Diskussion am Frühstückstisch

366 18 10
                                    


„Helfen Sie mir! So kann ich ja nicht vor die Tür treten!", schrie Miriam erneut und sah sich fassungslos in dem von Gekicher erfüllten Raum um.
„Hat sie das nicht schon längst getan?", fragte Scorpius lachend und wandte sich sofort wieder dem Geschehen zu.
Ich selbst konnte meine Augen einfach nicht von Miriam lösen, die mittlerweile außer Rand und Band schien, ebenso wie Albus, der mehr als nur ein bisschen belustigt schien.
„Ich überlege gerade, welche Farbe mir stehen würde. Orange vielleicht?", schlug Al vor und fing sofort an, wie ein Model zu posieren.
Ich erstickte fast an Luftmangel und wäre vor Lachen fast schon wieder von der Bank gekippt, hätte die ebenso kichernde Rose mich im letzten Moment an den Schultern gepackt.

„Wer hat mir das angetan? Wer war das?", rief der Junge, Entschuldigung, ich meinte natürlich das Mädchen aus und blickte sich hektisch in der von Schülern gefluteten Halle um.
Ihre Augen überflogen Gesichter und Bänke, bis ihr Blick schließlich unseren Tisch erreichte und auf uns ruhen blieb. Auf mir, um es genau zu nehmen.
„Oh nein, ich ahne Böses", murmelte Scorp, und er sollte Recht behalten.
Mit großen Schritten eilte sie los, direkt auf uns zu.
„Das ist nicht gut", stellte Rose fest, ihren Kopf immer noch Miriam zugewendet.
„Gar nicht gut", flüsterte ich abwesend, da hatte sie uns auch schon erreicht.
„Warst du das?", flüsterte sie leise, doch laut genug, dass es die mittlerweile stumme Menge auch verstehen konnte.
„Warum sollte ich meine Zeit mit sowas vergeuden, ich habe auch ein eigenes Leben", antwortete ich ihr ruhig, während sie noch ein Stück näher kam.
„Na, weil du eifersüchtig bist."
„Eifersüchtig?", empört schnaubte ich durch die Nase aus und kniff die Lider leicht zusammen.
„Ja, auf mich und James, weil wir so ein perfektes Paar sind", meinte sie zuckersüß und verschränkte die Arme.
„Hm, schon komisch, dass ich euch seit diesem kleinen Vorfall gar nicht mehr zusammen gesehen habe. Super Paar seid ihr, wirklich", meine Stimme triefte nur so von Ironie und Sarkasmus, während ich meine Beine über die Bank schwang und aufstand.
Zwar waren wir immer noch nicht auf gleicher Höhe, aber wenigstens fühlte ich mich jetzt nicht mehr so klein wie ein Zwerg. Denn trotz der fünf Zentimeter, die sie von gestern auf heute geschrumpft war, wies sie immer noch eine erstaunliche Höhe auf und musste zu mir hinunterblicken, um mir in die Augen schauen zu können.

„Setzten Sie sich bitte wieder an ihren Tisch", wies McGonagall Miriam freundlich zurecht, aber sie dachte gar nicht daran, den Worten der Direktorin Folge zu leisten.
Stattdessen lehnte sie sich leicht vor und fokussierte mich eiskalt, ehe sie sich wieder gerade hinstellte und nervös anfing zu kichern.
„Weißt du, ich klammere mich nicht so an meinen Freund wie du und lasse ihm Privatsphäre. Und was verstehst du schon von Liebe? Seien wir ehrlich, du hast ihn doch nur ausgenutzt, um bekannter zu werden. Wieso sollte sich so etwas so schnell ändern?"
‚Okay Kathy, atme einfach kurz durch, dann wird das schon wieder', redete ich mir innerlich ein, aber die Wut, die mich plötzlich erfüllte, konnte ich nicht mehr zügeln.
Ich wusste, dass sie nicht recht hatte. Ich war weder an Potters Bekanntheit, noch an der seines Vaters interessiert.
Ganz im Gegensatz zu Miriam, die wahrscheinlich nur von seinem Aussehen hin und weg war, sich aber kein bisschen für seinen Charakter interessierte.
‚Aber was weißt du bitte über ihn? Vielleicht war das ja alles nur gespielt, so wie der Rest', flüsterte eine leise Stimme ganz tief in meinem Inneren, die ich am liebsten so schnell wie möglich verdrängt hätte.
„Und? Hast du dazu etwa nichts zu sagen?", murmelte sie mir ins Ohr und eine Gänsehaut überzog meinen Körper.
„Doch, sogar jede Menge", ich grinste sie freundlich an, doch meine Augen waren zu einem eisigen Blick verzogen.
„Aber vielleicht denkst du ja mal selbst über deine Worte nach. Wer ist hier hinter seinem Ruhm her? Du oder ich?"
Damit drängelte ich mich an ihr vorbei, meine Freunde direkt hinter mir, die Miriam jeweils noch böse musterten, und fast hätte ich schon wieder gelacht.

Doch in diesem Moment erhob die Direktorin wieder die Stimme, während sie sich kurz über die Stirn strich:
„Heute findet für die mittleren und oberen Jahrgänge der Kurs mit Ronald Weasley und Harry Potter statt. Willst du noch etwas dazu sagen, Harry?"
Mister Potter trat neben McGonagall und teilte uns mit, dass wir uns bitte um halb zwölf im Klassenraum für Verteidigung gegen die dunklen Künste einfinden sollten, ehe er uns entließ.
Mit den anderen Schülern verließen wir die Halle und machten uns sofort auf den Weg nach draußen.
Auch, wenn das Wetter sich etwas zugezogen hatte, brauchten wir jetzt alle frische Luft und einen Ort, an dem uns niemand stören würde.
Schweigend zogen wir über die Ländereien und betrachteten die großen Bäume, die sich sachte im Wind wogen. In der Ferne konnte man ganz klein das Quidditchfeld erkennen und die Flaggen, die auf den hohen Türmen fröhlich flatterten.
„Wann ist nochmal das erste Training? Sind nicht bald schon Spiele?", fiel mir wieder ein und wandte mich Scorpius zu.
„Ach Kathy, das Training ist schon übermorgen, von da an fast jeden Tag. Mach dich auf den Muskelkater bereit", er verzog schon jetzt das Gesicht und rieb sich anklagend über seine Schulter.
„Ach komm, so schlimm kann das ja nicht sein", lachte ich, aber er blieb todernst und wandte sich dem Himmel zu.
„Glaub mir, das wird schrecklicher, als du es dir jemals ausmalen könntest."
Ich verdrehte darauf nur lachend die Augen, während Albus anfing sich darüber aufzuregen, dass wir uns genau um halb zwölf mit seinem Vater und seinem Onkel treffen würden.

Das Pferdemädchen (Harry Potter, Next Generation ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt