Ein Date, drei Worte

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Die Blicke der Mädchen erdolchten mich, als ich wie eine Irre durch die Flure stürmte.
Die Nachricht, dass Potter und ich zusammen waren, hatte sich wie ein Lauffeuer in der Schule verbreitet. Die Reaktionen hätten unterschiedlicher nicht sein können. Die Jungs waren großteils begeistert, nur aus dem Grund, weil James ihnen so nicht mehr alle Mädchen ausspannen konnte. Die weiblichen Bewohner hassten mich darf jetzt wie die Pest. Schon oft hatte ich zu hören bekommen, dass ich es gar nicht wert war, mit Potter zusammen zu sein, da ich weder hübsch noch freundlich war. Doch ich ließ alles an mir abprallen und es scherte mich einen Dreck, was sie über mich dachten.

Im Sprint rannte ich um die letzte Ecke, ehe ich die Tür zur Putzkammer aufstieß und darin verschwand. In dem kleinen Raum, der nur spärlich beleuchtet war, konnte ich schon alle meine Freunde ausmachen, die mich erschrocken musterten.
„Kathy, da bist du ja endlich!", rief Rose und zog mich so gut da eben ging in eine kurze Umarmung.
„Und, wie war dein Treffen mit James?", erkundigte sie sich scheinheilig und ich grinste sie an.
„Schön, aber jetzt lasst uns über ein anderes Thema reden. Unseren nächsten Streich zum Beispiel."
„Hat jemand eine Idee?", fragte Al und wir schüttelten alle gleichzeitig den Kopf.
„Kathy, du hast doch sonst immer so gute Pläne. Komm schon, du musst doch Irgendwas haben", flehte Rose, doch ich zuckte nur die Schultern.

„Scorp?", hoffnungsvoll blickte ich zu ihm auf, doch auch er wirkte ratlos.
„Sonst irgendwer? Wir hatten sonst auch immer eine Idee, da kann es doch nicht sein, dass uns heute nichts einfällt", empörte ich mich und die anderen nickten zustimmend.
„Vielleicht liegt es am Wetter", stellte Al eine Vermutung auf.
„Das glaubst du doch selber nicht", meldete sich Scorpius zu Wort.
„Ehrlich gesagt nein", gab er klein bei und wir verfielen wieder in Gedanken.

Was gab es denn, was nicht total langweilig war? Was einzigartig und abwechslungsreich war? Was die Schüler zum Lachen brachte und die Lehrer schmunzeln ließ? Ich hoffte darauf, dass eine Idee in meinem Kopf aufploppte, doch das einzigste, was ich fühlte, war gähnende Leere.
„Eventuell...", alle Blicke richteten sich auf Rose, die die Stille durchbrochen hatte.
„Jetzt sag schon!", meinte ich energisch.
„Ich weiß aber nicht, ob das gut ist", erklärte sie zögerlich und ich vergrub den Kopf in den Händen.
„Rose, wir können jeden Plan gebrauchen, also sag schon", forderte ich sie genervt auf und sie fing an zu sprechen.

„Aber es ist vermutlich nicht brauchbar, also lasst uns weiter überlegen", beendete meine beste Freundin ihre Rede und wandte sich schüchtern ab.
Wir starrten sie alle nur mit offenem Mund an, so überrascht waren wir.
„Von wegen, dass ist eine dumme Idee. Das ist grandios!", lobte Al seine Cousine, welche sofort rot wurde.
„Okay, dann machen wir es so", legte ich fest und grinste in die Runde.

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„Wohin gehen wir?", nörgelte ich ungeduldig, doch James lachte nur und zog mich weiter hinter sich her.
„Vielleicht hast du es noch nicht mitbekommen, aber ich hasse Überraschungen", meckerte ich weiter.
„Wissen tue ich es schon, aber ehrlich gesagt ist es ziemlich witzig", meinte er und mir klappte die Kinnlage hinunter.
„Hey, das ist richtig doof von dir!"
„Ist mir klar", antwortete er nur darauf und schleppte mich weiter mit sich.
„Wir sind aber sowieso gleich da", beruhigte er mich und ich verstummte.
Es brachte ja so oder so nichts, er würde nicht mit der Sprache rausrücken.

Heute war Potter mit einem scheinheiligen Lächeln auf mich zugekommen und wir hatten uns für den Nachmittag verabredet. Ich hatte angenommen, dass wir nur einen Spaziergang am See machen würden, doch mein Freund hatte scheinbar andere Pläne.

Schließlich schlugen wir den Weg in Richtung Bootshaus ein und seine Schritte verlangsamten sich merklich.
Tatsächlich betraten wir das alte Gebäude und mir stockte der Atem.
„Tada!", schrie er euphorisch und grinste mich an.
„Und, wie gefällt es dir? Ziemlich cool, was?"
Ich nickte nur begeistert und sämisch weiter um.

Mitten im Raum lag eine Picknickdecke, die mit allen möglichen Köstlichkeiten bestückt war. Blüten waren im gesamten Raum verteilt und sogar ein paar Kerzen brannten. Es wirrste einfach wunderschön und der Fakt, dass gerade die Sonne unterging, verstärkte diesen Eindruck noch mehr.
„Wow", hauchte ich leise und fuhr mir durch die Haare.
„Respekt Potter", gab ich zu, nachdem ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte und er zog eine Augenbraue hoch.
„Wieso nennst du mich eigentlich immer noch Potter?", nervte er mich zum zehntausendsten Mal und ich verdrehte die Augen.
„Wie oft willst du es denn noch hören? Du warst, bist und bleibst Potter", sagte ich dann sachlich und ließ mich auf die Decke fallen.
Potter folgte mir und wir fingen an, das lecker duftende Essen zu verputzen.

„Puh, jetzt bin ich echt satt", tat ich zufrieden kund und lehnte mich an James, welcher eben so voll schien wie ich.
„Kuck mal, wir könnten mit dem Boot auf den See fahren!", stellte er plötzlich begeistert fest und stand auf.
Erst wollte ich ihn daran hindern, doch bei genauerem Überlegen ließ ich es bleiben. Warum eigentlich nicht? Das klang nach viel Spaß und selbst wenn wir reinfallen würden, wäre es auch egal. Das Wasser war mittlerweile schließlich nicht mehr zugefroren, sondern hatte eine angenehme Temperatur erreicht.

„Ich helfe dir", rief ich aus und beförderte das kleine Schiff mit Potters Hilfe ins Wasser. Schnell schnappten wir uns noch zwei Paddel, die in einer Ecke standen, dann ging die Fahrt los.
Mit gezielten Bewegungen lenkten wir das Boot aus dem Haus, raus ins Freie.
Eine leichte Brise kam mir entgegen und ich atmete die frische Luft genüsslich ein.

Schon bald hatten wir eine sichere Entfernung zum Ufer erreicht und legten die Paddel zurück auf den Boden des Schiffs. Einige Sekunden starrten wir nur auf den roten Ball, der fast ganz verschwunden war, ehe ich meinen Kopf wieder ihm zuwandte.
„Danke", meinte ich leise und er drehte den Kopf zu mir.
„Generell. Danke für das schöne Date, aber auch danke für die tollen Erlebnisse, die ich bisher mit dir hatte", ich lächelte ihn warm an und er tat es mir nach, ehe er sich zu mir vorbeugte und mir einen kleinen Kuss auf die Lippen hauchte.
„Dann muss ich mich wohl auch bei dir bedanken", schmunzelte er.
Dann beugte er sich zu mir vor und küsste mich wieder, aber diesmal richtig.
Wie immer explodierte innerlich ein Feuerwerk in mir und ich musste leicht in den Kuss hineinlächeln.

„Ich liebe dich", flüsterte er leise, als wir uns langsam wieder voneinander lösten und ich spürte, wie ein Kribbeln in mir aufstieg.

Aber natürlich war mein Mundwerk mal wieder schneller als mein Gehirn und so hörte ich mich selbstbewusst behaupten:
„Ich liebe mich auch."
Daraufhin brach er in Gelächter aus und ich stimmte fröhlich mit ein.
Nachdem er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, erhob ich meine Stimme erneut:
„Aber mal ehrlich: Ich liebe dich auch."
Ein breites Grinsen bedeckte sein Gesicht und ich erwiderte es einfach.
Vor ein paar Monaten hätte ich nie gedacht, dass Potter und ich uns so gut verstehen würden. Doch nun saßen wir zusammen in einem Bot auf dem See, lächelten uns an und genossen einfach den Moment.

Das Pferdemädchen (Harry Potter, Next Generation ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt