich blickte bestürzt zu ihr auf.
„Bitte was? Ich bin nicht süß!", fauchte ich und sie musste schmunzeln.
Ja vielen Dank auch.

In diesem Moment rollte der Wagen durch das Tor zu unserem Hof und ich sprang wie immer aus dem Auto, bevor es zum Stehen kam.
„Ich gehe zu Charlie!", schrie ich meiner Mutter zu und war schneller verschwunden, als das sie ja sagen könnte.

Ich erblickte das schwarze Pferd schon von weitem und ich spürte, wie mein Herz einen kleinen Hüpfer machte. So schnell ich konnte wich ich Hindernissen wie Schubkarren, Satteldecken und Menschen aus und kam meinem Ziel immer näher. Nur noch ein paar Meter, dann war es geschafft.
„Charlie", rief ich so laut, dass man es vermutlich noch viele Meter weiter hören konnte, doch das störte mich nicht im geringsten.
Das Tier spritzte die Ohren und sah sich kurz um, ehe es auf mich zustürmte.
Meine Arme um seinen Hals schlingend atmete ich seinen Duft ein und konnte mir ein wohliges Seufzen nicht verkneifen.
Endlich war ich wieder hier. Und diesmal nicht für so einen kurzen Zeitraum, sondern länger. Und ich würde die Wochen nutzen, um alles aufzuholen, was ich in der Schule nicht machen konnte.

Das Pferdemädchen (Harry Potter, Next Generation ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt