Der Duft nach frischen Backwaren erfüllte die riesige Halle, um uns herum wuselten zahlreiche kleine Wesen mit Tellern, auf denen sich Speisen auftürmten, bei denen einem das Wasser im Mund zusammenlief. Vor mir eine dampfende Suppe, eine bunt bestrichene, lustig und zugleich edel wirkende Tasse mit einem ebenso heißen Tee daneben.
Vorsichtig hob Miriam das im spärlichen Licht glänzende Besteck an, rührte kurz lustlos in ihrer Suppe, ehe sie leise seufzte und sich langsam aufrichtete.
„Ich denke, ich sollte auch endlich mal meine Beichten ablegen", murmelte sie beschämt auf, die Augen auf die mit Kerben bedeckte Holzplatte gerichtet.
Ich blieb stumm, war nicht sicher, was ich darauf erwidern sollte.
Nervös spielte meine Gegenübersitzende mit den perfekt lackierten Nägeln.
„Sagen wir es so: Das Verhältnis zwischen mir und meinen Eltern war nie sonderlich gut. Sie hatten sich einen Jungen gewünscht, und dann kam ich, ein kleines, zerknautschtes Kind mit zotteligen braunen Haaren und trüben Glotzaugen, welches weder gut zeichnen, noch singen oder tanzen konnte. Jedes zerbrochene Glas und jedes misslungene Kunstwerk wurde entweder mit einem Streit belohnt, oder sofort in den Mülleimer befördert. Es war, als könnte ich nichts richtig machen."
Verbittert seufzte sie auf, unterbrach kurz ihre leise Rede, um tief durchzuatmen. Ich hing weiterhin gebannt an ihren Lippen und auf einmal fühlte ich mich unendlich schlecht, sie so verurteilt zu haben. Eigentlich war sie nur ein armes, vereinsamtes Mädchen, welches sich versuchte hinter einer Fassade aus Make-up und einem lasziven Auftreten zu verstecken.„Als an meinem elften Geburtstag auch noch der Brief von Hogwarts kam, war das Chaos perfekt. Ich erinnere mich noch genau, wie meine Mutter rumgeschrien hat, eine Hexe in der Familie, was eine Schande ich doch war", murmelte sie verbissen, ihre Augen richteten sich trüb in die Ferne.
„Ich sah in Hogwarts allerdings eine Chance, endlich aus meiner eigenen kleinen Hölle zu verschwinden, so schrieb ich eine Einwilligung, fälschte die Unterschrift meiner Eltern und machte mich am Tag der Abreise auf zum Bahnhof. Und was ein Glück, dass mich dieser unfreundliche Schaffner entnervt gegen die Säule zwischen Gleis neun und zehn geschubst hat, nachdem ich ihn verzweifelt nach dem Weg gefragt hatte, sonst würde ich vermutlich noch immer noch Haare raufend durch die Gegend irren. Professor McGonagall war natürlich klar, dass es nicht meine Eltern waren, die meine Genehmigung unterzeichnet hatten, aber anscheinend habe ich sogar ihr steinhartes Herz erwärmt, als ich so flehend vor ihr saß, mit dicker Hornbrille und wirren Haaren."Während ihrer Erzählung merkte ich deutlich, dass sich ihre weiterhin stur in die Ferne blickenden Augen langsam aber sicher mit Tränen füllten. Doch ich wagte es nicht, sie aus ihrer Trance zu wecken, zu gespannt war ich auf die Geschichte, welche die Missverständnisse zwischen uns klären sollte.
„Die Jahre verstrichen, und ich habe mich, nennen wir es mal, äußerlich verändert. Die Leute akzeptierten mich und mein Aussehen nicht, oft wurden Witze über den kleinen Streber gerissen, der ich damals noch war. Also nahm ich mir fest vor, dies zu ändern. Du siehst ja, was aus ihr geworden ist. Eine aufgeblasene, verwöhnte Zicke, die alles bekommt, ohne auch nur einen Finger dafür zu krümmen. Na ja, jedenfalls wollte ich dies immer sein, und als ich wenigstens den Anschein erweckte, dies zu sein, erfüllte mich eine solche Genugtuung, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte, mich zu verändern, wo es nur möglich war. Mich habe ich auf dem langen Weg gänzlich verloren, doch es war mir komplett egal. Ich bekam alles, was ich mir je erträumt hatte. Plötzlich hatte ich Freunde, wenn man sie als welche bezeichnen kann, doch damals war ich augenscheinlich blind. Ich war die unerträgliche Brille losgeworden, die mir schon damals viel zu groß war und immer wieder von der Nase rutschte. Ich war gewachsen, hatte die blonde Haarfarbe, die alle meine Freundinnen besaßen. Ich konnte mich schminken, so viel ich wollte und so jedes Detail, was ich nicht an mir mochte verändern. Es war alles perfekt, na ja, fast."
Gestresst fuhr sie sich durch die lange Mähne, blinzelte einige Male, um die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Doch nun stand ihr nicht mehr diese unendliche Traurigkeit ins Gesicht geschrieben, sondern unbändiger Scham, welcher ihre Wangen erröten ließ.
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Das Pferdemädchen (Harry Potter, Next Generation ff)
FanfictionKathy ist eine ganz normale Hexe, die ihr vorletztes Jahr in Hogwarts macht. Wenn da nicht der Cousin ihrer besten Freundin, James Sirius Potter wäre. Der hat es sich anscheinend zur Lebensaufgabe gemacht, Kathy so oft es ging mit ihrer Liebe zu Pf...