Unser Ende

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,,Stefan? Wo sind unsere Sachen?" Sie schaut sich um, öffnet jede Schublade und jeden Schrank, aber ich stehe nur da. ,,Ey, wenn das ein blöder Streich seien soll, dann sag mir es lieber gleich." mit einem unsicherem Lachen, spricht sie zu mir, dennoch kommt kein Ton aus meinem Mund. Sie kommt wieder zurück zu mir, packt mich an den Schultern und fängt diese zu rütteln. ,,Hallo?" Ich erwache aus meiner schockstarre und nehme ihre Hände von meinen Schultern herunter. ,,Das war sie. Das war diese blöde Schlampe!" Der Stuhl, der gerade noch neben mir stand, ist durch meine unfassbare und Energie geladene Wut, an die Wand geschleudert worden. ,,Wieso ruiniert sie alles?!" sauer und traurig zugleich, fahre ich mit meinen Fingern durch meine Haare, dabei läuft mir eine Träne über meine Wange. ,,Beruhige dich!" mit einer zaghaften Stimmlage, versucht sie mich zu beruhigen. Sie drängt mich zu dem Sofa, welches hinter uns steht und ich sacke, auf diesem zusammen. Nach dieser einen Tränen, kommen weitere, bis ich schließlich schmerzhaft zusammenbreche.  ,,hey! Hör mir zu! - sie nimmt meinen Kopf in ihre Hände und streicht die Tränen von meiner Wange weg - Der Tag, war der schönste Tag, den ich je in meinem Leben hatte! Sie hat ihn nicht ruiniert! Sie hat nichts an uns ruiniert! Ich werde dich immer lieben! Ok, ich gebe zu, dass sie eine Sache ruiniert hat... - Ich schaue, mit einem fragenden Blick in ihre Augen - Unsere Zukunft. Wir wissen nicht, ob es diese noch gibt. Aber trotzdem! Wir haben noch - sie schaut auf die Uhr, welche auf der anderen Seite des Raumes ist und spricht dann weiter - Wir haben noch zwei Stunden. Eine für den Flug und die andere, für die Autofahrt, welche wir beide ausnutzen und genießen werden! Verstanden?" Jetzt kullert auch ihr eine Träne über die Wange. ,,Du hast recht. Danke, dass du immer für mich da bist!" sie hilft mir beim aufstehen und dann checken wir aus dem Hotel aus, rufen uns ein Taxi und fahren zum Flughafen. Wir fliegen mit dem selben Privat-Jet und mit der selben Crew. Ich setze mich hin und schließe meine Augen, dann spüre ich wärme und einen bekannten Geruch. Kathrine hat sie auf meinen Schoß gesetzt und ihre Arme um meinen Hals gelegt. Ich fühle mich geborgen und sicher mit ihr. Es ist anders, als bei dem letzten Flug, in der Bar oder im Fahrstuhl, sie will einfach nur bei mir sein. Dann platziert sie ihren Kopf auf meiner Schulter und schließt ebenso ihre Augen. Ihre Atmung und Ihr Herzschlag verlangsamt sich und ab diesem Zeitpunkt weiß ich, dass sie eingeschlafen ist. Sie muss erschöpft sein-Klar, wieso nicht? Ich habe sie dreimal zum... Gerade als ich darüber nachdenke, versinke ich auch in einem ausruhenden Schlaf, mit ihr in meinen Armen. Ich träume wieder, aber es ist anders. Sie ist nicht da. Isana ist nicht hier. Ich schaue mich um, aber ich bin alleine. Ich bin gefangen, nicht mit Fesseln, sondern in mir selber. Ich bin in mir gefangen. Ich versuche zu rennen, aber versage. Ich versuche zu reden, aber... versage. Nichts passiert. Ich stehe in einem düsteren, verwucherten und kalten Wald und dagegen kann ich nichts machen. Äußerlich passiert vielleicht nichts, dennoch in mir drinnen, da passiert eine ganze Menge! Innerlich schreie, weine und kämpfe ich, damit ich meinen Verstand behalte. In diesem Traum muss ich kämpfen, dass gibt mir ein Zeichen. Ich hätte auch im echten Leben mehr kämpfen sollen. Für sie, für uns, hätte ich kämpfen sollen. Ich hätte stärker seien sollen. Aber jetzt ist es zu spät, ich habe mich dagegen entschieden, damit sie leben kann, damit sie glücklich seien kann. Dieser Traum hat mich ausgeruht, aber auch gleichzeitig wach gemacht und ich öffne langsam und sanft meine Augen. Anscheinend sind wir noch nicht weit und Kathrine schläft noch tief und fest. War dieser Traum eine Warnung? Wahrscheinlich, aber jetzt erstmal muss ich mich entspannen und das klappt am besten, wenn ich die süße Kathrine ansehe. Einige Minuten vergingen und mein Blick verweilte immer noch auf ihr. Bis sie, langsam und vorsichtig ihre Augen öffnet und mich ansieht. ,,Hast du gut geschlafen?" flüstere ich und sie gähnt erstmal. ,,Ja, dass habe ich und du?" mit einem kleinen grinsen auf den Lippen, wartet sie auf eine Antwort und es tut mir weh, ihr sagen zu müssen, dass es nicht so ist, wie sie es sich erhofft. Ich schüttele zaghaft meinen Kopf und schaue sie betrübt an. ,,Hattest du wieder einen dieser Träume? Ach, warte, dass geht nicht, denn es waren ja Visionen. Dann war es ein wirklicher Traum oder? - Ich nicke - Was ist in dem Traum passiert? Stefan, du kannst mit mir darüber reden." ganz besorgt ist sie um mich. ,,Ich war gefangen. Nicht in einem Gebäude oder so. Ich war gefangen in mir selber und musste kämpfen, damit ich mich befreie. Dieser Traum hat mich aufgeweckt und ich bin mir um einige Dinge klarer geworden." Ein schauer läuft mir über den Rücken, während ich ihr das alles erzähle. ,,Was ist dir klarer geworden?" ich höre die Angst aus ihrer Stimme und ich versuche ruhig zu antworten. ,,Ich weiß, dass ich hätte kämpfen müssen, für uns. Das ist mir klar, aber was wenn es nichts gebracht hätte? Ich habe einfach darüber nachgedacht und bin doch dazu gekommen, dass meine Entscheidung definitiv die richtige war. - sie will etwas sagen, doch ich lege meinen Zeigefinger auf ihren Mund - Sag jetzt nichts! Ich werde gehen und das ist das richtige, weil wenn ich nicht so entschieden hätte, dann wärst du wahrscheinlich gestorben! Das kann ich nicht und du weißt das!" Mein Finger verlässt ihre Lippen und ich lasse sie sprechen. ,,Natürlich weiß ich das. Du hast deine Wahl getroffen und ich - Ihr läuft eine Träne, die Wange herunter - und ich akzeptiere diese." Dann schmiegt sie sich wieder an meinen Oberkörper und ich merke, wie mein T-Shirt, durch ihre Tränen nass wird. Ich lasse sie weinen, denn sie braucht das gerade. Ich will nicht weinen. Ich kann nicht weinen, denn wenn ich weine, weiß ich nicht, ob ich damit aufhören kann.

𝐒𝐭𝐞𝐟𝐚𝐧 𝐨𝐡𝐧𝐞 𝐁𝐫𝐮𝐝𝐞𝐫 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt