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- Melbourne ~ Park Hyatt -
02:07 am

Stumm starrte ich noch immer auf den dunklen Handybildschirm. Die Tasse Tee auf meinem Nachtisch war bereits das zweite Mal wieder kalt geworden.

Das dumpfe Klingeln in meinen Ohren war auch Stunden nach dem Konzert noch nicht verschwunden und hielt mich bisher erfolgreich vom Schlafen ab. Das und mein schlechtes Gewissen. Ich hatte einen weiteren Anruf von Harry verpasst. In LA war es bereits kurz nach neun Uhr am Morgen. Ich konnte nur hoffen, dass Harry noch nicht im Studio oder in irgendwelchen Meetings war.

Eine halbe Minute klingelte es, bevor ich wie so häufig auf seiner Mailbox landete. Frustriert legte ich auf. Wie zu Hölle machten Louis und Eleanor das? Egal zu welcher Tageszeit wir uns versprachen, den Anruf des anderen entgegenzunehmen, einer schaffte es nie. Seufzend erhob ich mich, um das Licht endgültig im Zimmer zu löschen. Nur um einen Hechtsprung zurück zum Bett zu machen, als mein Handy tatsächlich zu klingeln anfing.

"Hey." Murmelte ich leicht außer Atem.
"Hey." Harrys raues Lachen hinterließ wie so häufig eine Gänsehaut auf meinen Armen.
"You sound out of breath. What are you doing darling?"

"Definitely not jumping back into bed to take your call. I'm sorry for not picking up yesterday." Nervös spielte ich mit dem Saum meiner Decke, während ich auf seine Antwort wartete. Wenn ich mich nicht irrte, hupte ein Auto bei ihm im Hintergrund. Also war er tatsächlich schon unterwegs.

"Don't be, I know how hectic a tour can be." Ich schluckte. Wie sehr wünschte ich mir die einfache, langweilige Tourhektik zurück.

"Why are you still awake darling? It's past two am in Melbourne." Der Stein in meinem Magen wurde wieder prominenter, als ich nichts als ehrliche Besorgnis in seiner Stimme hörte. Konnte ich Harry überhaupt von heute erzählen, ohne erneut irgendwelche unsichtbaren Grenzen zu überschreiten?

"Couldn't sleep." Ich wusste nicht warum, aber ich konnte Louis Faszination mit dem Tourbus so langsam nachvollziehen. Es war ein klein wenig Routine, etwas Konstantes auf Tour, was einem so weit wie möglich Sicherheit und Privatsphäre gab.

"Jetlag again?"

"The interview was today. We already got an outline and it seems like it worked out. Amy was quite enthusiastic." Ich merkte selbst, wie monoton meine Stimme klang.

"Isn't that good?" Er war verwirrt. Die Irritation in seiner Stimme war nicht zu überhören. Natürlich war es gut. Und trotzdem war mir vorhin kotzübel geworden, als Marks Gratulationsnachricht mich erreicht hatte.

"Louis told me about Johannah's funeral." Stille. Am anderen Ende der Leitung herrschte von einer Sekunde auf die andere absolute Stille. Kein leises Rauschen von vorbeifahrenden Autos, kein Hupen, nur eine betäubende Ruhe.

"I..." Ich stockte, versuchte das Chaos in meinem Kopf zu sortieren. "Not that Louis willingly talks about you, but if he does, it's with such a hatred. And I knew something happened and it was my own fault to never ask what exactly. But... I'm so confused because the Harry I know is cute, laughable, passionate, polite and maybe jealous but not this ugly, invidious character that Louis describes. And Harry I'm trying, I'm really trying to separate this tour part of my life and your part. I'm telling myself it was years ago that you can have changed. That he is biased. That Louis maybe wasn't always an angel either. And I get it. I really do. But you never seem to say a single bad word about him. In contrary, when you speak about him it's always with such a protectiveness..." Ich stoppte nicht ganz sicher, ob das was ich sagte, überhaupt noch Sinn machte. Meine linke Hand krallte sich bereits in die lächerlich weiche Bettdecke.

Care for you. |H.S.|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt